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Tektonische Entwicklung der Blaser Decke zwischen Brenner Mesozoikum und Steinacher Decke am Südhang des Gschnitztals (Tirol, Österreich)
Peter Grath
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Erdwissenschaften
Betreuer*in
Bernhard Grasemann
DOI
10.25365/thesis.73856
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30008.25000.143565-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die tektonische Position der Decken im Bereich des Geschnitztals, westlich des Brenners ist nach wie vor umstritten. Zum einen liegen die altpaläozoische Steinacher Decke auf der mesozoische Blaser Decke und den transgressiven Metasedimenten des Ötztal Deckensystems, zum anderen finden sich vom Liegenden ins Hangende Bewegungsflächen mit unterschiedlicher Kinematik, welche entweder durch eine Richtungsänderung der Bewegung eines tektonischen Events oder durch das zeitliche Aufeinanderfolgen verschiedener Ereignisse, bedingt sein können. Die liegenden und die hangenden Einheiten werden von einer oberkretazischen Top SE Abschiebung getrennt, welche im untersuchten Südhang des Tals an der Basis der eingeklemmten Relikte der Blaser Decke verläuft. Im Gelände zu beobachten waren die oberen Bereiche des Liegenden (transgressive, permo-mesozoische Metasedimente), vertreten durch Dolomit, Kalk-/ Dolomitmarmore, (Kalk-) Phyllite/Schiefer und Bänderkalkmarmore. Die primäre Foliation, welche durch die eoalpine Deckenstapelung bedingt ist, fällt tendenziell SE und zieht sich durch die verschiedenen Deckensysteme hindurch. Während die mylonitischen Prägungen und isoklinalen Falten der Deckenstapelung zuzuordnen sind, bildete sich das, in den Dolomiten dominante Kluftsystem, im Zuge der oligozänen-miozänen E-W Extension. Im Bereich des metamorphen Kalkkomplexes finden sich bereits Anzeichen der eoalpinen Abschiebung in Form von in die Abschiebungsrichtung einrotierten Faltenachsen von Isoklinalfalten in den leicht zu bewegenden Kalkschiefern. Die hangenden Einheiten, bestehend aus Blaser- und Steinacher Decke, wurden von metamorphen Tonschiefern an der Basis, jurassischen Kalken, Radiolarit, altpaläozoischen (Quarz-) Glimmerschiefern, Quarzphylliten, oberkarbonen Sedimenten/Konglomeraten und vereinzelten metamorphen Linsen und Intrusivern, aufgebaut. Sigmaklasten, NW gerichtete Aufschiebungen, SE gerichtete Abschiebungen und das zunehmende Einrotieren der Faltenachsen von Hangenden ins Liegende sind Produkte der eoalpinen SE Abschiebung, während sich die paläogenen NW-Überschiebungen innerhalb der Blaser Decke in Form von SE einfallenden Aufschiebungen in den westlichsten Bereichen des Untersuchungsgebiets zu erkennen geben. Der Grad der eoalpinen Metamorphose sinkt innerhalb des Ötztal-Bundschuh Deckensystems bis ins Hangende des Drauzug-Gurktal Deckensystems von der Amphibolitfazies bis zu diagenetischen Bedingungen, wobei sich die zwischenliegenden Komponenten im Bereich der Grünschieferfazies bewegen. Im Zuge der Arbeit wird vermutet, dass die zu Beginn erwähnten ungewöhnlichen Gegebenheiten durch die NW aufschiebende Deckenstapelung, welche ein Einschuppen der ursprünglich aufliegenden, jüngeren Blaser Decke verursacht, entstanden. Es folgt eine eoalpine Abschiebung nach SE, welche mit zunehmender Deformation ins Liegende die durch die Deckenstapelung gebildeten, präexistenten Faltenachsen immer stärker in die Abschiebungsrichtung rotiert. Die heute nicht mehr sichtbaren abgeschobenen Teile am Rücken der Steinacher Decke wurden erodiert und es bilden sich im Laufe des Quartärs die heute vorhandenen Täler. Es wird deshalb von einer eher zeitgleichen Aufschiebung der Decken in der Oberkreide ausgegangen, da im Falle einer späteren Überschiebung der Steinacher Decke im Paläogen, das Vorhandensein von abschiebenden Komponenten der Blaser Decke am Rücken der Steinacher Decke eher unwahrscheinlich wäre und anstatt dessen die Blaser Decke als Gesamtes eingeschuppt werden würde.
Abstract
(Englisch)
The tectonic position of the nappes near the Gschnitztal, in the western area of the Brenner Pass is still debated. On the one hand the Early Palaeozoic Steinach Nappe overlies the Mesozoic Blaser Nappe and the transgressive metasediments of the Ötztal Nappe System, on the other hand, there are tectonic contacts with different kinematics from the base to the hanging wall, which can be either caused by a change in the movement direction of a tectonic event or by the chronological sequence of different events.The footwall and hanging wall units are separated by an Upper Cretaceous top-SE normal fault that strikes along the southern slope of the valley at the base of the imbricated relics of the Blaser Nappe. In the investigated area, the upper parts of the footwall (transgressive, Permo-Mesozoic metasediments), represented by dolomite, calcareous/dolomitic marbles, (calcareous) phyllites/shales and banded calcareous marbles can be observed. The primary foliation resulting from the eoalpine nappe stacking generally dips SE and can be observed throughout the nappe systems. While the mylonitic imprint and isoclinal dipping folds can be assigned to the nappe stacking, the joint system dominant in the dolomites was formed during the Oligocene-Miocene E-W extension. In the area of the metamorphic calcareous complex, there are already signs of the eoalpine detachment, represented by fold axes of isoclinal folds rotated in the direction of displacement within the incompetent calcareous slates. The hanging wall units consisting of the Blaser- and Steinach Nappe are made up of metamorphic slatesat the base, Jurassic limestone, radiolarite, old Paleozoic (quartz-) mica schists, quartz phyllites, Upper Carboniferous sediments/conglomerates and isolated metamorphic lenses and intrusives. Sigmaclasts, NW-dipping thrust faults, SE-dipping normal faults, and progressive rotation of fold axes from the hanging wall to the footwall are products of the eoalpine SE dipping detachment. Paleogene NW directed thrust faults within the Blaser Nappe, causing SE-dipping thrust faults, occur in the westernmost parts of the study area.The degree of eoalpine metamorphism decreases within the Ötztal-Bundschuh-, up to the hanging wall of the Drauzug-Gurktal nappe system from the amphibolite facies to diagenetic conditions, with the intermediate units deformed under greenschist facies conditions. In the course of the work, it is assumed that the complex tectonic position was caused by the NW nappe stacking, which leads to a horse of the originally overlying, younger Blaser Nappe under the older Paleozoic Steinach Nappe. The eoalpine SE detachment causes an increasing subparallel rotation of the pre-existing fold axes into the direction of displacement, with increasing superposition in the footwall. The detached parts on the back of the Steinacher Nappe, which are no longer visible today, were eroded and the today existing valleys were formed during the Quaternary. A syntectonic thrusting of the nappes in the Upper Cretaceous is therefore assumed, since in the case of a later thrust of the Steinacher nappe in the Paleogene, the presence of detaching components of the Blaser nappe at the back of the Steinacher nappe would be rather unlikely.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Ötztal-Stubai-Kristallin Brenner Mesozoikum Blaser Decke Steinacher Decke oberkretazische Abschiebung
Schlagwörter
(Englisch)
Ötztal-Stubai Basement Brenner Mesozoic Blaser Nappe Steinach Nappe upper cretaceous detachment
Autor*innen
Peter Grath
Haupttitel (Deutsch)
Tektonische Entwicklung der Blaser Decke zwischen Brenner Mesozoikum und Steinacher Decke am Südhang des Gschnitztals (Tirol, Österreich)
Publikationsjahr
2023
Umfangsangabe
viii, 120 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Bernhard Grasemann
Klassifikation
38 Geowissenschaften > 38.36 Tektonik
AC Nummer
AC16878057
Utheses ID
67257
Studienkennzahl
UA | 066 | 815 | |