Detailansicht

Oil infrastructures and their affordances for "traditional" livelihoods in Eastern Siberia
Gertraud Helene Illmeier
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Kultur- und Sozialanthropologie
Betreuer*in
Peter Schweitzer
Mitbetreuer*in
Gertrude Saxinger
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.72604
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-21033.79251.276270-7
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im Zuge der intensivierten Suche (Prospektion) nach neuen Erdölvorkommen sowie des industriellen Holzeinschlages im Norden der Provinz Irkutsk in Ostsibirien, hat sich der boreale Nadelwald (Taiga), der die Lebensgrundlage für die lokale Bevölkerung darstellt, stark verändert. Seismische Linien sind kilometerlange, geradlinige, häufig gitterförmig (sich kreuzend) angelegte Messstrecken, die bei der Prospektion mittels der Methode „Reflexionsseismik“ durch Rodung der Vegetation entstehen. Basierend auf empirischem Material, das in zwei Feldforschungen gesammelt wurde, präsentiert die vorliegende Masterarbeit eine ethnographische Fallstudie, die sich mit den Auswirkungen dieser weit verbreiteten, aber bisher kaum beachteten Infrastruktur auf die Bewohner*innen des Dorfes Tokma auseinandersetzt. Sie leben von der Subsistenzjagd und dem Zobelfang ̶ mobilitätsintensive Tätigkeiten, bei denen seismische Linien sowie Schneemobile mittlerweile eine Schlüsselrolle spielen. Unter Anwendung eines relationalen Affordanz-Konzeptes analysiert die Studie einerseits die Beziehungen zwischen Mensch und Infrastruktur. Andererseits werden die unbeabsichtigten (Neben-)Wirkungen seismischer Linien und ihrer Affordanz(en) ̶ den Möglichkeiten und Beschränkungen, die sie für einen Betrachter/eine Betrachterin eröffnen ̶ untersucht. Indem seismische Linien ein Netzwerk aus offenen Korridoren durch eine unwegsame nördliche Waldlandschaft bilden, begünstigen sie den mechanisierten Transport und Einsatz von Schneemobilen, die jedoch Treibstoff und häufig Ersatzteile benötigen ̶ Ressourcen, die für die marginalisierte Bevölkerung der entlegenen Region nur dank der Kompensationszahlungen seitens der Öl- und Holzindustrie zugänglich sind. Die Studie zeigt, dass seismische Linien über ihre Affordanz(en) neue Verflechtungen mit und zwischen den Jägern, Schneemobilen und Treibstoff sowie der Industrie hervorbringen, die die lokale Mobilität und Lebensweise neu konfigurieren. Ohne seismische Linien und Schneemobile, welche die Jagd und das Fallenstellen maßgeblich erleichtern, könnten die (größtenteils betagten) Jäger von Tokma ihre körperlich anstrengende Arbeit nicht mehr verrichten. Gleichzeitig leiden die Menschen unter der Umweltzerstörung, die durch unzählige seismische Linien, die ihr Jagdgebiet durchschneiden und den Wildbestand beeinträchtigen, verursacht wird. Die Studie beleuchtet die paradoxe Situation, in welche die Menschen geraten sind: Sie sind zunehmend auf industrielle Infrastrukturen und Unterstützung angewiesen, um ihren traditionellen Lebensunterhalt zu sichern, während diese Infrastrukturen gleichzeitig ihre ökologischen Grundlagen zerstören.
Abstract
(Englisch)
Intensified oil exploration and industrial logging in the north of the Irkutsk Province in Eastern Siberia continue to alter the boreal forest upon which local communities depend in securing their livelihoods. Seismic lines are clear-cut, straight routes, often logged in grid-like patterns for oil exploration by method of “seismic reflection”. This Master’s thesis presents an ethnographic case study that analyses the impact of this wide-spread, yet understudied oil infrastructure on the inhabitants of the Tokma village, who live on subsistence hunting and the trapping of sable – mobility-intensive activities, which today, are facilitated by seismic lines and snowmobiles. Using empirical data gained in two fieldworks, firstly, the thesis engages a relational affordance concept to analyse human-infrastructural relations. Secondly, it inquires the wider implications of seismic lines and their (unintended) consequences. Offering a network of open corridors in an unruly sub-Arctic environment, seismic lines afford mechanised mobility on snowmobiles, which require fuel and frequently need spare-parts – resources to which the marginalised population of this remote region thas access only thanks to the compensation payments of the industries. The thesis shows how seismic lines induce new entanglements through their affordances with and between the hunters of Tokma, snowmobiles, fuel and the industries that reconfigure local mobilities and livelihoods. Without seismic lines and snowmobiles the (mostly elderly) men of the Tokma hunting commune could no longer accomplish their physically demanding work as hunters and trappers. At the same time, people suffer in the face of the environmental degradation caused by innumerable grids of seismic lines. The study shows how the people of Tokma got caught up in a paradoxical situation: increasingly relying on industrial infrastructures and support to sustain their traditional livelihood, while these infrastructures simultaneously destroy the environmental basis of the community.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Rohstoffgewinnung Erdölindustrie Infrastruktur Affordanz Sibirien Schneemobile traditionelle Lebensweise Jagd Fallenstellen
Schlagwörter
(Englisch)
resource extraction oilindustry infrastructures affordances Siberia snowmobiles traditional livelihoods hunting trapping
Autor*innen
Gertraud Helene Illmeier
Haupttitel (Englisch)
Oil infrastructures and their affordances for "traditional" livelihoods in Eastern Siberia
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
136 Seiten : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Peter Schweitzer
Klassifikationen
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.99 Sozialwissenschaften allgemein: Sonstiges ,
73 Ethnologie > 73.06 Ethnographie
AC Nummer
AC16674425
Utheses ID
65046
Studienkennzahl
UA | 066 | 810 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1