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Geschlechtsegalitäre Gesellschaften oder: Same same but different
Monika Oberhuber
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Helmut Lukas
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.7538
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29944.52657.511862-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Seit den 1970er Jahren gehört die Analyse von Geschlechterbeziehungen in Gesellschaften zu einem wichtigen Arbeitsbereich der Kultur- und Sozialanthropologie. Die praktisch lückenlose Beschreibung in der Ethnographie von Männern als dem gegenüber Frauen in allen Lebensbereichen dominanten Geschlecht (sie übernehmen Kontrolle über materielle und immaterielle Ressourcen, über die Produktion, über politische Entscheidungen, Sozialleben und Sexualität) ließ vor allem feministische Forscherinnen nach Gründen für diese –vermeintlich universelle – männliche Superordination suchen. Durch neuere Forschungen, die eine deutlich bessere Stellung der Frauen zeigten, und die Analyse eines vielfach vorhandenen männlichen Bias vor allem in älteren Ethnographien, wurde das Bild vom universell dominanten männlichen Geschlecht relativiert. Trotzdem wird weiterhin von einem tendenziell niedrigeren Status der Frauen ausgegangen. Als Erklärungsansatz dafür muss immer wieder die Biologie herhalten: Männer sind aufgrund ihrer größeren Muskelmasse und der höheren Testosteronproduktion aggressiver und kräftiger als Frauen, Frauen neigen aufgrund ihrer Mutterrolle eher zu passivem, friedlichen und umsorgendem Verhalten. Diese Voraussetzungen führen zu einer Arbeitsteilung, in der Frauen die Kinderpflege und häuslichen Tätigkeiten übernehmen, während Männern prestigeträchtigere Tätigkeiten und Führungsrollen zugewiesen werden. Diese biologischen Erklärungsansätze können jedoch eindeutig durch die Jäger- und Sammlerforschung widerlegt werden: Die Batek von Malaysia, die philippinischen Agta und die Ju/’hoansi (auch bekannt als !Kung oder San) aus Namibia und Botswana sind drei Jäger- und Sammlergruppen, die als geschlechtsegalitär gelten. Sie leben in nicht-stratifizierten, nomadischen Bands und konsumieren unmittelbar die gejagte und gesammelte Nahrung, anstatt sie zu lagern und haltbar zu machen. Sowohl Männer als auch Frauen haben in diesen drei Gesellschaften die gleichen Rechte und Möglichkeiten, was den Zugang zu Ressourcen, die autonome Organisation der Produktion, die Mitwirkung an politischen Entscheidungen und die Kontrolle über soziale Beziehungen und Sexualität betrifft. Frauen wie Männer sind gleichermaßen wenig aggressiv, dafür aktiv und selbstbestimmt. Geschlechtliche Arbeitsteilung ist kaum ausgeprägt, die Arbeit beider Geschlechter wird als gleichwertig empfunden und spielt sich sowohl innerhalb als auch außerhalb des Haushalts ab. Männliche Tätigkeiten sind nicht prestigeträchtiger als weibliche, und Frauen sind durch ihre Fähigkeit zu gebären in ihrer Freiheit und Mobilität nicht beeinträchtigt. Die Jäger- und Sammlerforschung führt zu zwei definitiven Ergebnissen: 1. Unterschiedlicher Status der Geschlechter kann nicht mit biologischen Voraussetzungen erklärt werden. 2. Zentrales Charakteristikum geschlechtsegalitärer Gesellschaften ist deren fehlende soziale Stratifikation. Warum sich die Geschlechterverhältnisse mit beginnender sozialer Stratifikation zuungunsten der Frauen entwickeln, müsste in Zukunft erforscht werden. Prädestiniert für die Beantwortung dieser Fragestellung sind Jäger- und Sammlergruppen, die sich aktuell in einer Entwicklung hin zu zunehmender Stratifikation befinden.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Jäger und Sammler Geschlechterbeziehungen Batek Agta Ju/'hoansi
Autor*innen
Monika Oberhuber
Haupttitel (Deutsch)
Geschlechtsegalitäre Gesellschaften oder: Same same but different
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
198 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Helmut Lukas
Klassifikationen
73 Ethnologie > 73.32 Jagen, Sammeln ,
73 Ethnologie > 73.44 Sexualität, Geschlecht
AC Nummer
AC07944228
Utheses ID
6836
Studienkennzahl
UA | 307 | | |
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