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Homosexualität in Hollywood
Swenja Preuß
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Rainer Maria Köppl
DOI
10.25365/thesis.7453
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30136.24061.417366-8
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Situation der Homosexuellen sieht in den USA und Europa ähnlich aus, ist im Durchschnitt jedoch in den Vereinigten Staaten schlechter. Amerikaner artikulieren sich statistisch gesehen öfter schwulenfeindlich als Europäer und „offen gegen Schwule gerichtete Gewalttaten sind in den USA verbreiteter“(...)“Manche Großstädte und Staaten der USA gewähren Homosexuellen Gleichberechtigung, aber an den meisten Orten werden sie nach wie vor rechtlich und gesellschaftlich diskriminiert.“
Je sichtbarer Homosexualität wird, desto mehr schwulenfeindliche Übergriffe finden statt.
Das öffentliche Leben ist und bleibt heterosexuell: Heterosexualität ist die Norm, und Homosexualität das ‚Andere’. Schon immer wurden Gruppen, die man für eine Bedrohung der gesellschaftlichen Ordnung hielt, ausgeschlossen.
Egal in welcher Gesellschaft Homosexualität bisher geächtet wurde, es gab – abgesehen von der Bestrafung – „zwei Formen der Unterdrückung: die Herabsetzung dieser Form der Sexualität durch Verächtlichmachung und die Tabuisierung, die eine öffentliche Diskussion darüber verhindert. Durch das Verschweigen ihrer Existenz in der Öffentlichkeit waren die Betroffenen ebenfalls zum Schweigen und zur Unterordnung gezwungen.“
Heutzutage bleibt der Zwiespalt zwischen Öffentlich und Privat bestehen. Die Heteronormativität weist der Heterosexualität die Öffentlichkeit zu, während sie Homosexualität weiterhin auf eine „persönliche und private Angelegenheit reduziert.“ Homosexuelle scheinen in einem ständigen Ungleichgewicht zwischen Verschweigen und Sichtbarmachen ihrer sexuellen Orientierung zu stecken.
Genauso zwiegespalten ist die Stellung Hollywoods zum homosexuelle Selbstverständnis:
Hollywood hat grundlegend dazu beigetragen, dass sich eine homosexuelle Identität überhaupt entwickeln konnte. Es hat große Filmstars kreiert, die wesentliche Vorbilder im Selbstfindungsprozess einer homosexuellen Subkultur wurden. Ihre Darstellung ließ oft genug Spielraum für homosexuelle Interpretationen und selbst die negative Stereotypisierung zu Zeiten des Production Codes, erlaubte den homosexuellen Zuschauern ihre Lesart.
Doch diese Entwicklung hat vor allem aufgrund der Isolation und Sehnsucht stattgefunden, die Homosexuelle nach jedem noch so kleinen Zeichen und Hinweis zur Bestätigung homosexueller Erfahrungen hat hungern lassen.
Gerade die Tatsache, dass es für das homosexuelle Publikum mittlerweile leichter geworden ist, homosexuelle Bilder zu sehen, sieht Vito Russo allerdings nicht nur positiv. Er behauptet:
„Wir verlieren dadurch das Gefühl, zu einer geheimen Welt zu gehören, zu der niemand sonst Zutritt hat. Was wir durch das neue Kino, hauptsächlich durch die frei finanzierten Filme gewinnen, ist, dass heute vierzehnjährige Homosexuelle in Tulsa oder sonst wo ins Kino gehen können und nicht mehr glauben müssen, sie seien die einzigen Homosexuellen auf der Welt. Eine künftige Generation von Lesben und Schwulen wird diese geheime Welt gar nicht mehr kennen, und ich bin hin und her gerissen bei dem Gedanken, ob ich sie festhalten und bewahren oder lieber aufgeben möchte.“
Mag sein, dass die homosexuellen Bilder durch ihre Seltenheit besonderes Gewicht hatten und die Camp-Rezeption der Filme zu einer Mystifizierung geführt hat. Es ist aber fragwürdig, ob diese Umstände die Bildung einer homosexuellen Identität voran getrieben haben.
Aktiv hat Hollywood die meiste Zeit nur feindselige oder lächerliche homosexuelle Bilder vermittelt. Es hat negative Klischees aufgebaut und beharrlich vorgeschrieben, was von Homosexualität zu halten ist.
Einer Vielzahl homosexueller Schauspieler wurde „ein Leben verleugneter Vorlieben, Emotionen und Leidenschaften“ aufgezwungen - ein Leben im Versteck.
Auch hier zeigt sich deutlich wieder der homosexuelle Zwiespalt: Wie schon erwähnt, repräsentiert der Star den Geschlechterdiskurs, aber er trägt auch zu seiner Entstehung bei. Man muss schon überlegen, wann sich das letzte Mal ein wirklich großer Hollywoodstar als schwul oder lesbisch geoutet hat. Dabei könnten gerade sie ganz entscheidend dazu beitragen, dass sich an der Situation des Verstecken-müssens etwas ändert. „Diejenigen, die in ihrem Versteck bleiben, setzen alles daran, um ihre verschlossene Tür fest zuzuhalten.“, schrieb Michelangelo Signorile in Queer America, „sie engagieren Anwälte, um sich zu schützen und jede Story über ihr schwules Leben im Keim zu ersticken. Oft heiraten sie und bekommen Kinder, um als Heteros zu erscheinen und ihr Geheimnis zu schützen. Manche engagieren Werbefachleute, um ihr Hetero-Image aktiv zu unterstützen.“
Wer für eine Hauptrolle bis zu 20 Mio. Dollar bekommt, muss beweisen, dass er die Summe wert ist und das bedeutet, dass er für fast jeden Kinozuschauer als Identifikationsfigur, Idol und Sexualobjekt herhalten muss.
Homosexualität ist eine gleichbleibende Größe, doch wenn man die verschwindend kleine Zahl der heute offen schwul oder lesbischen Stars betrachtet, ist die Annahme, dass sich die Situation für homosexuelle Stars gebessert hätte, wohl eher Illusion.
„Schauspielen heißt, jemand anderer zu werden. Und wer könnte geeigneter sein, ein erfundenes Leben vorzuleben, als ein Homosexueller?“
Diese Arbeit enthält Bildmaterial.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Homosexualität Hollywood Studiosystem Starsystem Stars Zensur
Autor*innen
Swenja Preuß
Haupttitel (Deutsch)
Homosexualität in Hollywood
Paralleltitel (Englisch)
Homosexuality in Hollywood
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
118 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Rainer Maria Köppl
Klassifikation
24 Theater > 24.32 Filmgeschichte
AC Nummer
AC07941316
Utheses ID
6760
Studienkennzahl
UA | 317 | | |
