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Wie die eigene Vergangenheit erinnern?
eine vergleichende Analyse der Darstellung der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg im Heeresgeschichtlichen Museum Wien und im Militärhistorischen Museum Dresden
Benjamin Schlöglhofer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Betreuer*in
Andrea Braidt
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.72142
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-28573.17356.484080-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit setzt sich mit der Darstellung der Rolle der Wehrmacht im Heeresgeschichtlichen Museum Wien und im Dresdner Militärhistorischen Museum auseinander. Dabei wird der tatsächlich präsentierte Inhalt der Ausstellungsabschnitte über den zweiten Weltkrieg untersucht, vorhandene, oder nicht vorhandene Inhalte legen Schwerpunkte offen. Das HGM hat eine szenische Ausstellungsinszenierung mit wenig kontextualisierendem Text. Dem gegenüber steht das MHM Dresden mit einer schlichten Ausstellung, die viel weniger Objekte zeigt und dafür viel mehr erläuternden Text und Bilder beinhaltet. Objekte mit nationalsozialistischen Symbolen werden im HGM unkommentiert, in wirkungsmächtiger Position ausgestellt. Vergleichbares ist im MHM nicht zu finden, abgesehen von Göhrings Uniform. Des Weiteren wird die dahinter liegende kollektive Narration untersucht. In Österreich spricht die Wissenschaft von zwei gängigen kollektiven Erinnerungen betreffend den zweiten Weltkrieg, die Kriegsverbrechen und den Holocaust: 1. die Pflichterfüllungs- beziehungsweise Opferthese in der Österreich keine Mit-schuld an den Taten des NS-Regimes im zweiten Weltkrieg hat; 2. das Eingestehen der Mitverantwortung an den Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Deutschland unterscheidet sich von Österreich. Dort entwickelte sich aus der sogenannten Schlussstrichnarration, die Anerkennung der Verantwortung am zweiten Weltkrieg und den Verbrechen des NS-Regimes in Kombination mit einer bewussten Erinnerungskultur. Die Analyse der Ausstellungen mithilfe der Dichten Beschreibung von Roswitha Muttenthaler und der Archäologischen Diskursanalyse von Michel Foucault ergab, dass das HGM Wien im untersuchten Ausstellungsabschnitt die Pflichterfüllungs- beziehungsweise die Opferthese vermittelt. Das MHM Dresden setzt sich intensiv mit der Verantwortung Deutschlands am zweiten Weltkrieg, den Verbrechen und dem Holocaust auseinander. Der Mythos der sauberen Wehrmacht, wonach die Wehrmacht und normale Wehrmachtsoldaten keine Mitverantwortung an den NS-Verbrechen hatten, wird im MHM ebenso bis ins Kleinste dekonstruiert. Dabei wird in der Ausstellung multiperspektivisch und mit offenen Erzählungen, die eigene Erkenntnismöglichkeiten zulassen, gearbeitet. Das HGM hingegen ist meist mit Militärtechnik und Frontverläufen beschäftigt. Allgemeine Erzählungen fast komplett ohne persönliche Geschichten und Biografien blenden im HGM die negativen Aspekte des zweiten Weltkriegs bis auf wenige Abschnitte in der Ausstellung aus. Im HGM wer-den die Taten der Alliierten zur Opfer-Täterumkehr verwendet. Nicht so im MHM. Die Zerstörung Dresdens wird bewusst in Relation gesetzt mit Bombardierungen der Nationalsozialisten. Sowohl Museumspraxis als auch die Diskurse und die Narrationen unterscheiden sich in den beiden Museen diametral.
Abstract
(Englisch)
This master thesis topic is the presentation of the Wehrmacht role during second world war in the Heeresgeschichtlichen Museum Vienna and the Militärhistorischen Museum Dresden. Shown content in the analyzed section of the exhibition about the Second World War is part of the study, but also narrations of the collective memory, that are behind the façade of the shown content. This will show the focus of the two exhibitions. The exhibition of the HGM Vienna is scenic with little text to contextualize. On the other side in the MHM Dresden an unpretentious style, less objects, more text and more pictures are found. In the HGM objects with Nazi sym-bols are exhibited without any information and in position, where the objects can unfold their negative aura. Nearly nothing similar was seen in the MHM Dresden, only Göhrings Uniform is positioned inappropriate. A special area of the collective remembrance, of the collective narra-tions about the role of the Wehrmacht in the war, the atrocities and the holocaust is part of this study. Scientists see two main narrations in Austria: the myth of the fulfillment of duty and vic-timhood of the Austrian society during World War two; the responsibility thesis. In Germany there is a different situation. In the last decades the clean break narration transformed into a nar-ration of full responsibility of the German society for the second world war, the atrocities done by the Wehrmacht and the Holocaust combined with a strong remembrance culture. The meth-ods used in this master thesis the “Dichte Beschreibung” designed by Roswitha Muttenthaler and the “Archäologische Diskursanalyse“ by Michel Foucault show that the HGM Vienna transports the victimhood narration in its exhibition. The MHM Dresden on the other side con-veys the German responsibility with no space for doubt. The myth of the clean Wehrmacht, says that the soldiers of the Wehrmacht did not take part in the Nazi atrocities, is deconstructed in the MHM Dresden. The MHM does this by using multi perspectivity and open-ended story lines in the exhibition, where the arguments are free to be chosen for the visitors. In the HGM the focus is on military technology and the changing front lines. General stories of the time with no seri-ous biographies skip the negative aspects of the Second World War with only few exceptions. The actions of the Allies, like the bombings are used for a victim-perpetrator reversal in the HGM. The MHM knows this narration with the bombing of Dresden 1945 as the central argu-ment for it. But the museum deconstructs the narration by putting it in relation with the bombing of the cities Wielun and Rotterdam by the Nazis. The practice, discourse and narrations com-pletely differ in the two museums.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Gedächtnisforschung Vergleichend Analyse Militärmuseum Militär Museum Ausstellung Holocaust Verbrechen Erinnerungskultur
Schlagwörter
(Englisch)
Memory Studies Comparative Museum Military Analysis War Holocaust
Autor*innen
Benjamin Schlöglhofer
Haupttitel (Deutsch)
Wie die eigene Vergangenheit erinnern?
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine vergleichende Analyse der Darstellung der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg im Heeresgeschichtlichen Museum Wien und im Militärhistorischen Museum Dresden
Paralleltitel (Englisch)
How to remember the own history?
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
157 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Andrea Braidt
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.30 Museumskunde ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.32 Öffentliche Meinung ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg
AC Nummer
AC16602718
Utheses ID
64078
Studienkennzahl
UA | 066 | 583 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1