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Weibliche Alternativen im Epos: Handlungsalternativen von Beinahe-Episoden bis Valerius Flaccus' Medea
Flora Prohaska
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Klassische Philologie)
Betreuer*innen
Andreas Heil ,
Georg Danek
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.72826
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-27332.08150.336450-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Kapitel I zu weiblichen Beinahe-Episoden zeigt auf, dass sämtliche epischen Vorgänger des Valerius Flaccus (und, mit Statius und Silius, seine beiden "Flavischen Zeitgenossen") sich dieses narrativen Mittels bedient haben, um mitunter den Lauf der Erzählung und/oder des Schicksals in Frage zu stellen bzw. an den Rand einer Umkehr zu treiben. Außerdem stach hier besonders die Entwicklung von in erster Linie (z. B. bei Homer) fast ausschließlich göttlicher (weiblicher) Intervention hin zu immer mehr menschlicher (weiblicher) Intervention in solchen Beinahe-Episoden hervor. Wenn menschliche Frauen in diesem Zusammenhang beteiligt waren, dann handelte es sich hierbei meist um "besondere" Frauen wie Priesterinnen oder Zauberinnen (z. B. Sibylle, aber auch Medea). In Kapitel II konnte demonstriert werden, dass (menschliche) Frauengestalten in der epischen Tradition generell gewisse Alternativen verkörpern, was in der Kategorisierung verschiedener Typen und Szenen herausgearbeitet wurde. Bei diesen Alternativen handelt es sich meist um "typisch weibliche" (wie das Vermeiden eines Kampfes oder Krieges, das Besinnen auf Familie und persönliches Glück), die – ebenfalls meistens "typischerweise" – scheitern bzw. ohne Erfolg bleiben müssen, da sich eben solche "untypischen" Alternativen in den meisten Fällen gegen die Erzählung, gegen den Mythos und das Schicksal richten, was – bei einer "Befolgung" der gebotenen Alternativen – dann eine weitere Handlung bzw. Erzählung erübrigt bzw. vorzeitig beendet hätte. Dem Erzähler bleibt in diesen Fällen nichts anderes übrig, als den tradierten Mythos doch weiterzuverfolgen und zu Ende zu erzählen – doch nichtsdestotrotz kommen die weiblichen Stimmen mit ihren Alternativen zumindest zu Wort – und zwar äußerst zahl- und variantenreich. Kapitel III sollte vor allem die Drachenszene (Val. Fl. Arg. 8,54-121) und besonders Medeas außergewöhnliche Rolle als "Sonderfall" darin vor Augen führen, die in ihrer Beziehung zu ihrem Haustier sowie in ihrem gesamten Auftreten auf einzigartige Weise von ihrem Schöpfer gestaltet wurde; als eine Frau, die, nachdem sie über mehrere Bücher gegen Göttinnen, das Schicksal und sich selbst gekämpft hat, es noch schafft, am Höhepunkt des Mythos mit einer einzigen Entscheidungs-frage Folgendes zu thematisieren und in Frage zu stellen: das Schicksal (welches beinhaltet, dass das Goldene Vlies – mit ihrer Hilfe – erlangt werden muss), ihr Schuldigwerden (sie wird hier, erneut, gezwungen, sich die Hände um Jasons Willen schmutzig zu machen und ein letztes Mal ihre Heimat zu verraten), ihren bzw. Jasons freien Willen, seine Handlungs- bzw. Entscheidungsfreiheit (denn Jason scheint trotz allem in der Theorie die Wahl zu haben, wie er in dieser Szene dem Drachen gegenübertreten will), und all das in zwei Versen, zwei Sätzen, einer Entscheidungsfrage, mit der Medea – wenn sie auch sonst, abgesehen von ihren Zauberkünsten, in dieser Szene nicht mehr viel an ihrem Schicksal ausrichten bzw. rütteln kann –, soweit es ihr noch möglich ist, ihr Bewusstsein und ihre Macht über die Situation demonstriert. Keine andere epische Frauengestalt kann, wie diese meine Arbeit zeigt, mehr Macht, Entscheidungsfreiheit und "agency" für sich herausholen und in Anspruch nehmen.
Abstract
(Englisch)
Chapter I on female "if-situations" ("Beinahe-Episoden") shows that all epic predecessors of Valerius Flaccus (and his "Flavian contemporaries" Statius and Silius) made use of this narrative device to sometimes question the course of the narrative and/or fate or to drive it to the brink of reversal. Moreover, the development from a primarily, (e. g. in Homerʼs epics) almost exclusively divine (female) intervention to more and more human (female) intervention in such if-situations stood out in particular. If human women were involved in this context, they were usually "special", extraordinary women such as priestesses or sorceresses (e.g. Sibyl, but also Medea). Chapter II demonstrated that (human) female characters in the epic tradition generally embody certain alternatives, which was elaborated in the categorization of different types and scenes. These alternatives are mostly "typically female" ones (such as avoiding a fight or war, focusing on family and personal happiness), which – also mostly "typically" – must fail in the end or remain unsuccessful, since such "atypical" alternatives often go against the narrative, against the myth and against fate, which – in case of a "compliance" with the offered alternatives – would then have made further action unnecessary or would have ended the narrative prematurely. In these cases, the narrator has no other choice than to continue the traditional myth and to tell it until the end – but nevertheless, the female voices and their alternatives at least have their say – and they do so in extremely numerous and varied ways. Chapter III focused especially on the "dragon scene" (Val. Fl. Arg. 8,54-121) and primarily on Medeaʼs extraordinary role as a "special case" in it, who in her relationship to her "pet" dragon as well as in her entire appearance was shaped by her creator in a unique way; as a woman who, after fighting against goddesses, fate and herself over the course of several books, still manages to address and question the following at the climax of the myth with a single question: Fate (which implies that the Golden Fleece must be obtained – that is, with her help), her guilt and becoming guilty, respectively (in this scene, she is once again forced to get her hands dirty for Jasonʼs sake and betray her father and homeland one last time), her own and Jasonʼs free will, especially his freedom of action or choice (for Jason, despite everything, seems – in theory – to have the choice of how to face the dragon in this scene). All of this is addressed in two verses, two sentences, one polar question, with which Medea – even if she cannot otherwise, apart from the use of her magic arts, go against or change her fate in this scene – demonstrates, as far as it is still possible for her, her consciousness, and her power over the situation. No other epic female figure, as this dissertation of mine shows, can extract and claim more power, freedom of choice and "agency" for herself.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Alternativen Beinahe-Episoden Medea Valerius Flaccus Handlungsalternativen Argonautenmythos Argonauten Jason Goldenes Vlies Epik Epos Antike Drache Klassische Philologie Latein Altgriechisch Literaturwissenschaft
Schlagwörter
(Englisch)
Alternatives if-situations Medea Valerius Flaccus Argonauts Jason Golden Fleece Epic Flavian Epic Dragon Classical Philology Latin Old Greek Narratology
Autor*innen
Flora Prohaska
Haupttitel (Deutsch)
Weibliche Alternativen im Epos: Handlungsalternativen von Beinahe-Episoden bis Valerius Flaccus' Medea
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
279 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Dennis Pausch ,
Elisabeth Klecker
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein. Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.70 Literaturwissenschaft. Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.81 Epik. Prosa ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe. literarische Motive. literarische Themen ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.97 Texte eines einzelnen Autors ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.40 Klassische Sprachen und Literaturen. Allgemeines ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.41 Griechische Sprache ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.42 Klassische griechische Literatur ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.44 Lateinische Sprache ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.45 Klassische lateinische Literatur
AC Nummer
AC16714491
Utheses ID
63772
Studienkennzahl
UA | 792 | 229 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1