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Die Wehrpolitik der Sozialdemokratie im Spiegel ihrer Parteiprogramme von 1945 bis zum Ende des Kalten Krieges
Christian Neissl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Oliver Rathkolb
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.843
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29545.34392.385063-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Wehrpolitik der SPÖ von 1945 bis zum Ende des Kalten Krieges ist zutiefst durch die vor diesem Zeitraum liegenden historischen Ereignisse beeinflusst. Die Wehrprogrammatische Entwicklung der SPÖ erfolgte in Anlehnung an ihre historischen Wehrkonzeptionen. Bereits das „Hainfelder Programm“ von 1889 und das „Wiener Programm“ vom 1901 legten die Leitlinie der Grundsätze für die Wehrpolitik fest. Die Sozialdemokraten waren gegen ein stehendes Heer und gegen den Militarismus. Sie forderten die allgemeine Volksbewaffnung und die Sicherung der demokratischen Rechte der Soldaten. Neben der Programmatik waren es die historischen Ereignisse der Ersten Republik, hier vor allem die Ereignisse des Bürgerkriegs im Februar 1934, die sich nachhaltig auf das Verhältnis der Sozialdemokratie zum Bundesheer auswirken sollten. Nach dem 2. Weltkrieg. wurde sehr bald klar, dass Österreich ein Handelsobjekt des Kalten Krieges darstellte. Die Sowjetunion wollte von Österreich Garantien gegen einen „Anschluss“ 1938 an Deutschland und gegen einen Nato-Beitritt und die USA sorgten sich um das militärische Vakuum, das in Österreich entstehen könnte. Die Bedingungen für einen Staatsvertrag waren daher die Wiederbewaffnung Österreichs und die Neutralität. Die politische Führung der SPÖ bekannte sich von Beginn der 2. Republik an zu einer militärischen Landesverteidigung. Innerhalb der SPÖ gab es jedoch eine große Anzahl von Heeresgegnern, auf welche die Parteiführung in ihrer Politik Rücksicht nehmen musste. So trat die SPÖ trotz ihres Bekenntnisses zu einer militärischen Landesverteidigung für ein Heer in der Minimalvariante mit einem geringen Budget ein. In der Aufbauphase des Heeres verfolgte die SPÖ einen wehrpolitischen Konsens mit der ÖVP. Dieser Kurs wurde Ende der 50er-Jahre verlassen. Die SPÖ nahm nun eine wesentlich kritischere Haltung der Landesverteidigung gegenüber ein. Der Röschplan und der Thirringplan waren Ausdruck dieser Haltung. Unter dem Eindruck der Ereignisse während der ČSSR-Krise und vom Anti- Bundesheer Volksbegehren sowie der „Neuen Linken“ beeinflusst, setzten die Jungen Sozialisten jene Initiative, die zum Wahlschlager „Sechs Monate sind genug!“ führten. In die Ära Kreisky fiel dann ein wichtiger Reformprozess der Landesverteidigung, der 1975 zum Beschluss der umfassenden Landesverteidigung und folglich zur Ausarbeitung eines Landesverteidigungsplanes führte. In den 80er-Jahren gab die SPÖ trotz parteiinterner Kritik und öffentlicher Diskussionen ihre Zustimmung zum Ankauf von Abfangjägern und Panzerabwehrlenkwaffen. Programmatisch bekannte sich die SPÖ zur umfassenden Landesverteidigung mit einem milizartig strukturierten Bundesheer, das einer verstärkten parlamentarischen Kontrolle unterworfen sein sollte. Im sicherheitspolitischen Konzept wurde die Militärische Landesverteidigung einer aktiven Außenpolitik untergeordnet. Die von der Partei aufgebrachte Idee eines „Bundesheer-light“ führte 1989 zu heftigen Diskussionen. Aus der Perspektive von 2008 betrachtet, waren diese Ideen allerdings nicht so abwegig. Denn viele dieser Vorschläge in Bezug auf Auftrag, Stärke und Bewaffnung des Bundesheeres sind heute realisiert.
Abstract
(Englisch)
The Austrian Socialist Party’s defence policy from 1945 to the end of the Cold War was highly influenced by events which had taken place before. Already at the party conferences in 1889 and 1901 some basic principles had been developed. The Socialists were against standing armed forces and militarism and demanded a people’s army with democratic rights for every soldier. Apart from those principles it was mainly the Civil War of 1934 that determined the relationship between the Social Democrats and the Austrian Armed Forces. After World War II the Soviet Union wanted to make sure that Austria would not reunite with Germany and would not join NATO while the US worried about the military vacuum. Creating armed forces and neutrality were prerequisites for the State Treaty. The Socialist leaders were committed to the armed forces, but had to make concessions to internal opponents. Therefore only a very small portion of the budget was made available for the armed forces. In the beginning a consensus with the People’s Party was possible, but towards the end of the fifties, the Socialists developed an increasingly critical attitude which culminated in the slogan: “Six months are enough!” In the seventies, Chancellor Bruno Kreisky initiated a reform which led to the Comprehensive National Defence Policy. In the eighties the Socialist government agreed to procure interceptors and anti-tank missiles despite internal criticism. The Socialist Party proposed armed forces based on a militia system under strict parliamentarian control. National defence was subordinated to an active foreign policy. In 1989, the idea of “Austrian Armed Forces Light” led to fierce discussions, although many of these proposals concerning mission, strength and armament have been implemented in the meantime.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Austrian History Second Republic Socialist Party defence policy party programes defence concepts Austrian Armed Forces conscript service militia system (reserve element) comprehensive national defense
Schlagwörter
(Deutsch)
Geschichte Österreichs Zweite Republik Sozialistische Partei Wehrpolitik Parteiprogramme Wehrkonzepte Bundesheer Wehrpflicht Milizsystem umfassende Landesverteidigung
Autor*innen
Christian Neissl
Haupttitel (Deutsch)
Die Wehrpolitik der Sozialdemokratie im Spiegel ihrer Parteiprogramme von 1945 bis zum Ende des Kalten Krieges
Paralleltitel (Englisch)
The Austrian Socialists Party's defence policy from 1945 to the end of the Cold War reflected in the party programes
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
147 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Oliver Rathkolb
Klassifikation
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte
AC Nummer
AC06980363
Utheses ID
635
Studienkennzahl
UA | 312 | 295 | |
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