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"Bienvenido Mr. Marshall" und "La nina de tus ojos"
Stereotype als Teil spanischer Selbst- und Fremdbilder anhand ausgewählter filmischer Beispiele
Katharina Moser
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Jörg Türschmann
DOI
10.25365/thesis.7583
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29533.25017.846553-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Der Fokus dieser Arbeit richtet sich auf drei Hypothesen:
1.Sowohl nationale Selbst- als auch Fremdbilder sind von Stereotypen geprägt, die dazu dienen, die Komplexität von Nationen auf wenige Charakteristika zu reduzieren, um den Umgang mit ihnen zu erleichtern.
2.Nationale Fremdbilder lassen immer auch Rückschlüsse auf das eigene Selbstbild zu.
3.Das nationale Selbstbild wird stereotyper, sobald man es einer anderen Nation gegenüber darstellt, da das angenommene Fremdbild der Anderen mitgedacht wird.
Diese drei Phänomene werden anhand der beiden spanischen Filme Bienvenido Mr. Marshall (Regie: Luis Garcia Berlanga, 1953) und La niña de tus ojos (Regie: Fernando Trueba, 1998) beleuchtet. In beiden Filmen ist die Situation gegeben, dass Mitglieder zweier Nationen direkt oder indirekt aufeinander treffen und sich gegenseitig mit ihren Selbst- und Fremdbildern konfrontieren. Die Filmanalyse richtet sich dabei auf drei verschiedene Bereiche:
1.Das „interne“ nationale Selbstbild.
2.Das „externe“ nationale Selbstbild – in Reaktion auf das erwartete Fremdbild.
3.Das nationale Fremdbild von den Anderen.
Den theoretischen Unterbau dazu bieten eine interdisziplinären Literaturrecherche, in der die Begriffe „Identität“, „Nation“ und „Stereotype“ bzw. „nationale Identität“ definiert werden, um die Entstehung nationaler Selbst- und Fremdbilder verständlich zu machen.
Das Konzept der Nation entstand im 19. Jahrhundert und basierte auf dem Prinzip der Exklusion und Inklusion. Auch die Identität eines Individuums entwickelt sich immer im Vergleich und der Abgrenzung zu anderen. Eine der Identitäten eines Individuums ist seine nationale Identität, die den Mitgliedern einer Nation als Referenzrahmen für jene Eigenheiten dient, die als „typisch“ für diese Nation gelten.
Da man eine Nation, laut Benedict Anderson, nie in all ihren Einzelteilen fassen kann, muss man bei Äußerungen über sie verallgemeinern. So kommt es zu Stereotypisierungen, die uns helfen die Komplexität der Welt zu reduzieren und uns und andere in ihr einzuordnen.
Stereotype teilen sich in „Autostereotype“ über die eigene Innen-Gruppe, sowie „Heterostereotype“ über die Außen-Gruppe. Diese lassen Rückschlüsse aufeinander zu. Sobald eine Gruppe ein Heterostereotyp über eine andere Gruppe äußert, beinhaltet dieses immer auch ein Autostereotyp über die eigene Gruppe. Dies ist der wahre Aussagegehalt eines Stereotyps. Die Autostereotype bilden Teil des Selbstbilds der jeweiligen Innen-Gruppe. Insofern wird das Selbstbild einer Innen-Gruppe auch im Prozess der Heterostereotypisierung der Außen-Gruppe geformt.
Stereotype können in unterschiedlicher Form auftreten, meist sind sie die konventionalisierte Bedeutung, die Bildern oder Begriffen angehaftet wird, das heißt ihre Bedeutung muss erst erlernt werden, sie existieren nicht für sich.
Das in den Filmen untersuchte „interne“ Selbstbild bezeichnet die Sicht, die die Spanier von sich selbst haben und äußert sich eher implizit durch ihre Aussagen oder ihr generelles Verhalten.
Das „externe“ Selbstbild der Spanier bezieht sich darauf, dass sie von den Amerikanern/ Deutschen erwarten, dass diese gewisse Erwartungen an sie haben (=Erwartungserwartungen nach Luhmann). Um dieses Fremdbild zu erfüllen, betonen die Spanier in ihrer Darstellung den anderen Nationen gegenüber nationale Stereotype wie die Flamencotänzerin, den Torero oder Stiere als Teile ihres Selbstbildes.
Die Fremdbilder von Amerika und Deutschland, die in den Filmen geäußert werden, lassen Rückbezüge auf das Selbstbild der Spanier zu, das in diesem Vergleich eher klein, hilfsbedürftig und gewöhnlich wirkt.
In Bienvenido Mr. Marshall werden diese Aspekte auf verschiedenen Ebenen behandelt: Der allwissende Erzähler gibt Aufschluss über das „interne“ Selbstbild, im Hauptstrang der Erzählung finden sich sowohl Informationen über das „interne“ Selbstbild als auch die Fremdbilder, als dritte Ebene bezeichne ich die Inszenierung der spanischen Dorfbewohner, die sich für die ankommenden Amerikaner besonders stereotyp in Szene setzen und auf der das „externe“ Selbstbild deutlich wird und als vierte Ebene können schließlich die Träume von vier Dorfbewohnern verstanden werden, in denen ihre unterschiedlichen Fremdbilder von Amerika zum Ausdruck kommen.
In La niña de tus ojos hingegen finden sich die meisten Hinweise zu Selbst- und Fremdbildern auf dem Hauptstrang, als Inszenierung wird hier der Film, der im Film gedreht wird, bezeichnet, da es sich dabei um eine Españolada handelt, einen spanischen Musikfilm, der spanische Stereotype in den Vordergrund rückt und insofern das „externe“ Selbstbild verdeutlicht.
Durch die Filmanalyse lassen sich die anfangs gestellten Hypothesen verifizieren.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Stereotype nationales Selbst- und Fremdbild Spanien spanischer Film Luis García Berlanga Fernando Trueba
Autor*innen
Katharina Moser
Haupttitel (Deutsch)
"Bienvenido Mr. Marshall" und "La nina de tus ojos"
Hauptuntertitel (Deutsch)
Stereotype als Teil spanischer Selbst- und Fremdbilder anhand ausgewählter filmischer Beispiele
Paralleltitel (Englisch)
"Bienvenido Mr. Marshall" and "La nina de tus ojos" ; stereotypes as part of Spanish self perception and external perception
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
166 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Jörg Türschmann
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.99 Wissenschaft und Kultur allgemein: Sonstiges ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.37 Film, Video ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.08 Semiotik ,
24 Theater > 24.37 Film: Sonstiges ,
71 Soziologie > 71.30 Soziale Gruppen: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.42 Staat und Bürger
AC Nummer
AC07967606
Utheses ID
6877
Studienkennzahl
UA | 057 | 236 | |