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Drei Subjekte in Gott
die Trinitätstheologie H. U. von Balthasars im Licht gegenwärtiger Persondiskurse
Štěpánka Huisman
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Bertram Stubenrauch
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.7592
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29104.47458.854361-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die ideengeschichtliche Entfaltung des Personbegriffs zeigt, dass eine philosophisch-theologische Schlussdefinition dieses Terminus nie eindeutig zum Ausdruck gebracht wurde. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Aspekte akzentuiert, die – zusammenfassend gesehen – zwei Denkrichtungen ausweisen. Einerseits wurde als die entscheidende Basis für das Personverständnis das Moment des Freiheitsvollzugs eines selbstbewussten, vernunftbegabten Geistsubjekts hervorgehoben, andererseits wurde für das konstitutive Element einer Person das Bestehen der Relationalität (des Bezugs des Ichs auf das Du) als entscheidendes Prinzip wahrgenommen. Die traditionellen trinitätstheologischen Personinterpretationen lehnen sich dabei zum größeren Teil auf den zweiten (relational gefassten) Denkansatz. Dabei sind die Träger der dem Personsein zugrunde liegenden Relation nicht als in-sich-stehende Substanzen vorzustellen, die miteinander in einen Dialog treten, um durch gegenseitige Beziehung perso-nalisiert zu werden, sondern im Sinne des Charakteristikums Thomas von Aquins als „distinctum relatione subsistens in essentia divina“ (vgl. S. th. I, q. 28) aufzufassen. Rein anthropologischer Personbegriff, der stets mit der Gegebenheit eines selbständigen Wesens rechnet (als Vorbedingung der Anknüpfung des Verhältnisses) kann daher nicht im Übertrag auf die göttliche Trinität ohne Komplikationen auskommen. Diese Problematik wurde insbesondere Karl Rahner bewusst, der darauf hingewiesen hat, dass die Verwendung des Ausdrucks „Person“ für den trinitarischen Vater, Sohn und Geist zu Verwirrungen führt. Die Uneindeutigkeit des Personbegriffs könnte für die Trinitätstheologie eine latente Gefahr des Tritheismus implizieren, denn die persontheoretischen Explikationen der neuzeitlichen Philosophie haben nach K. Rahner dazu beigetragen, dass die Person unter der Bedeutung eines eigenständigen Geistsubjekts verstanden wird. Dieser kritische Ansatz K. Rahners, der von H. Vorgrimler weiter entfaltet wurde, gilt als der Ausgangspunkt der Problematik der Behandlung des Personverständnisses in Hans Urs von Balthasars „Theodramatik“. Dabei liegt das Ziel der Dissertationsarbeit nicht in der Un-tersuchung der Berechtigung der Einwände K. Rahners gegen den Gebrauch des Personbegriffs in der Trinitätstheologie, sondern in der Verdeutlichung von Balthasars trini-tätstheologischer Auffassungen in Hinsicht auf die von K. Rahner aufgezeigte Problematik des Personverständnisses. Es ergibt sich nämlich, dass der Standpunkt K. Rahners eine mögli-che Kollision mit der Personauffassung von Balthasars vorstellen könnte. Denn für von Bal-thasar besagt gerade die Realität des Personseins in ihrer äußersten Dimension einen wichtigen Ausgangspunkt für die theologischen Reflexionen der christlichen Gotteslehre. Dabei bleibt die Frage offen, mit welchen Konnotationen von Balthasar den Personbegriff verbindet und ob ihr Einfluss nicht letztendlich zur Subjektvorstellung führen würde, die mit dem trinitätstheologischen Personverständnis nicht in Einklang zu bringen wäre. Führt das trinitarische Drama der göttlichen Personen, wie es von von Balthasar geschildert wird, nicht zuletzt zur innergöttlichen Spaltung? Die Dissertationsarbeit soll daher durch die Betrachtung des Kontexts der anregungsreichen Passagen von Balthasars „Theodramatik“ auf die Stand-punkte hinweisen, nach welchen der Gebrauch des Personbegriffs in der Trinitätstheologie adäquat bleiben könnte. Der differenzierte Blick auf das trinitätstheologische Konzept von Balthasars zeigt, dass die Träger des absoluten Verhältnisses in Gott nicht als eigenständige, voneinander isolierte Subjekte aufgefasst werden. Denn Gott – von Balthasar zufolge - unterliegt nicht der kreatür-lichen Gesetzlichkeit, wonach das Bestehen jeder einzelnen Person ein eigenes Subjekt vo-raussetzt. Andererseits steht der trinitarische Gott mit der existentialen Dramatik der Welt in direkter Korrelation. Das heißt, die Begriffe wie Freiheit, Leiden, Wille, Gehorsam usw. sind im äußersten Ernst ins trinitarische Geschehen einzubeziehen. Da sie allerdings in absoluter Liebe Gottes als ihrem einzigen Urgrund eingebettet sind, stellen sie für die durch die Sünde betroffene Menschheit ein hoffnungsvolles Paradigma dar, ja sogar noch mehr: sie werden zu den Konnotationen ursprünglichster Bestimmung des Menschen und zu den Perspektiven sei-nes eigensten Personcharakters. Die menschliche Personalität ist dabei durch Christus grund-gelegt: in der Anteilnahme des endlichen Geschöpfs an der ewigen Sohnschaft des Logos. Dies wird durch einmalige, dem Menschen von Gott verliehene Berufung und Sendung sicht-bar und wirksam. Durch die Menschwerdung Christi ist dann die Identität von Person und Sendung in absoluter Einzigartigkeit offenbart und die kreatürliche Dualität von Sein und Er-scheinung überwunden. Die Dissertationsarbeit gliedert ihre Untersuchung in drei Hauptteile. Nach dem kurzen Überblick über die ideengeschichtliche Entfaltung des Personbegriffs beschäftigt sich der ers-te Hauptteil mit dem Aufspüren der Hintergründe und der Motive von Balthasars Personverständnisses unter der besonderen Beachtung der kritischen Bezugspunkte. Im zwei-ten Hauptteil werden anhand des induktiven Durchblicks durch die „Theodramatik“ die Schwerpunkte von Balthasars Personauffassung vorgestellt. Im dritten Hauptteil werden schließlich die Ergebnisse der Untersuchung der trinitätstheologischen Auffassungen von Balthasars mit den subjektphilosophischen Ansätzen in den Strängen der ausgewählten zeit-genössischen Theologen (G. Greshake, T. Pröpper, G. Essen, M. Striet) konfrontiert, woraus sich sowohl ihre denkerischen Gemeinsamkeiten, als auch Differenzen im Bezug auf das theologische Personverständnis ergeben.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Trinitätstheologie
Autor*innen
Štěpánka Huisman
Haupttitel (Deutsch)
Drei Subjekte in Gott
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Trinitätstheologie H. U. von Balthasars im Licht gegenwärtiger Persondiskurse
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
343, 5 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Bertram Stubenrauch ,
Pavel Mikluscak
Klassifikation
11 Theologie > 11.61 Dogmatik, Konfessionskunde
AC Nummer
AC07452019
Utheses ID
6886
Studienkennzahl
UA | 080 | 011 | |
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