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Rehabilitative Intervention zur Steigerung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie daraus resultierende Veränderungen der kognitiven und emotionalen Ressourcen bei Lumbalgiepatienten
Katharina Krammer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Reinhold Jagsch
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.7363
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29954.54990.113565-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Internationale Studien belegen deutlich, dass Rückenschmerzen mit einer Punktprävalenz zwischen 30% und 40% und einer Lebenszeitprävalenz von ca. 80% nicht nur zu den am häufigsten auftretenden Krankheitsformen in den westlichen Industriestaaten zählen, sondern auch mit enormen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden sind. Neben einer herabgesetzten Beweglichkeit führen Rückenschmerzen, insbesondere in chronifizierter Form, zudem zu einer reduzierten gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Betroffenen. Es gilt daher, neben einer möglichst frühzeitigen Abklärung die passenden Interventionsformen zu finden, die es ermöglichen, sowohl einem chronifizierten Verlauf entgegenzuwirken als auch die Lebensqualität der Patienten zu erhalten bzw. zu fördern. Ursprünglich wurden Rückenschmerzen als rein orthopädisches Krankheitsbild angesehen. Wie jedoch eine Vielzahl an Studien belegt, spielen psychosoziale Faktoren nicht nur im Prozess der Chronifizierung, sondern vor allem in Bezug auf die subjektiv erlebte gesundheitsbezogene Lebensqualität eine bedeutende Rolle. Um einen optimalen Behandlungserfolg erzielen zu können, genügt es daher nicht, ausschließlich bei biomedizinischen Parametern anzusetzen, sondern es gilt, in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Medizin und Psychologie im Sinne des biopsychosozialen Modells zu agieren. Ziel der gegenständlichen Studie war es, mögliche Veränderungen bei Patienten mit chronischen Kreuzschmerzen durch eine dreiwöchige Rehabilitation im Kurzzentrum Bad Tatzmannsdorf unter Berücksichtigung des Aspekts Diskrepanz zwischen Befund und Befinden zu untersuchen. Im Fokus der Untersuchung stand dabei die Erfassung der Konstrukte Funktionskapazität, operationalisiert mittels Funktionsfragebogen Hannover – Rücken (FFbH-R), gesundheitsbezogene Lebensqualität, erhoben durch den Einsatz des Nottingham Health Profile (NHP), sowie der dysfunktionalen Schmerzverarbeitungsformen auf emotionaler, kognitiver und behavioraler Ebene, erfasst mittels Kieler Schmerzinventar (KSI). Für diese Untersuchung konnten im Zeitraum von März 2008 bis März 2009 110 Personen, davon 59 Frauen und 51 Männer, mit gesicherter Diagnose chronischer Lumbalgie gewonnen werden. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 56,3 Jahren, wobei das Alter des jüngsten Patienten bei 33 Jahren und jenes des ältesten bei 79 Jahren lag. Zur Operationalisierung des Aspekts Diskrepanz zwischen Befund und Befinden wurde das Modell von Jagsch (2008) herangezogen. Die Zuordnung der Patienten erfolgte auf Basis der subjektiven und objektiven Einschätzung der Schmerzintensität auf der visuellen Analogskala (VAS) nach der Rehabilitation. Mittels Einsatz eines doppelten Mediansplits konnten 42 Personen der Gruppe „die Glücklichen“ (subjektive und objektive Einschätzung stimmen im positiven Sinne überein), 15 Personen der Gruppe „Gesundheitsdilemma“ (subjektive Einschätzung negativ, objektive Einschätzung positiv), 13 Personen der Gruppe „Krankheitsparadoxon“ (subjektive Einschätzung positiv, objektive Einschätzung negativ) und 40 Personen der Gruppe „die Benachteiligten“ (subjektive und objektive Einschätzung stimmen im negativen Sinne überein) zugeordnet werden. Mit der gegenständlichen Studie konnte gezeigt werden, dass durch die Therapie im Kurzentrum Bad Tatzmannsdorf praktisch bedeutsame Behandlungserfolge in den Bereichen Schmerzintensität, Funktionskapazität und gesundheitsbezogene Lebensqualität bei chronischen Kreuzschmerzpatienten erzielt werden können. Differenziert betrachtet zeigten sich in der Funktionskapazität für alle Befund/Befinden-Gruppen signifikante Verbesserungen, wobei vor allem für die beiden sich selbst positiv beurteilenden Gruppen von praktisch bedeutsamen Veränderungen gesprochen werden kann. Betrachtet man die gesundheitsbezogene Lebensqualität im Speziellen, so wurde für die Gruppen „die Glücklichen“ und „Krankheitsparadoxon“ eine höhere gesundheitsbezogene Lebensqualität als für die beiden sich selbst negativ beurteilenden Gruppen beobachtet. Konkret zeigte die Gruppe „die Glücklichen“ in vier von sechs Skalen praktisch bedeutsame Verbesserungen nach der Rehabilitation, die Gruppe „Krankheitsparadoxon“ in drei und die Gruppe „Gesundheitsdilemma“ in zwei Skalen des NHP. Für die Gruppe „die Benachteiligten“ konnten keine praktisch bedeutsamen Veränderungen beobachtet werden, daher wurde besonders bei dieser Gruppe auf mögliche Ursachen für dieses Ergebnis Bezug genommen. Die Ergebnisse des KSI, emotionale Reaktionen in Schmerzsituationen, unterstrichen ebenfalls die Relevanz des subjektiven Urteils, denn wiederum zeigten die Gruppen „die Glücklichen“ und „Krankheitsparadoxon“ in zwei von drei Skalen signifikante Verbesserungen nach der Rehabilitation im Sinne einer praktischen Bedeutsamkeit, während sich für die beiden sich selbst negativ beurteilenden Gruppen nur kleine Effekte ergaben. Hinsichtlich der dysfunktionalen Kognitionen ergaben sich für die Gruppen „die Glücklichen“ in zwei von sieben Skalen und „Krankheitsparadoxon“ in einer Skala praktisch bedeutsame Veränderungen. Betrachtet man die Copingreaktionen der chronischen Kreuzschmerzpatienten, so zeigte sich für alle Gruppen ein einheitliches Bild in dem Sinne, dass diese über den Kuraufenthalt hinweg stabil blieben. Die Ergebnisse der gegenständlichen Studie belegen deutlich die Wichtigkeit des subjektiven Urteils des Patienten als maßgebliches Bestimmungsstück des Therapieerfolges, und daher sollte dieses sowohl im Therapieprozess als auch im Therapiesetting als wesentlicher Aspekt Berücksichtigung finden. Die differenzierte Betrachtung von Therapieeffekten für unterschiedliche Patientengruppen aus dem Blickwinkel des Ansatzes „Diskrepanz zwischen Befund und Befinden“ sollte daher keineswegs lediglich zur Berücksichtigung eventuell auftretender kompensatorischer Effekte aufgrund einer globalen Betrachtung durchgeführt werden, sondern eben auch um der hohen Relevanz des subjektiven Patientenurteils konsequent Rechnung tragen zu können.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
low back pain Health-related quality of life subjective well-being physician's finding subjective rating
Schlagwörter
(Deutsch)
Lumbalgie Rückenschmerz gesundheitsbezogene Lebensqualität Befund Befinden
Autor*innen
Katharina Krammer
Haupttitel (Deutsch)
Rehabilitative Intervention zur Steigerung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie daraus resultierende Veränderungen der kognitiven und emotionalen Ressourcen bei Lumbalgiepatienten
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
190 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Reinhold Jagsch
Klassifikation
77 Psychologie > 77.70 Klinische Psychologie
AC Nummer
AC07955345
Utheses ID
6677
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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