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Das Liebespaar und sein digitales Liebes-Selbst
#couplegoals : die visuelle Inszenierung von Liebe auf Instagram
Lissa Weiser
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Soziologie
Betreuer*in
Roswitha Breckner
DOI
10.25365/thesis.72732
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-27016.64471.269987-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Veränderung des Gebrauchs von Fotografie und die zunehmende Verlagerung von Kommunikation in den digitalen Raum verweisen auf die mögliche soziologische Relevanz einer Analyse der bildbasierten Social-Media-Plattform Instagram. Als Folge der gesellschaftlichen Ausdifferenzierung wird nicht nur die Sozialkommunikation durch technische Erweiterungen, neuen Möglichkeiten und Herausforderungen komplexer, sondern auch andere Bereiche der Gesellschaft wie das Konstrukt der Liebe stehen unter solchen Veränderungen. Die vorliegende Arbeit ist von Gedanken über die Liebe inspiriert, die sich beispielsweise damit beschäftigen, wie Liebe überhaupt noch möglich ist, wenn nichts und alles Liebe sein kann, welche neuen Ideale von Liebe sich entwickeln, wenn traditionelle abgelehnt werden oder welche Bedeutung Liebe überhaupt (noch) hat. Dazu werden zwei theoretische Perspektiven zusammengeführt: Zum einen erlaubt mir der interaktionstheoretische Ansatz von Goffman (1981) die Fotoauswahl eines Accounts als (Internet)Auftritt eines Liebes-Selbst (das gemeinsame Selbst eines Liebespaares) zu betrachten, die über das Interaktionsmedium Instagram erfolgt. Zum anderen erlaubt mir der Rückgriff auf den systemtheoretischen Ansatz von Luhmann (1998), das Liebespaar hinter dem Liebes-Selbst als Intimsystem zu begreifen, welches eine bestimmte (visuelle) Liebessemantik verwendet, um dieses System zu erzeugen und aufrecht zu erhalten. Die Auseinandersetzung mit dem romantischen Liebesideal spielt dabei stets eine tragende Rolle, weil es die gesellschaftlichen Vorstellungen von Liebe fortwährend dominiert. Mit der Bildclusteranalyse nach Michael R. Müller (2016) als Auswertungsmethode kann die gesamte Fotoauswahl eines Accounts als neues ikonisches Gebilde im Sinne einer gesamten digitalen Darstellung eines Liebespaares begriffen werden und über die Rekonstruktion der Gestaltung der Bilder (Komposition- und Montageprinzipien) sowohl ein spezifisches Liebes-Selbst als auch dessen spezifische visuelle Liebessemantik herausgearbeitet werden. Die Analyse gestattet einen Einblick in die aktuelle Darstellungsweise auf Instagram von Liebespaaren über einen gemeinsamen Account und damit auf die dahinterliegende (Be-)Deutung. Mit der Untersuchung zweier Profile konnten zwei Typen des digitalen Liebes-Selbst ausgemacht werden: die inszenierte Romantik und die authentische Liebe, wobei der erste Typ überwiegend traditionellen Werten folgt, viele Follower hat und die Bilder ein heterosexuelles Liebespaar darstellen. Der zweite Typ ist tendenziell modern, hat weniger Follower und die Bilder stellen ein homosexuelles Liebespaar dar. In Anbetracht der vorangestellten Fragen, lässt sich festhalten, dass die Darstellungen beider Profile zugleich romantisch gesteigert und entromantisiert erfolgen und sich sowohl die Darstellung des heterosexuellen als auch homosexuellen Liebespaares einer stereotypen Geschlechtstypik bedient. Damit bleibt die Reproduktion oder Weiterentwicklung von heteronormativen Geschlechtervorstellungen bzw. traditionellen Vorstellungen auf Social-Media ambivalent.
Abstract
(Englisch)
The change in the use of photography and the increasing shift of communication into the digital space point to the potential sociological relevance of an analysis of the image-based social media platform Instagram. As a result of societal differentiation, not only is social communication becoming more complex due to technological enhancements, new opportunities and challenges, but other areas of society such as the construct of love are also under such changes. The present work is inspired by thoughts about love that deal, for example, with how love is still possible at all when nothing and everything can be love, what new ideals of love develop when traditional ones are rejected or what meaning love has (anymore) at all. In addition, two theoretical perspectives are brought together: On the one hand, Goffman's (1981) interaction-theoretical approach allows me to consider the photo selection of an account as the (internet) appearance of a love-self (the shared self of a couple), which takes place via the interaction medium Instagram. Second, drawing on Luhmann's (1998) system-theoretical approach allows me to conceive of the love couple behind the love-self as an intimate system that uses a particular (visual) semantics of love to generate and maintain that system. The discoussion of the romantic ideal of love always plays a supporting role in this process, because it continuously dominates the social conceptions of love. Using image-cluster-analysis according to Michael R. Müller (2016) as an evaluation method, the entire photo selection of an account can be understood as a new iconic entity in the sense of an entire digital display of a love couple, and by reconstructing the design of the images (composition and montage principles), both a specific love-self and its specific visual love semantics can be elaborated. The analysis allows an insight into the current mode of display on Instagram of lovers via a shared account and thus into the underlying (interpretation). By examining two profiles, two types of digital love-self could be identified: staged romance and authentic love, where the first type predominantly follows traditional values, has many followers, and the images represent a heterosexual couple of lovers. The second type tends to be modern, has fewer followers, and the images represent a homosexual couple of lovers. Considering the previous questions, it can be stated that the displays of both profiles are simultaneously romantically heightened and de-romanticized, and that both the display of the heterosexual and homosexual lovers uses a stereotypical gender type. Thus, the reproduction or further development of heteronormative gender concepts or traditional ideas on social media remains ambivalent.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Visuelle Soziologie romantische Liebe Selbst)Darstellung Intimsystem Liebessemantik figurative Hermeneutik Bildanalyse
Autor*innen
Lissa Weiser
Haupttitel (Deutsch)
Das Liebespaar und sein digitales Liebes-Selbst
Hauptuntertitel (Deutsch)
#couplegoals : die visuelle Inszenierung von Liebe auf Instagram
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
152 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Roswitha Breckner
Klassifikation
71 Soziologie > 71.00 Soziologie. Allgemeines
AC Nummer
AC16695724
Utheses ID
64843
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |