Detailansicht

"Wir können nicht alle Sprachen der Welt sprechen"
eine Studie zu Street-level Bureaucracy im Kontext migrationsbedingter Heterolingualität am Beispiel des österreichischen Arbeitsmarktservice
Clara Holzinger
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium Sozialwissenschaften (Dissertationsgebiet: Soziologie)
Betreuer*in
Elisabeth Scheibelhofer
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.73931
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-24454.00016.306674-9
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der Umgang mit (sprachlicher) Pluralität hat weitreichende Folgen für soziale Gerechtigkeit und beeinflusst in Migrationsgesellschaften die Lebenswelten aller. Von besonderer Relevanz dabei ist der Blick auf öffentliche Organisationen, da sie vor allem mit und durch Sprache agieren und dabei Gruppen mit einem bestimmten Sprachrepertoire gegenüber anderen privilegieren. Sie sehen sich im Umgang mit (migrationsbedingter) sprachlicher Vielfalt großen Herausforderungen gegenüber, verfügen diesbezüglich jedoch noch kaum über systematisches Wissen und institutionelle Strategien. Mein Erkenntnisinteresse gilt diesem Spannungsfeld zwischen traditionell monolingual konzipierten organisationalen Strukturen und faktischer gesellschaftlicher Heterolingualität. Konkret beschäftige ich mich in meiner kumulativen Dissertation mit der Frage, wie in einer sozialstaatlichen Organisation wie dem österreichischen Arbeitsmarktservice (AMS) der Umgang mit gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit gestaltet ist und welche Auswirkungen dies auf darin handelnde Akteur*innen (vor allem Mitarbeiter*innen im Klient*innenkontakt und Migrant*innen) hat. Dieser übergeordneten Forschungsfrage gehe ich mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in vier Publikationen (z.T. mit Co-Autorinnen) nach. Ich verfolge einen interpretativen Forschungsansatz, der sich an den Prinzipien der konstruktivistischen Grounded Theory orientiert und eine Methodentriangulation vorsieht. Vorrangig wurden problemzentrierte Interviews mit Mitarbeiter*innen des AMS sowie mit Migrant*innen aus Ungarn erhoben. Zusätzlich haben wir im Forschungsteam ethnografische Beobachtungen in regionalen Geschäftsstellen des AMS und Analysen von Texten aus dem Forschungsfeld (Korrespondenzen, Formulare, Informationszettel, Publikationen und Webpräsenz des AMS etc.) durchgeführt. Die empirischen Daten wurden im Rahmen von zwei Forschungsprojekten erhoben, an denen ich als Co-Projektleiterin und Mitarbeiterin beteiligt war. Zudem fließen auch Daten aus meinem Masterarbeitsprojekt in die vorgelegten Publikationen ein. Die Forschungsergebnisse verdeutlichen, dass es sich beim AMS um eine Organisation handelt, die als prinzipiell monolingual konzipiert ist. Dies steht jedoch im Widerspruch zur Heterogenität der sprachlichen Repertoires der Klient*innen, wodurch in der Beratungspraxis Schwierigkeiten und Handlungsprobleme entstehen. Die Absenz von klaren Richtlinien und institutionellen Hilfestellungen führt in der Praxis zu einer Individualisierung von Kommunikationsproblemen, die sich wiederum in einer verstärkten Arbeitsbelastung und Ungleichheiten beim Zugang zu Sozialleistungen niederschlagen. Damit leistet die Studie einen empirischen Beitrag zum Verständnis von sprachlicher Diskriminierung auf institutioneller Ebene. Zudem erweitert sie den Forschungsstand zu institutioneller Kommunikation durch den Fokus auf gesellschaftliche Mehrsprachigkeit.
Abstract
(Englisch)
How we approach (linguistic) heterogeneity has far-reaching consequences for social justice and can influence the life-worlds of all people living in migration societies. In this regard, the role of public organisations is of particular relevance, as they primarily act with and through language, thereby privileging groups with a certain language repertoire over others. Although public organisations face great challenges in dealing with (migration-related) linguistic diversity, they have little systemic knowledge and institutional strategies in this regard. My research interest focuses on the interplay between traditionally monolingual organisational structures and actual societal multilingualism. Specifically, I focus on the question of about how societal multilingualism is addressed in a welfare state organisation such as the Austrian Public Employment Service (AMS) and what effects this has on the actors acting within this organisation (especially street-level bureaucrats and migrants). In my dissertation, I pursue this overarching research question with different emphases in four publications (partly with co-authors). I follow an interpretative research approach that is oriented towards the principles of constructivist grounded theory and relies on method triangulation. Primarily, problem-centred interviews were conducted with AMS employees and migrants from Hungary. In addition, we carried out ethnographic observations at regional AMS offices and text analyses on materials from the research field (e.g., correspondence, forms, information leaflets, AMS publications and web presence). The empirical data was collected within the framework of two research projects in which I was involved as a co-leader and researcher. Additionally, data from my Master's thesis project are also included. The research results make it clear that the AMS is an organisation that is conceived as essentially monolingual. However, this contradicts the heterogeneity of its clients' linguistic repertoires, which leads to difficulties and problems in counselling practices. The absence of coherent linguistic guidelines and institutional assistance results in an individualisation of communication problems, which in turn leads to an increased workload and inequalities in access to social services. The study thus makes an empirical contribution to the understanding of linguistic discrimination at the institutional level. It also extends the state of research on institutional communication by focusing on societal multilingualism.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Migration gesellschaftliche Mehrsprachigkeit Diversität Diskriminierung Sozialstaat Street-level Bureaucracy institutionelle Kommunikation language policy
Schlagwörter
(Englisch)
migration societal multilingualism diversity discrimination welfare state street-level bureaucracy communication language policy
Autor*innen
Clara Holzinger
Haupttitel (Deutsch)
"Wir können nicht alle Sprachen der Welt sprechen"
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Studie zu Street-level Bureaucracy im Kontext migrationsbedingter Heterolingualität am Beispiel des österreichischen Arbeitsmarktservice
Paralleltitel (Englisch)
"We can't speak all the languages of the world"
Paralleluntertitel (Englisch)
a study on street-level bureaucracy in the context of migration-related heterolinguality based on the example of the Austrian Public Employment Service
Publikationsjahr
2023
Umfangsangabe
121 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Katharina Brizic ,
Emma Dowling
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.20 Soziolinguistik. Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.22 Sprachlenkung. Sprachpolitik ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.23 Mehrsprachigkeit ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
71 Soziologie > 71.41 Sozialer Wandel ,
71 Soziologie > 71.60 Soziale Fragen. soziale Konflikte. Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.61 Diskriminierung ,
71 Soziologie > 71.80 Sozialpolitik. Allgemeines
AC Nummer
AC16912274
Utheses ID
66648
Studienkennzahl
UA | 796 | 310 | 122 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1