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Stadtproteste als gegenhegemoniale Intervention in der neoliberalen Stadt
eine hegemonietheoretische Diskursanalyse der "Recht auf Stadt" Bewegung in Hamburg
Petra Kolb
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Politikwissenschaft
Betreuer*in
Oliver Marchart
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.73327
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-19873.27728.444774-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Hamburger ‚Recht auf Stadt‘ Bewegung und die Proteststruktur dieser urbanen Bewegung zu erforschen. Der Fokus liegt auf einer Herausarbeitung der Forderungen der Bewegung, um deren programmatische Struktur aufzuzeigen und die diskursive Identität zu bestimmen. Dazu zählen auch Vorstellungen von Demokratie und Gesellschaft, abseits der Norm. Auf dieser Grundlage werden die Forderungen der Bewegung artikuliert. Die Untersuchung erfolgte durch Einbettung in aktuelle Konzepte von Stadt und Urbanisierung, vor dem Hintergrund einer radikaldemokratischen Perspektive. Dazu wurden folgende Fragen untersucht: Wie gestaltet sich die diskursive Formation der ‚Recht auf Stadt‘ Bewegung in Hamburg nach dem Diskursanalysemodell der Essex School? Welche radikaldemokratischen Elemente werden durch diese Formation artikuliert und welches (gegen)hegemoniale gesellschaftliche Potential entfaltet diese Bewegung? Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde die Methode der hegemonietheoretischen Diskursanalyse der Essex-School unter Weiterentwicklung von Oliver Marchart herangezogen. Mithilfe dieser wurde ein ausgewählter Textkorpus der Hamburger ‚Recht auf Stadt‘ Bewegung aus dem Zeitraum 2017-2021 analysiert. Dadurch konnte die diskursive Identität der Protestbewegung und deren Anordnung im politischen Raum bestimmt werden. Notwendig dafür waren die Identifikation des leeren Signifikanten, welcher dem negatorischen Außen gegenübersteht, sowie die Forderungsstrukturen, Subjektivierungsstrukturen und Kontraritätsstrukturen innerhalb des Diskurses. Mithilfe derer konnten antagonistische und protagonistische Äquivalenzketten innerhalb des Diskurses identifiziert werden. Die hegemonietheoretische Diskursanalyse zeigt die Formation der Protestbewegung und deren Forderungen auf, welche als Reaktion auf die Dislozierungserfahrung des ‚verstädterten globalisierten Kapitalismus‘ und ‚neoliberaler Stadtpolitiken‘ entwickelt worden sind. Den leeren Signifikant des Diskurses stellt die Forderung ‚Recht auf Stadt‘ dar. Dieser repräsentierte sämtliche Forderungen des Diskurses, welche um die Bereiche Wohnpolitik, Stadtplanung und demokratische Rechte formiert waren. Die Forderungen entstanden in Abgrenzung zum Signifikant des Mangels. Durch die potenzielle Offenheit der Äquivalenzkette konnten in diese ökologische, soziale und anti-kapitalistische Forderungen eingereiht werden. In der identitären Ausrichtung und relationalen Positionierung grenzt sich die Bewegung stark von der hegemonialen Ausrichtung der neoliberalen Stadtentwicklung Hamburgs ab. Der Signifikant ‚Recht auf Stadt‘ zeichnet sich durch Uneindeutigkeit und Anschlussfähigkeit für andere politische Inhalte aus und könnte selbst unmöglich ohne dem negatorischen Außen in Form des ‚verstädterten globalisierten Kapitalismus‘ existieren. Durch den Slogan „Wohnen für Menschen statt für Profite“ (HAD, 2020) wird der Kern des Diskurses anhand einer Kontraritätsstruktur verdeutlicht. Als Reaktion auf das Phänomen der Dislozierung in Form der Profitmaximierung im Wohnbereich entsteht die Forderung nach Wohnen für Menschen. Diese Forderung entsteht in Reaktion auf den aktuellen Mangelzustand und trägt zu dessen Behebung bei. Entlang dieses Claims werden unterschiedliche Forderungen, wie der Zugang zu städtischen Ressourcen, einer kollektiven Selbstorganisation, das Recht auf Unterschiedlichkeit, faire Löhne und die Forderung nach einer gerechten Stadtplanung in die protagonistische Äquivalenzkette eingereiht und unter dem Signifikanten ‚Recht auf Stadt‘ zusammengehalten. Innerhalb des Diskurses werden zahlreiche Forderungen artikuliert, welche auf eine Vertiefung demokratischer Rechte abzielen. Hinsichtlich der radikaldemokratischen Elemente innerhalb des Diskurses konnte die Handlungsmacht der Bürger*innen in Bezug auf die Selbstgestaltung der Stadt identifiziert werden. Durch kollektive Selbstorganisation erfolgt ein Appell an die Handlungsmacht des Populus hinsichtlich einer Ausweitung demokratischer Rechte. Die Anerkennung des Konfliktpotentials des Politischen ruft die Bewegung zum Widerstand gegen bestehende Verhältnisse auf. Die wiederholte Anrufung des Subjekts zum Widerstand erfolgt im Kollektiv, wobei Partizipation und Mitbestimmung ins Zentrum gerückt werden, um Stadtplanungsprozesse an die Bedürfnisse der Bewohner*innen anzupassen. Die Ergebnisse der Masterarbeit zeigen, wie die Hamburger ‚Recht auf Stadt‘ Bewegung die aktuelle Ordnung der neoliberalen Stadtplanung infrage stellt und durch ihr programmatisches Profil einen Gegenentwurf zur etablierten hegemonialen Ordnung konstituiert. Auf Basis der Artikulation verschiedener radikaldemokratischer und stadtpolitischer Forderungen werden alternative Modelle im Bereich der Stadtplanung aufgezeigt. Dies geschieht mit dem Ziel, einer gerechten Stadt und dem Recht auf Stadt für Alle einen Schritt näher zu kommen.
Abstract
(Englisch)
This thesis aims to explore the Hamburg Right to the City movement and the protest structure of this urban movement. The focus is on an elaboration of the demands of the movement to show its programmatic structure and to determine its discursive identity. This includes the ideas of democracy and society that underlie the demands of the movement. The investigation was carried out by embedding it in current concepts of city and urbanization using the background of a radical democratic perspective. To this end, the following questions were investigated: "How does the discursive formation of the 'Right to the City' movement in Hamburg shape itself according to the discourse analysis model of the Essex School?" and "Which radical democratic elements are articulated by this formation and which (counter)hegemonic social potential does this movement unfold?" To answer the research question, the method of hegemony discourse analysis of the Essex School was chosen under further development by Oliver Marchart. With the help of this, a selected text corpus of the Hamburg Right to the City Movement from the period 2017-2021 was analysed. This made it possible to depict the discursive identity of the protest movement and its position in the political space. Necessary for this was the identification of the empty signifier, which confronts the negative outside, as well as the ‘Forderungsstruktur’, ‘Subjektivierungsstruktur’ und ‘Kontraritätsstruktur’ within the discourse. With the help of these, chains of equivalence within the discourse were identified. The hegemony discourse analysis shows the formation of the protest movement and its demands which were developed as a reaction to the dislocation experience of 'urbanized globalized capitalism' and 'neoliberal urban policies'. The empty signifier of the discourse is the slogan ‘Right to the City’, which represents all the demands of the discourse around the areas of housing policy, urban planning, and democratic rights. The demands emerged in demarcation from a moment of pure negativity and through the potential openness of the chain of equivalence, ecological, social, and anti-capitalist demands could be incorporated. In its identity orientation and relational positioning, the movement strongly demarcates itself from the hegemonic orientation of Hamburg's neoliberal urban development. The signifier 'right to the city' is characterized by ambiguity and connectivity for other political contents and could not exist without the negative outside in the form of ‘urbanized globalized capitalism’. Through the slogan “Wohnen für Menschen statt für Profite” (HAD, 2020), the core of the discourse is clarified through a contrarian structure. In response to the phenomenon of dislocation in the form of profit maximization in housing, the demand Housing for People emerges. This claim emerges in response to the current state of scarcity and contributes to its remedy. Along this claim, different demands such as access to urban resources, collective self-organization, the right to difference, fair wages and the demand for just urban planning are placed in the protagonist equivalence chain and held together under the signifier 'Right to the City'. Within the discourse, numerous demands have been articulated with the aim to deep democratic rights. Concerning radical democratic elements within the discourse, it was possible to identify the citizens' power to act about the self-design of the city. Through collective self-organization, an appeal is made to the agency of the people concerning an expansion of democratic rights. Through the recognition of the conflict potential of the political, resistance to existing conditions is called for. The invocation of the subject within the discourse always takes place as a collective, whereby participation and involvement are moved to the centre to adapt urban planning processes to the needs of the inhabitants. The objective of this master thesis is to convey the questions of how the Hamburg ‘Right to the City’ movement challenges the current order of neoliberal urban planning and constitutes a counter-design to the established hegemonic order through its programmatic profile. Based on the articulation of various radical democratic and urban political demands, alternative models in the field of urban planning are demonstrated. With the goal to establish a just city and to move closer to the right to the city for all.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Protestbewegung radikale Demokratie Stadt Diskursanalyse
Schlagwörter
(Englisch)
protest movement radical democracy city discourse analysis
Autor*innen
Petra Kolb
Haupttitel (Deutsch)
Stadtproteste als gegenhegemoniale Intervention in der neoliberalen Stadt
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine hegemonietheoretische Diskursanalyse der "Recht auf Stadt" Bewegung in Hamburg
Paralleltitel (Englisch)
Urban protests as counter-hegemonic intervention in the neoliberal city
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
VIII, 108 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Oliver Marchart
Klassifikationen
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie ,
89 Politologie > 89.62 Politische Bewegungen
AC Nummer
AC16811114
Utheses ID
65666
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |
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