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Kritische Betrachtung der Darstellung des Porajmos in der österreichischen Nachkriegsjustiz
am Beispiel der Volksgerichtsverfahren gegen Franz Langmüller und Friedrich Messer
Anna Cseri
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Interdisziplinäres Masterstudium Zeitgeschichte und Medien
Betreuer*in
Kerstin <<von>> Lingen
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.72288
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-28345.32484.133891-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Nur ein Bruchteil der begangenen NS-Verbrechen an Rom:nja und Sinti:zze wurde in den österreichischen Volksgerichten im Zuge der Nachkriegsjustiz behandelt. Als Sondergerichte trugen sie die Verantwortung für die justizielle „Entnazifizierung”, welche in Österreich eng verzahnt war mit einer bürokratischen „Säuberung”, bei der im Wesentlichen eine Registrierung sog. „Ehemaliger”, sowie Sühneleistungen zu Tragen kamen. Bis dato ließen sich lediglich 23 von über 136.000 Verfahren eruieren, die mit dem Porajmos im Zusammenhang stehen. Eine Vielzahl der NS-Verbrechen an Rom:nja und Sinti:zze blieb ungesühnt. Dieser Umstand lässt sich in den Diskriminierungsprozess dieser Opfergruppen in der unmittelbaren Nachkriegszeit (jedoch auch darüber hinaus) einordnen. Knapp die Hälfte der Verfahren vor dem Volksgericht betreffend des Porajmos, wurden abgebrochen oder eingestellt, die Täter:innen in einem Großteil der Fälle zu niedrigen Strafen verurteilt oder gar freigesprochen. In der vorliegenden Masterarbeit wurden zwei österreichische Volksgerichtsverfahren analysiert, die mit dem sog. „Zigeunerlager” Lackenbach in Zusammenhang stehen. Die Hauptquellen umfassen die Prozessunterlagen der beiden Verfahren, einerseits gegen den Lagerleiter des sogenannten „Zigeunerlagers” Lackenbach, Franz Langmüller sowie andererseits gegen Friedrich Messer, der unter anderem wegen der Denunziation einer Romni und der Beteiligung an Deportationen vor Gericht stand. Hierbei wurden erstmals Prozessakten auf die Reproduktion antiziganistischer Stereotype untersucht. Dabei entsteht das Bild einer Kontinuität rassistischer Ressentiments gegen Rom:nja und Sinti:zze nicht nur in den Rechtfertigungsversuchen der Täter, sondern auch durch die ausführenden Akteur:innen des Volksgerichts. Weiters wurde der Frage nach dem Umgang mit den Zeug:innen vor Gericht nachgegangen. Das Bild der fortwährenden Diskriminierung wurde hierbei bestätigt.
Abstract
(Englisch)
Only a fraction of the Nazi crimes committed against Roma and Sinti were dealt with in the Austrian people's courts in the course of post-war justice. As special courts, they were responsible for the judicial "denazification", which in Austria was closely interlinked with a bureaucratic "cleansing" which encompassed a registration of so-called "former-Nazis" and atonement payments. Only 23 of over 136.000 cases related to this genocide have been identified until now. A large number of Nazi crimes against Roma and Sinti went unatoned. This circumstance can be classified as part of the process of discrimination against these victims in the immediate post-war period (but also beyond). Almost half of the proceedings before the People's Court regarding the Porajmos were dismantled or discontinued, and in the majority of cases the perpetrators were sentenced to light sentences or even acquitted. In this master's thesis, two Austrian people's court proceedings were analyzed. Both of them are linked to the so-called "Gypsy Camp" Lackenbach. The main sources include the trial documents of the two trials, on the one hand against the camp-commandant of the so-called "Gypsy Camp" Lackenbach, Franz Langmüller, and on the other hand against Friedrich Messer, who was on trial for, among other things, denunciation of a Roma and participation in deportations. In this master's thesis, trial files were examined for the reproduction of antiziganist stereotypes. The picture of a continuity of racist resentment against Roma and Sinti arises not only in the justification attempts of the perpetrators, but also through the executive actors inside the people's court. Furthermore, the question of how to deal with the witnesses in court was investigated. The image of ongoing discrimination was confirmed.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Geschichte 1945-1955 Nachkriegsjustiz Volksgerichtsbarkeit Antiziganismus Porajmos Lackenbach
Autor*innen
Anna Cseri
Haupttitel (Deutsch)
Kritische Betrachtung der Darstellung des Porajmos in der österreichischen Nachkriegsjustiz
Hauptuntertitel (Deutsch)
am Beispiel der Volksgerichtsverfahren gegen Franz Langmüller und Friedrich Messer
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
91 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Kerstin <<von>> Lingen
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich
AC Nummer
AC16609296
Utheses ID
64072
Studienkennzahl
UA | 066 | 665 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1