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Von Distanz, Unsichtbarkeit und Individualisierung: Leben und Studieren in Zeiten der Pandemie
eine qualitative Interviewstudie mit Studierenden der Politikwissenschaft der Universität Wien zu den Auswirkungen der Policy-Maßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie
Alena Amira Eller
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Politikwissenschaft
Betreuer*in
Prainsack Barbara
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.72220
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-19811.46976.789227-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die Auswirkungen der Pandemie und der damit verbundenen Policy-Maßnahmen auf das Leben von Studierenden zu untersuchen. Im Zusammenhang mit der laufenden Debatte über die Corona Pandemie und ihre Konsequenzen werden folgende Fragen untersucht: Welche Veränderungen erleben Studierende der Politikwissenschaft an der Universität Wien in ihrem persönlichen Alltag und dem Studienalltag aufgrund der COVID-19 Pandemie? Wie erleben Studierende das Krisenmanagement der Universität Wien und den damit einhergehenden Digitalisierungsschub in der Hochschullehre aufgrund der COVID-19 Pandemie? Wie haben Studierende der Politikwissenschaft die politischen Rahmenbedingungen im Bildungsbereich in der COVID- 19 Pandemie wahrgenommen und welcher Einfluss wird diesen zugesprochen? Um die Forschungsfragen zu beantworten, wurde eine induktive qualitative Interviewstudie mit Studierenden der Politikwissenschaft an der Universität Wien durchgeführt. Analysiert wurden die Ergebnisse in einem iterativen Vorgehen mit Hilfe der qualitativen Methode der Constructivist Grounded Theory nach Charmaz1. So werden theoretische Einsichten auf Basis der gesammelten Daten generiert und durch ein interpretatives Vorgehen nicht nur manifeste sondern auch latente Inhalte erschlossen. Dadurch können Prozesse, Dynamiken und Deutungsmuster exploriert werden, um so ein tieferes Verständnis für die untersuchten Phänomene zu erhalten. Die Studie zeigte, dass Studierende in ihrem privaten und studienbezogenen Alltag unter einer für andere Gesellschaftsgruppen nicht sichtbaren Mehrfachbelastung durch die Krise litten, welche in Verbindung mit persönlichen multiplen Krisen die psychische Belastung der Studierenden steigerte. Durch den Wegfall der universitären Infrastruktur waren Studierende von einem Strukturverlust im technischen, räumlichen, sozialen sowie organisatorischen Bereich betroffen. Durch die Schließung der Universität und ihrer Gebäude kam es zu Einschränkungen in der Ausbildung der sozialen Identität 'Student*in'. Die bisher durchgeführte Online-Lehre wurde von den Interviewpartner*innen als funktional wahrgenommen. Zwar fand weiterhin Wissensvermittlung im Rahmen des Distance Learnings statt, allerdings waren die sozialen Aspekte des Lernens stark eingeschränkt. Gemeinsam mit zunehmenden technischen Barrieren führte dies zu passivem Verfolgen der Lehrveranstaltungen, abnehmender Studienmotivation und steigenden Konzentrationsschwierigkeiten, weshalb insgesamt nicht von einem vollwertigen Ersatz der Präsenzlehre gesprochen werden kann.. Das Krisenmanagement der Universität wurde als passiv und abwartend wahrgenommen und die Kommunikation dazu als unzureichend eingestuft, weshalb sich die Studierenden von der Universität im Stich gelassen fühlten. Innerhalb der gesetzten Maßnahmen und des gesellschaftlichen Diskurses wurden Studierende, ihre Interessen und Interessensvertretung unzureichend berücksichtigt und repräsentiert. Bei einer gleichzeitigen Quantifizierung von Leistung während einer andauernden Pandemie neigten die Studierenden zu zunehmender Politikverdrossenheit. Die Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit der Sichtbarmachung der Vielfalt studentischer Lebensrealitäten. Einerseits soll dadurch innerhalb des gesellschaftlichen Diskurses einer Stereotypisierung von Studierenden entgegengewirkt werden. Andererseits muss auch innerhalb der politischen Maßnahmen die Gruppe in ihren Eigenschaften treffgenau gefasst werden, um effektiv Verbesserungen der studentischen Situation durch Politikinstrumente erreichen zu können. Darüber hinaus ist die existentielle Absicherung von Studierenden ein notwendiger Schritt, um die Mehrfachbelastung zu verringern und der Zunahme von psychischer Belastung zu vorzubeugen. Auf der universitären Ebene kann mittels Diversifizierung von Kommunikationskanälen, der Bereitstellung von benötigter Infrastruktur und der Neukonzeption der Online-Lehre gearbeitet werden, um die Situation der Studierenden über die Pandemie hinaus zu verbessern. Sowohl universitär, gesellschaftlich als auch politisch zeigte sich eine Verschiebung der Verantwortlichkeit auf das Individuum sowie eine Entsolidarisierung durch die Individualisierung von Kosten. Deshalb werden Policy-Instrumente vorgestellt werden, welche Solidarität, Inklusion, Verantwortung und Partizipation auf mehreren Ebenen fördern sollen.
Abstract
(Englisch)
This paper points out the impact of the pandemic and related policy measures on the lives of students. The following questions are examined in the context of the ongoing debate about the Corona pandemic and its consequences: What changes do students of political science at the University of Vienna experience in their everyday personal life and everyday study due to the COVID-19 pandemic? How do students experience the crisis management of the University of Vienna and the accompanying push of digitalisation in university teaching due to the COVID- 19 pandemic? How did students of political science perceive the political framework conditions in the field of education in the COVID-19 pandemic and what influence is attributed to them? An inductive qualitative interview study with political science students at the University of Vienna was conducted to answer these research questions. The results were analysed in an iterative procedure with the qualitative method of the Constructivist Grounded Theory approach according to Charmaz2. Thus, theoretical insights are generated based on the collected data. Through this interpretative procedure, it is possible to develop latent contents rather than only manifest ones. This approach facilitates explore processes, dynamics and patterns of interpretation in order to gain a deeper understanding of the phenomena under investigation.The results showed that students suffered from multiple burdens of the crisis in their private and study-related life which was not visible to other social groups. In combination with multiple personal crises this invisibility caused the students’ psychological stress to increase. Due to the loss of the university infrastructure, students were affected by loss of structure in the technical, spatial, social and organisational areas. The closure of the university and its buildings led to restrictions in the formation of the social identity ‘student’. The hitherto online teaching was perceived by the interviewees as functional. Although knowledge transfer was still taking place within the framework of Distance Learning, the social aspects of learning were severely limited. In combination with increasing technical barriers, this led to passive following of courses, decreasing motivation to study and increasing difficulties in concentrating. For these reasons, Distance Learning cannot be said to be a fully- fledged substitute for face-to-face teaching. The university’s crisis management was perceived as passive. Crisis-Communication was rated as insufficient, which led to students feeling abandoned by the university. Within hitherto measures and social discourse, students, their interests as well as their interest group were inadequately incorporated and represented. With a simultaneous quantification of performance during an ongoing pandemic, students tended to become increasingly disenchanted with politics. The results show the necessity of making the diversity of student realities visible. On the one hand, this should counteract the stereotyping of students within the social discourse. On the other hand, the group's characteristics must also be precisely defined and captured within political measures. This is necessary to be able to effectively achieve improvements in the student situation through policy instruments. Furthermore, the financial existential protection of students is a necessary step to reduce multiple burdens and increasing psychological stress. At the university level, the situation of students could be improved beyond the pandemic by diversifying communication channels, providing necessary infrastructure and redesigning online teaching. At the institutional, societal and political levels, there has been a shift of responsibility towards the individual and a de-solidarisation through the individualisation of costs. Therefore policy- instruments are presented to promote solidarity, inclusion, responsibility and participation at several levels.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Digitalisierung Hochschule Corona Pandemie qualitative Methoden Studierende
Autor*innen
Alena Amira Eller
Haupttitel (Deutsch)
Von Distanz, Unsichtbarkeit und Individualisierung: Leben und Studieren in Zeiten der Pandemie
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine qualitative Interviewstudie mit Studierenden der Politikwissenschaft der Universität Wien zu den Auswirkungen der Policy-Maßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
XII, 201 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Prainsack Barbara
Klassifikation
89 Politologie > 89.99 Politologie: Sonstiges
AC Nummer
AC16606071
Utheses ID
64420
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1