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New natural law - eine Rekonstruktion und Kritik der Naturrechtstheorie von Germain Grisez
Stephan Fraß-Poindl
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium der Katholischen Theologie (Dissertationsgebiet: Katholische Fachtheologie)
Betreuer*in
Gunter Prüller-Jagenteufel
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.72730
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22093.14204.266534-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Ausgehend vom Aufkommen künstlicher Kontrazeptiva in den USA und der damit verbundenen Frage nach Vereinbarkeit mit der katholischen Ehe- und Sexualethik kommt der US-amerikanische Philosoph Germain Gabriel Grisez zu dem Schluss, dass die katholische Sexualmoral einer grundlegenden Erneuerung bedürfe. Sein Versuch einer solchen Erneuerung ist die Grundlage der sog. New Natural Law Theory, eine der wohl einflussreichsten Moraltheorien des 20. Jahrhunderts. Ziel dieser Erneuerung ist es, die Engführungen der Naturrechtsethik durch die neuscholastische Theologie und die damit einhergehenden logischen Fehlschlüsse zu überwinden und zum eigentlichen Naturrecht des Thomas von Aquin zurückzukehren. Dieses soll das Fundament sein, auf dem eine moderne christliche Moral begründet werden soll. Die vorliegende Arbeit geht daher der Frage nach, worin gerade das „Neue“ der sog. New Natural Law Theory (NNL) besteht, stellt das Naturecht doch bis in die Gegen-wart eine der wesentlichen Grundlagen der lehramtlichen Moral in der katholischen Kirche dar. In einem ersten Schritt wird daher die Polysemie des Naturbegriffs in den Blick genommen, um so den Wandel der Verstehensweisen in ihrem historisch-kulturellen Kontext sichtbar zu machen. Die Auffassung dessen, was man als Natur-recht versteht, kann je nach wissenschaftlicher Disziplin divergieren. Will man daher einen neuen Naturrechtsansatz in den Ethikdiskurs einbringen, gilt es zu klären, welches Verständnis von Naturrecht diesem zugrunde gelegt wird und in welchem wissenschaftlichen Rahmen sich die Argumentation folglich bewegt. Anschließend werden einzelne wichtige Entwicklungsstränge des Naturrechtsdenkens beleuchtet. Hierbei wird deutlich, dass die Naturrechtsaufassung von Aristoteles klar von jener der Stoa divergiert und die mittelalterlichen Naturrechtskonzeptionen des Thomas von Aquin von den neuzeitlichen Ansätzen der Spätscholastik in veränderter Form fortgeführt werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Differenzierung zwischen dem deutschsprachigen und dem US-amerikanischen Naturrechtsdiskurs. Ausgehend davon wird anschließend der Neuansatz von Germain Grisez in den Blick genommen. Die NNL ist über mehrere Jahrzehnte hinweg entstanden und kontinuierlich von Grisez aber auch von seinen Mitstreiter*innen weiterentwickelt worden. Dementsprechend umfangreich ist die Quellenlage, die es hierbei zu berücksichtigen gilt. Ausgehend von den Überlegungen von Grisez werden die Grundlagen seiner Naturrechtstheorie rekonstruiert und einer systematischen Kritik unterzogen. Leitend ist hierfür die Frage, inwieweit die NNL tatsächlich eine Naturrechtstheorie im klassischen Sinn darstellt und sie ihrem Anliegen, die bisherigen Engführungen und Fehlschlüsse zu überwinden, tatsächlich gerecht werden kann. Hierbei wird deutlich, dass die entwickelte Güterethik – die sog. basic good theory – das zentrale Element der Theorie darstellt, auf das alle übrigen Prinzipen und Subtheorien hin ausgerichtet sind. In einem weiteren Schritt wird der Frage nachgegangen, inwieweit die hier skizzierten Grundlagen der NNL auf das Feld der praktischen Ethik angewandt werden können. Hierzu wurde der Bereich der Ehe- und Sexualmoral gewählt, der wie ein roter Faden das Denken von Germain Grisez durchzieht. Zur besseren Einordnung der Theorie steht am Beginn der Auseinandersetzung ein Überblick über die naturrechtlichen Argumentationsmodelle zur Sexualmoral innerhalb der katholischen Theologie. Ausführlich wir hierbei auf die „Theologie des Leibes“ von Papst Johannes Paul II. eingegangen, die einen wesentlichen Bezugspunkt Grisez darstellt. Die NNL geht zudem von einer Komplementarität zwischen den Geschlechtern aus und leitet daraus eine Geschlechtertheorie ab, in der die Frau dem Mann klar untergeordnet ist. Daraus ergeben sich schwerwiegende Folgen für das Ehe- und Sexualitätsverständnis, das dieser Theorie zugrunde liegt. Hinsichtlich der Bewertung sexueller Handlungen wird der Fokus wesentlich auf die Intention der handelnden Personen gelegt, wodurch eine klare Zurückweisung gewisser Handlungen als unmoralisch ermöglicht und die katholisch-lehramtliche Moraltheorie abschließend verteidigt werden soll. Die vorliegende Arbeit rekonstruiert die Moraltheorie von Germain Grisez auf Basis seiner anthropologischen und systematischen Überlegungen, unterzieht sie einer systematisch-ethischen Kritik und untersucht deren Anwendbarkeit auf den Bereich der Ehe- und Sexualethik. Damit soll insbesondere für den theologischen Diskurs im deutschen Sprachraum die Basis einer fundierten Auseinandersetzung mit diesem Naturrechtsansatz gelegt werden.
Abstract
(Englisch)
Based on the emergence of artificial contraceptives in the USA and the associated question of compatibility with Catholic marriage and sexual ethics, the American philosopher Germain Gabriel Grisez comes to the conclusion that Catholic sexual morality needs a fundamental renewal. His attempt at such a renewal is the basis of the so-called New Natural Law Theory, one of the most influential moral theories of the 20th century. The aim of this renewal is to overcome the narrowing of the ethics of natural law by neo-scholastic theology and the associated logical fallacies and to return to the actual natural law of Thomas Aquinas. This doctoral thesis therefore pursues the question of what is "new" about the so-called New Natural Law Theory (NNL) since natural law still represents one of the essential foundations of morality in the Catholic Church to this day. Therefore, in the first step, the polysemy of the concept of nature is examined in order to make the change visible in understanding in its historical-cultural context. The understanding of natural law can differ depending on the scientific discipline. Therefore, if one wants to introduce a new approach to natural law to the discourse, it is necessary to clarify which under-standing of natural law this is based on and in which scientific framework the argumentation consequently follows. Subsequently, important development strands of natural law thinking are examined. Aristotle's conception of natural law clearly diverges from that of the Stoics and that the medieval conceptions of natural law of Thomas Aquinas are continued in a modi-fied form by the approaches of late scholasticism. Another focus is on the differentia-tion between the German-speaking and the US-American natural law discourse. Based on this, the new approach by Germain Grisez is then examined. The NNL emerged over several decades and has been continuously developed by Grisez but also by his colleagues. The sources that need to be considered are extensive. Based on Grisez's considerations, the foundations of his theory of natural law are re-constructed and subjected to systematic criticism in this thesis. The main question is, to what extent the NNL represents a theory of natural law in the classic sense and whether it can do justice to its aim of overcoming the previous narrowing and false conclusions. The developed ethics of goods - the so-called basic good theory - repre-sents the central element of the theory, towards which all other principles and sub-theories are geared. In a further step, the question is pursued to what extent the basics of NNL outlined here can be applied to the field of practical ethics. For this purpose, the area of marital and sexual morality was chosen, which is one of the main aspects of Germain Grisez's thinking. For a better classification of the theory, the discussion starts with an over-view of the natural law argumentation models for sexual morality within Catholic the-ology. Here we also go into detail about the "Theology of the Body" by Pope John Paul II, which represents an essential point of reference for Grisez's thinking. The NNL assumes a complementarity between the sexes and derives a gender theory in which women are clearly subordinate to men. This has serious consequences for the understanding of marriage and sexuality on which this theory is based. With regard to the evaluation of sexual actions, the focus is essentially on the intention of the acting persons, which enables a clear rejection of certain actions as immoral to finally defend the moral theory of the Magisterium. This doctoral thesis reconstructs Germain Grisez's moral theory on the basis of his anthropological and systematic considerations, subjects it to a systematic-ethical critique and examines its applicability to the area of marital and sexual ethics. This should lay the basis for a well-founded discussion of this natural law approach, espe-cially for the theological discourse in the German-speaking world.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Naturrecht Beziehungsethik Grisez
Autor*innen
Stephan Fraß-Poindl
Haupttitel (Deutsch)
New natural law - eine Rekonstruktion und Kritik der Naturrechtstheorie von Germain Grisez
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
439 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Michael Rosenberger ,
N.N.
Klassifikation
11 Theologie > 11.62 Christliche Ethik
AC Nummer
AC16695701
Utheses ID
63998
Studienkennzahl
UA | 780 | 011 | |
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