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Authentizität als Subjektivierungsziel, Anrufung und medialer Effekt
David Marc Jagella
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Betreuer*in
Thomas Waitz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.74778
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-25218.56980.750324-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit fragt ausgehend von miteinander verschränkten Widersprüchlichkeiten nach den Möglichkeitsbedingungen einer medialen Hervorbringung von Authentizitätseffekten. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Instagram innerhalb der Hashtag-Bewegungen #realskin, #instagramvsreality und #filterdrop gerade da als generierende Instanz von Authentizitätseffekten hervortritt, wo der vermeintlich problematisch-scheinhafte Zustand digitaler Medienkultur thematisiert wird. Im Sinne einer poststrukturalistischen (Theorie-)Perspektive wirft diese Arbeit dementsprechend anti-essentialistische Fragen nach der medialen Konstitution von Authentizitätseffekten auf. Gezeigt wird mit dispositivanalytischem geprägtem Blick, dass in den Beiträgen der genannten Hashtag-Bewegungen eine visuelle Gegenüberstellung des Bearbeiteten mit dem vorgeblich Unbearbeiteten strategisch wirksam wird. Dieses als visuelle Strategie der Differenz benannte Verfahren bringt, ermöglicht von in westlicher Kultur wirkmächtigen Kategorien des Denkens, vielschichtige Gegensatzpaare ins Spiel. Diese verfertigen digitale Medien als Instanzen des Scheinhaften, wobei diese spezifische Hervorbringung immer schon auf das jeweilige Antonym angewiesen ist. Gleichzeitig ermöglicht diese visuelle Strategie das Auftauchen und Hervortreten einer medialen Praktik, die sich in der Logik der Hashtag-Bewegungen in Abgrenzung zum vermeintlich Schein digitaler Medienkultur entwirft. Diese mediale Praktik vorgeblicher Abgrenzung wird in dieser Arbeit als sprachlich-visuelle Form dessen verstanden, was Michel Foucault als Geständnis bezeichnet hat. In diesem Sinne denkt die vorliegende Arbeit jene Medienpraktik als eine spezifische Selbsttechnologie. Die Ambivalenz von Selbsttechnologien berücksichtigend argumentiere ich hier dafür, dass es sich bei der medialen Praktik um eine Form gouvernementaler Selbstführung handelt, deren Vollzug vom Mediendispositiv über die als Anrufung wirksamen Hashtags eingefordert wird. Von komplex verschränkten Imperativen eingefordert, ermöglicht es die mediale Praktik hier ein sich als authentisch entwerfendes Selbstverhältnis zu begründen. Diese richtet sich maßgeblich an der Annahme des Authentischen aus und damit an einem Konzept, das Aleida Assmann als Kernkonzept westlicher Kultur versteht. Als ein bedeutungsstiftendes Raster für spezifische Selbstbezüglichkeit wird die Idee des Authentischen hier wirksam und fungiert mit seiner Genealogie als Setzung, an der sich die mediale Praktik ausrichtet. Das Mediendispositiv wird als generierende Instanz von Authentizitätseffekten wirksam, weil es die authentifizierenden Geständnispraktik auf konkrete Weise ins Spiel bringt. Als mediales Gefüge generiert es, wie diese Arbeit zeigt, die Authentizitätseffekte strategisch, indem es produktiv auf eine von der Problematisierung digitaler Medienkultur konstituierte Problemlage antwortet. Diese Arbeit zeigt vor allem, dass Individuen nicht einfach sie selbst sind, sondern es hier mit, in und durch Medien werden. Das Authentische ist dementsprechend nicht dort, wo es keine Medien gibt, vielmehr ist es hier selbst ein medialer Effekt.
Abstract
(Englisch)
Based on intertwined contradictions, this paper examines the conditions of possibility of a medial production of authenticity effects. Starting at the observation of Instagram emerging as a generating instance of authenticity effects within the hashtag movements #realskin, #instagramvsreality und #filterdrop, precisely where the supposedly problematic state of digital media culture is addressed. In the sense of a poststructuralist (theoretical) perspective, this paper raises anti-essentialist questions about the medial constitution of effects of authenticity. Through the analysis of the dispositif (Focuault) it is shown that in the contributions of the hashtag movements mentioned above, a visual juxtaposition of the edited with the ostensibly unedited becomes strategically effective. This visual strategy of difference brings into play multi-layered pairs of opposites, made possible by categories of thought that are effective in Western culture. This specific thinking of digital media as instances of the illusory allows for the emergence of a media practice that, in the logic of the hashtag movements, designs itself in opposition to the supposed illusory nature of digital media culture. In this paper, this specific practice of demarcation is understood as a linguistic and visual form of what Michel Foucault called confession, as well as a distinct „technology of the self“. Considering the inherent ambivalence of self-technologies, I argue here that this media practice is a form of governmental self-direction, demanded by the media dispositif via the hashtags that function as invocations. This allows for the constitution of a self-conception that conceives itself as authentic. The concept of authenticity itself is, according to Aleida Assmann, a presumed concept of Western culture. It comes into effect as a grid providing meaning to this specific self-reference, while its genealogy functions as a setting for the media practice to be aligned with. Becoming effective as a generating instance of effects of authenticity, the media dispositif brings the authenticating practice of confession into play. As a medial framework it strategically generates effects of authenticity by responding to a problem constituted by the problematization of digital media. The main focus of this paper is to show that individuals are not simply themselves, but become so with, in and through media. Here, authenticity is not in the absence of media, but is itself an effect of media.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Subjektivierung Authentizität Anti-Essentialismus Gouvernementalität Selbsttechnologien Geständnis digitale Medien
Autor*innen
David Marc Jagella
Haupttitel (Deutsch)
Authentizität als Subjektivierungsziel, Anrufung und medialer Effekt
Publikationsjahr
2023
Umfangsangabe
95 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Thomas Waitz
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.00 Wissenschaft und Kultur allgemein. Allgemeines ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein. Allgemeines
AC Nummer
AC16995115
Utheses ID
67855
Studienkennzahl
UA | 066 | 583 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1