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"Arbeit" im Spannungsfeld von intersektionalen Ungleichheiten und der Ausübung sozialer Menschenrechte während der COVID-19-Pandemie in Bolivien
Sarah Buchberger
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Internationale Entwicklung
Betreuer*in
Isabella M. Radhuber
DOI
10.25365/thesis.74600
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-13312.89780.420132-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit geht den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf „Arbeit“ in Bolivien nach. Zentral ist hierbei die Frage, wie die Interviewten „Arbeit“ in all ihren Formen – insbesondere bezahlte Erwerbsarbeit, reproduktive Arbeit, ehrenamtliche Arbeit – erlebten, welche Erfahrungen sie machten und welchen Herausforderungen sie gegenüberstanden. Darüber hinaus wurden auch die daraus resultierenden Folgen für weitere Lebensbereiche wie Bildung, Gesundheit, einen angemessenen Lebensstandard und soziale Sicherheit untersucht. Die Arbeit ist Teil des 2020 gestarteten Forschungsprojekts SolPan+ Latin America (“Solidarity in Times of a Pandemic“). Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden in zwei Runden (August-Dezember 2020 und August-Dezember 2021) 59 Interviews mit Bolivianer*innen via Zoom und WhatsApp-Telefonie geführt, die anschließend transkribiert und mit ATLAS.ti kodiert wurden. Methodologisch stützt sich die Arbeit auf die Grounded Theory. Sowohl die Festlegung des Themas als auch die Erstellung der Forschungsfrage passierten sonach induktiv, basieren also auf den Aussagen in den Interviews. Theoretisch gründet sich die Arbeit auf dem Verständnis von Arbeit als soziales Menschenrecht und der These, dass Intersektionalität den Zugang zu Arbeit entscheidend beeinflusst. Als zentrales Ergebnis der Forschung kann festgehalten werden, dass die Pandemie und allen voran die Ausgangsbeschränkungen den Zugang zu bezahlter Erwerbsarbeit in Bolivien maßgeblich erschwert haben – besonders für Menschen, die von intersektionaler Ungleichheit betroffen sind. Viele Menschen berichteten von Einkommenseinbußen oder Arbeitslosigkeit, Mehrarbeit ohne zusätzliche Entlohnung, zunehmender Prekarisierung und veränderten, oft negativ erlebten, Arbeitsbedingungen. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Gesundheit, auf die Bildung und den Lebensstandard, weil Menschen beispielsweise Schwierigkeiten hatten, ihre Lebensmittel oder die Miete zu bezahlen. Infolgedessen und um die wahrgenommene fehlende Unterstützung des Staates beim Krisenmanagement auszugleichen, kam es zu zahlreichen solidarischen Aktionen innerhalb der Zivilgesellschaft. Es zeigte sich folglich, dass Intersektionalität, soziale Menschenrechte und solidarisches Handeln in den ersten beiden Jahren der COVID-19-Pandemie in Wechselwirkung zueinander standen und „Arbeit“ als verbindendes Element in diesem Zusammenhang fungierte. Damit konnte anhand des Beispiels „Arbeit“ die Interdependenz von Menschenrechten empirisch belegt und gezeigt werden, dass es das Mitdenken von Intersektionalität beim Schutz von Menschenrechten braucht. Weiters bestätigte sich, dass bei Analysen zur Ungleichheit im Kontext von Arbeit ein besonderer Fokus auch auf Nichtgesagtes und unsichtbar Gemachtes gelegt werden muss, wie das auch schon von Autor*innen wie Brooke Ackerly, Jacqui True sowie Boaventura de Sousa Santos propagiert wurde.
Abstract
(Englisch)
This thesis examines the impacts of the COVID-19 pandemic on labor in Bolivia. The core question is how people experienced “labor” in all its forms – especially paid work, unpaid reproductive work, volunteer work –, what their reality looked like and what challenges they faced. Furthermore, the resulting consequences on other areas of life, such as health, education, standard of living and social security are investigated. The thesis forms part of the SolPan+ research project which was started in 2020. Within the research project, 59 interviews were conducted with Bolivians via Zoom and WhatsApp telephony in two rounds (August-December 2020 and August-December 2021). The interviews were then transcribed and coded via ATLAS.ti. Methodologically, this thesis is based on the Grounded Theory. This means that the definition of the topic as well as the creation of the research question are based on the interviews. The theoretical foundation of this paper is the understanding of work as a social human right and the assumption that intersectionality affects access to paid employment considerably. The central finding is that the pandemic and, above all, the exit restrictions have significantly impeded access to paid employment in Bolivia – especially for people affected by intersectional inequality. Many people reported lost income or unemployment, extra work without additional remuneration, increased precariousness, and changed working conditions that were often experienced as negative. This also had an impact on health, on one's own education or that of one's children, and on the personal standard of living because some people could no longer afford their food or rent, for example. As a result, and to compensate for the perceived absence of the state in crisis management, there were numerous acts of solidarity within civil society. It became apparent that intersectionality, social human rights, and solidarity actions were interdependent during the first two years of the COVID-19 pandemic, and that "labor" was the unifying component in this relationship. Using the example of "labor", the interdependence of human rights could be empirically proven, and it could be shown that a reflection on intersectionality is necessary for the protection of human rights. Furthermore, it was confirmed that when analyzing inequality in the context of work, a special focus must also be placed on what is not said and what is made invisible, as has already been advocated in the past by authors such as Brooke Ackerly, Jacqui True and Boaventura de Sousa Santos.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
COVID-19 Bolivien Arbeit Ungleichheit Intersektionalität Menschenrechte
Schlagwörter
(Englisch)
COVID-19 Bolivia work inequality intersectionality human rights
Autor*innen
Sarah Buchberger
Haupttitel (Deutsch)
"Arbeit" im Spannungsfeld von intersektionalen Ungleichheiten und der Ausübung sozialer Menschenrechte während der COVID-19-Pandemie in Bolivien
Publikationsjahr
2023
Umfangsangabe
vi, 131 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Isabella M. Radhuber
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.88 Mittelamerika. Südamerika ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein. Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
71 Soziologie > 71.11 Gesellschaft ,
71 Soziologie > 71.42 Wirtschaftliche Faktoren ,
71 Soziologie > 71.61 Diskriminierung ,
71 Soziologie > 71.79 Soziale Fragen, soziale Konflikte. Sonstiges ,
71 Soziologie > 71.80 Sozialpolitik. Allgemeines ,
86 Recht > 86.85 Menschenrechte
AC Nummer
AC16978549
Utheses ID
68232
Studienkennzahl
UA | 066 | 589 | |
