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Die Coronaproteste
eine biografieanalytische Untersuchung der Genese protestrelevanter Orientierungen von Teilnehmer:innen der Coronaproteste
Elias Pedro Groß
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Internationale Entwicklung
Betreuer*in
Markus Brunner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.71918
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-23852.05863.200674-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Mit der Covid-19 Pandemie und den Maßnahmen zu ihrer Eindämmung entstand in Österreich (und auch in anderen Ländern) eine Bewegung, die die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen in Zweifel stellte. Demonstrationen wurden organisiert und Initiativen wurden gegründet. Obwohl von Anfang an eine sehr große Bandbreite an politischen Meinungen in der Bewegung vertreten war und die Heterogenität ihrer Teilnehmer:innen immer wieder Beachtung fand, fiel auch ihre starke Anziehungskraft für Verschwörungstheorien, Antisemitismus und für rechtsextreme Gruppen auf. Deutlich in dieser öffentlichen Darstellung der Unzufriedenheit wurde der Vertrauensverlust gegenüber zentralen gesellschaftlichen Institutionen wie politischen Parteien, der Regierung oder Medien. In der vorliegenden soziologischen Studie handelt es sich um eine biografieanalytische Untersuchung auf Basis narrativer Interviews. Im Zentrum der Untersuchung standen dabei folgende zwei Fragen: Welche Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmuster begründen eine Teilnahme an den Coronaprotesten und wie entstehen diese Muster im Verlauf der Biografie und in Auseinandersetzung mit den sozialstrukturellen Bedingungen. Mit Rückgriff auf Erzähl- und biografietheoretischen Grundlagen sowie der dokumentarischen Methode wurden vier Interviews mit Teilnehmer:innen der Coronaproteste durchgeführt. Auf der einen Seite konnte gezeigt werden, wie die Krise selbst eine starke Bedrohung darstellt und starke Gefühle von Frust, Angst, Unsicherheit und Kontrolllosigkeit auslösen kann. Die Relativierung und dethematisierung des Virus haben dabei eine entlastende Funktion für diese negativen Gefühlslagen, während der Protest als affektiver Kanal zur Verarbeitung dieser Gefühle dienen kann. Auf der anderen Seite lassen sich in den Erzählungen über die Krise Orientierungen des Misstrauens und der Ablehnung gegenüber zentralen gesellschaftlichen Institutionen ausmachen, deren Genese im Verlauf der Biografie wurzelt. Diese Orientierungen können als Reaktion auf erhöhte Anomievulnerabilität verstanden werden. In den Erzählungen wird deutlich, wie gesteigerte Anomievulnerabilität durch Rückschläge und Gefühle des Scheiterns in der Arbeitswelt, aber auch durch enttäuschte Partizipationserwartungen und Gefühle der Ohnmacht in politischen Prozessen entsteht. Das erhöhte Anomiepotential in der Gesellschaft wird dabei vor dem Hintergrund postfordistischer Transformationsprozesse der letzten Jahre beleuchtet.
Abstract
(Englisch)
With the Covid-19 pandemic and the measures to contain it, a movement arose in Austria (and also in other countries) that questioned the usefulness of the measures. Demonstrations were organized and initiatives were founded. Although a very wide range of political opinions was represented in the movement from the beginning and the heterogeneity of its participants was pointed out, its strong attraction for conspiracy theories, anti-Semitism and for right-wing extremist groups was also noticeable. This public display of discontent showed the strong loss of trust in relation to central institutions of the society like political parties, the government or the media. The sociological study on hand presents a biographical analysis based on narrative interviews. The study focused on the following two questions: Which patterns of thinking, perception and action underlie the participation in the corona protests and how do these patterns arise in the course of biography and in dealing with the socio-structural conditions. Four interviews with participants in the corona protests were conducted using the theoretical foundations of narrative and biographical theory as well as the documentary method. On the one hand, it could be shown how the crisis itself poses a strong threat and can trigger strong feelings of frustration, fear, insecurity and a lack of control. The relativization and de-thematization of the virus have a relieving function for these negative emotional states, while the protest can serve as an affective channel for processing these feelings. On the other hand, in the stories about the crisis, orientations of distrust and rejection of central social institutions can be identified, the genesis of which is rooted in the course of the biography. These orientations can be understood as a reaction to increased vulnerability to anomie. The stories make it clear how increased vulnerability to anomie arises from setbacks and feelings of failure in the world of work, but also from disappointed expectations of participation and feelings of powerlessness in political processes. The increased potential for anomie in society is examined against the background of the post-Fordist transformation processes of recent years.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Coronaproteste Covid-19 Pandemie Coronamaßnahmen dokumentarische Methode biografische Interviews narrative Interviews Orientierungen Wissenssoziologie Anomie Anomievulnerabilität Biografie Demonstrationen
Schlagwörter
(Englisch)
Corona protests documentary method biografical interview narrative interview orientations sociology of knowledge anomie vulnerability to anomie biography Covid-19 demonstrations pandemic
Autor*innen
Elias Pedro Groß
Haupttitel (Deutsch)
Die Coronaproteste
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine biografieanalytische Untersuchung der Genese protestrelevanter Orientierungen von Teilnehmer:innen der Coronaproteste
Paralleltitel (Englisch)
The Corona protests
Paralleluntertitel (Englisch)
a biographical analysis of the genesis of protest relevant orientations from participants in the corona protests
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
139 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Markus Brunner
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.10 Sozialstruktur: Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.38 Soziale Bewegungen ,
71 Soziologie > 71.60 Soziale Fragen, soziale Konflikte: Allgemeines ,
77 Psychologie > 77.60 Sozialpsychologie: Allgemeines ,
77 Psychologie > 77.84 Krisenbewältigung ,
89 Politologie > 89.52 Politische Psychologie, Politische Soziologie ,
89 Politologie > 89.62 Politische Bewegungen
AC Nummer
AC16594672
Utheses ID
63733
Studienkennzahl
UA | 066 | 589 | |
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