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Reproduktion (in) der "Opioidkrise"
eine intersektionale Diskursanalyse zu Substanzgebrauch und Schwangerschaft in den USA
Astrid Bergmann
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Politikwissenschaft
Betreuer*in
Saskia Stachowitsch
DOI
10.25365/thesis.72054
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29085.65613.231746-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Seit 2017 gilt die Opioidkrise als „national public health emergency" in den USA. Sie reiht sich in eine lange Geschichte von sogenannten Drogenkrisen ein. Drogenkrisen sind keine objektiven Gegebenheiten, sondern soziale Aushandlungsprozesse und als solche durch Machtverhältnisse strukturiert. Aus einer gouvernementalitätstheoretischen Perspektive beleuchtet vorliegende Arbeit ebendiese Verhältnisse anhand des Themenfelds Substanzgebrauch von Frauen während der Schwangerschaft. Schwangere Frauen sind mit vielfältigen gesellschaftlichen Ängsten und Anrufungen konfrontiert, in denen sich Machtverhältnisse verdichten. Mithilfe einer Rahmen- und Diskursanalyse untersucht die Arbeit anhand von Zeitungsartikeln aus der New York Times wie Schwangerschaft und Substanzgebrauch diskursiv miteinander verknüpft und problematisiert werden. Zudem beforscht sie, wie die Opioidkrise und darin speziell Anrufungen an schwangere Frauen durch vergeschlechtlichte, rassifizierte und klassenspezifische Diskurse produziert werden. Mit der diskursiven Platzierung der Opioidkrise als weiße Krise, im Gegensatz zu vergangenen rassifizierten Drogenkrisen, geht eine Fokusverschiebung von kriminalpolitischen und punitiven hin zu gesundheitspolitischen Forderungen einher, ¬¬wie ein verbesserter Zugang zum Gesundheitssystem. Im Speziellen substanzgebrauchende schwangere Frauen werden aus diesem systemischen, gesundheitspolitischen framing jedoch ausgeschlossen. Zwar bewegen sich die Diskurse weiterhin im gesundheitlichen Bereich, fokussieren jedoch verstärkt auf individuelle Verantwortung und rufen schwangere und nicht schwangere Frauen auf klassenspezifische und rassifizierte Weise an: über Risikodiskurse um den Fötus, vergeschlechtlichte Substanzgebrauchserklärungen und idealisierte Vorstellungen von Mutterschaft. Im Kontext der Erfolge von Abtreibungsgegner_innen durch den Erlass von fetal protection-Gesetzen, die Frauen für ihr Verhalten in der Schwangerschaft kriminalisieren, wird die antifeministische, gesellschaftspolitische Kraft dieser Diskurse deutlich. Sie reihen sich in Diskurse ein, die den „bedrohten" Fötus fokussieren und gesellschaftliche Reproduktionsverhältnisse in den Hintergrund rücken lassen.
Abstract
(Englisch)
Since 2017, the opioid crisis has been considered a “national public health emergency” in the United States, joining a long history of so-called drug crises. Drug crises are not objective realities but social negotiation processes and as such are structured by power relations. Through the lens of governmentality theory, this thesis illuminates these very relations by looking at media discourses about substance-using pregnant women. Pregnant women come to symbolize manifold social anxieties surrounding substance use and (social) reproduction. Using frame and discourse analysis, the thesis examines how pregnancy and substance use are discursively linked and problematized in newspaper articles from The New York Times. Additionally, it explores how the opioid crisis, and within it specifically invocations to pregnant women, are produced through gendered, racialized, and class-related discourses. Accompanying the discursive placement of the opioid crisis as a white crisis, as opposed to past racialized drug crises, is a shift in focus from criminal and punitive to health policy demands, – such as improved access to the health care system. Specifically, however, substance-using pregnant women are excluded from this systemic and health policy framing. While discourses continue to address health issues, they increasingly focus on individual responsibility and invoke pregnant and nonpregnant women in class-related and racialized ways: via discourses of the fetus at risk, gendered substance use explanations, and idealized notions of motherhood. In the context of anti-abortionists’ successes in advocating fetal protection laws that criminalize women for their behavior during pregnancy, the anti-feminist, sociopolitical power of these discourses becomes clear. They join discourses that focus on the “threatened” fetus and relegate social relations of reproduction to the background.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Reproduktion Schwangerschaft Drogenpolitik Substanzgebrauch race Klasse Geschlecht Diskursanalyse
Schlagwörter
(Englisch)
reproduction pregnancy drug policy substance use race class gender discourse analysis
Autor*innen
Astrid Bergmann
Haupttitel (Deutsch)
Reproduktion (in) der "Opioidkrise"
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine intersektionale Diskursanalyse zu Substanzgebrauch und Schwangerschaft in den USA
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
117 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Saskia Stachowitsch
Klassifikationen
89 Politologie > 89.99 Politologie: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.99 Politologie: Sonstiges
AC Nummer
AC16598387
Utheses ID
63304
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |