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Der Abgrund des "Ich-kann"
Akzentuierung einer kritischen Phänomenologie des Gewaltsamen
David Gamsjäger
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Philosophie
Betreuer*in
Michael Staudigl
DOI
10.25365/thesis.74355
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22144.89014.479579-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Phänomenologische Arbeiten ausgehend von Husserl und Merleau-Ponty beschreiben unser leibliches In-der-Welt-sein im Modus des „Ich-kann“. Das ‚neutrale‘ Körperschema entspricht einer Öffnung zur Welt, die es uns erlaubt, uns in ihr einzurichten und zuhause zu fühlen. Vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, die vermeintlich neutrale Darstellung des vermögenden „Ich-kann“ zu problematisieren und darzulegen, inwieweit darin die Perspektive einer autonomen, selbstgesetzten und selbstgegenwärtigen Subjektivität zum Ausdruck kommt, die ihre Spezifität gleichsam als Universalität und Normalität ausgibt. Aufrechterhalten kann die privilegierte Position nur werden, indem Körper, die dieser Norm nicht entsprechen, mit Prozessen der Abwertung konfrontiert werden. Dabei vollzieht sich die Nachzeichnung verschiedener Prozesse der Abwertung in vorliegender Arbeit sowohl historisch-konkret als auch im theoretisch Abstrakten. Letztere Dimension wird verdeutlicht, indem zu Beginn ein „erweiterter Gewaltbegriff“ betont wird, der Ordnungs- und Sinnbildungsprozesse in seinen theoretischen Zugang integriert und damit einer phänomenologischen Traditionslinie folgt. Konkret soll anhand zweier historischer Beispiele aufgezeigt werden, in welcher Weise die Setzung eines aktiven, sich autonom und stets gegenwärtigen Subjekts eine politische Abgründigkeit mit sich bringt. Anhand der Phänomene des transatlantischen Sklavenhandels und sogenannter „Menschenzoos“ wird verdeutlicht, wie das (eigene) vermögende „Ich-kann“ auf das Unvermögen anderer verweist, dieses heraufbeschwört, es produziert. Das Unvermögen wird in folgender Arbeit nicht als neutrale Beschreibung verstanden, sondern vor dem Hintergrund rassistischer Vergemeinschaftungsprozesse als Identifikationsmarker einer europäischen Moderne gelesen. In radikaler Weise vollziehen sich Akte der Abwertung und Degradierung in der Missachtung des Status des vollwertigen Menschseins. Eine Ausgansposition im Modus des „Ich-kann“ ist ein Privileg und es ist ein falsches Versprechen. Die Kehrseite – das Unvermögen, bzw. die zwangshafte Unterbindung/Verunmöglichung – verweist hingegen auf eine Bodenlosigkeit, einen instabilen Untergrund, ein Gefüge, das durchzogen ist von Differenz, Brüchigkeit und Leerstellen. Die Untersuchung dieser Kehrseite soll ein Plädoyer für einen Beginn beziehungsweise eine Weiterführung einer kritischen Phänomenologie, die über Gewaltsames nachdenkt, darstellen.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Kritische Phänomenologie Phänomenologie Gewalt Gewaltsames Ich-kann ich-kann-nicht Vulnerabilität Ordnungen Fanon Husserl Merleau-Ponty Dangarembga Rassismus Black Atlantic Saltwater Slavery Sklavin Menschenzoos Undienlichkeit Widerständigkeit Dehumansierung Entmenschlichung Kolonialismus Europa Moderne Differenz
Autor*innen
David Gamsjäger
Haupttitel (Deutsch)
Der Abgrund des "Ich-kann"
Hauptuntertitel (Deutsch)
Akzentuierung einer kritischen Phänomenologie des Gewaltsamen
Publikationsjahr
2023
Umfangsangabe
111 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Michael Staudigl
AC Nummer
AC16950674
Utheses ID
68385
Studienkennzahl
UA | 066 | 941 | |