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Straßennamen als Kanon und Literaturgeschichte
Constanze Prasek
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Vergleichende Literaturwissenschaft
Betreuer*in
Achim Hermann Hölter
DOI
10.25365/thesis.72157
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-18246.39958.373770-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die bloße Existenz des – oder besser – eines Kanons provoziert Widerspruch. Mit seinem Anspruch auf ästhetische Exzellenz, Verbindlichkeit und Normativität evoziert er Gegenpositionen. Dabei wird nicht nur sein Inhalt diskutiert; seine Daseinsberechtigung per se wird in Frage gestellt. Doch wie man sich in dieser Debatte auch positionieren mag, gibt es ein Phänomen, das als faktische Manifestation eines Kanons – scheinbar fernab jeder literaturwissenschaftlichen Diskussion – wahrgenommen werden muss: Autor_innennamen, die als Straßennamen fungieren. Über Benennung und Umbenennung von Straßen entscheidet stets die machthabende Regierung; ein Name auf einem Straßenschild hat somit autoritativen Charakter: Straßennamen sind ein Kanon. Neben ihrer Offiziosität treten Charakteristika wie ihre fixe Anordnung im Raum, ihre starke Präsenz im Alltag und ihre praktische Funktion als Orientierungshilfe, die Straßennamen als fruchtbares Arbeitsfeld der Kanonforschung qualifizieren. Es gilt aber auch: Straßennamen sind ein Kanon. So wie Denkmäler, Flaggen, Geldscheine und Münzen dienen sie als Repräsentationsmittel der Politik, spiegeln also nationale respektive regionale Selbstbilder. Zwar sind der Kanon der Straßennamen und der Kanon der Literaturwissenschaft weitgehend kongruent; doch es offenbart sich bei der Auswahl von Schriftsteller_innen als Namenspatron_innen ein starker Wille, ‚politisch korrekte‘ Literat_innen heranzuziehen, die sowohl ästhetisch als auch persönlich Vorbildwirkung im Sinne eines nationalen Selbstverständnisses haben. Während ein Straßennamenkorpus in der synchronen Betrachtung immer als Ehrung verstanden werden muss, ermöglicht die diachrone Perspektive auf Straßennamenkanones, deren literaturgeschichtliche Erzählung nach weiteren Kriterien zu ordnen wie Zeitpunkt respektive Schwerpunkte der Kanonisierung von Literat_innen; auch die Geschichte einer kritischen Auseinandersetzung mit Autor_innen bis zu ihrer Dekanonisierung wird in der historischen Zusammenschau greifbar. Eine Literaturgeschichte der Straßennamen ist eine Literaturgeschichte politischer Umbruchszeiten. Als Illustration dient der vorliegenden Studie der Vergleich der Straßennamenkorpora der herrschenden politischen Regime Berlins vom Deutschen Kaiserreich bis heute.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Kanon Literaturgeschichte Weltliteratur Straßennamen Straßenbenennung Stadtplanung
Autor*innen
Constanze Prasek
Haupttitel (Deutsch)
Straßennamen als Kanon und Literaturgeschichte
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
122 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Achim Hermann Hölter
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.10 Sprache in Beziehung zu anderen Bereichen der Wissenschaft und Kultur
AC Nummer
AC16603242
Utheses ID
64176
Studienkennzahl
UA | 066 | 870 | |
