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"Arisierung" im österreichischen Buchhandel
auf den Spuren der Buchhandlungen Richard Lányi, Alois Reichmann, Josef Kende, Moritz Perles, M. Breitenstein, Heinrich Saar und Dr. Carl Wilhelm Stern
Katja Bertz
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Friedrich Hausjell
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.7092
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30164.54836.855554-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im Jahre 1938, sofort nach dem Einmarsch der Deutschen, kam ein Auto mit Hitlerjungen besetzt, welche einen Teil des Bücherbestandes verschleppt und geplündert haben.“ (WStLA, Volksgericht, A 1, Vg Vr – Strafakten: Vg 1 Vr 5194/46). Kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland, entluden sich angestaute Neid- und Hassgefühle in spontanen Aktionen. Juden wurden beschimpft und öffentlich denunziert. „Wilde Arisierungen“ ohne gesetzliche Legitimation standen auf der Tagesordnung. Der Begriff „Arisierung“ stammt aus dem NS-Jargon und bedeutete eine Umstrukturierung des Eigentums. Jüdischer Besitz wurde in „arischen“ (nicht-jüdischen) Besitz überführt. Zunächst beraubten Privatpersonen „wild“ und selbstherrlich ihre jüdischen Mitmenschen. Später, nachdem mit Einführung der Nürnberger Rassegesetze in Österreich „Jude“ als Begriff definiert wurde, erließen die politischen Führungsmächte eine Gesetzesflut, um die „Arisierung“ staatlich zu lenken. Mit Hilfe neuer Institutionen, Gremien und Apparate entstand ein engmaschiges nationalsozialistisches Netzwerk, in dem jeder Person ein bestimmter Platz eingeräumt wurde. „Arier“ und Juden vergleichbar mit Marionetten, an deren Fäden die nationalsozialistischen Führungsmächte zogen. „Arisierungen“ vollzogen sich in allen Lebensbereichen und Wirtschaftszweigen. Gegenstand der Diplomarbeit ist der österreichische Buchhandel und seine Bedeutung nach dem „Anschluss“. Ein kurzer Exkurs zu den Jahren 1933 bis 1938 – eine Zeit voller wirtschaftlicher Missstände und Bücherverbote - liefert Erklärungen, warum der „Anschluss“ im österreichischen Buchhandel positiv aufgenommen wurde. In der Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung wurden schnell die Fahnen gewechselt und die nationalsozialistische Richtung eingeschlagen. Der wirtschaftliche Erfolg blieb dennoch aus. Der Kommissarische Leiter Karl Berger versuchte die Schuld der tristen Wirtschaftslage auf die Juden abzuwälzen. Von ihm kamen auch konkrete Vorschläge, wie die Wirtschaft angekurbelt werden könnte. Sein Erfolgsrezept bestand im „Gesundschrumpfen“ (Hall 1985, 386) der jüdischen Überbelegung. Das System bewies aber, dass eine Person wenig ausrichten konnte und wieder wurde eine neue Institution geschaffen. Fortan regulierte die Reichsschrifttumskammer – Landesstelle Österreich gemeinsam mit der Vermögensverkehrsstelle die „Arisierungsprozesse“. Alle Anträge mussten erst geprüft und bestätigt werden. Erst dann wurden „Ariseure“ als „Akteure“ eingesetzt und dort, wo Betriebe überflüssig waren, Liquidationen vorgenommen. Eine einzigartige Position im „Arisierungsprozess“ gelang Johannes Katzler, der die Buchhandlung Alois Reichmann „arisierte“ und die Waren- und Buchbestände sechs anderer Firmen in diese „arisierte“ Buchhandlung, seinen Stammsitz, verfrachtete.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
"Arisierung"
Autor*innen
Katja Bertz
Haupttitel (Deutsch)
"Arisierung" im österreichischen Buchhandel
Hauptuntertitel (Deutsch)
auf den Spuren der Buchhandlungen Richard Lányi, Alois Reichmann, Josef Kende, Moritz Perles, M. Breitenstein, Heinrich Saar und Dr. Carl Wilhelm Stern
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
112 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Friedrich Hausjell
Klassifikation
05 Kommunikationswissenschaft > 05.01 Geschichte der Kommunikationswissenschaft
AC Nummer
AC08125737
Utheses ID
6415
Studienkennzahl
UA | 301 | 297 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1