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To cancel or not to cancel
framings of cancel culture in discrimination-critical contexts
Julia Rita Elisabeth Mayer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Gender Studies
Betreuer*in
Silke Felber
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.75329
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-18942.74255.512756-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das digitale Zeitalter geht mit der Herausbildung von Rechenschaftsstrategien in der Form von Hashtag-Aktivismus oder sogenannten „Callouts“ einher. Jene wurden ursprünglich von PoC eingesetzt und dienten zunächst als (humorvolle) gruppeninterne Kontrollmechanismen. Konservative politische Bewegungen deuteten die ursprüngliche Bedeutung dieser Strategien um und verbreiteten in den 1990er Jahren das Narrativ einer Krise der politischen Korrektheit. Diese Argumente finden derzeit in Cancel Culture-Diskussionen erneut Anwendung. Das Bild einer homogenen politischen linken Bewegung, die das Recht der freien Meinungsäußerung einschränken will, wird gezeichnet. Ebenso wird behauptet, dass diese Bestrebungen auf Universitätscampi entstünden, in jenem Kontext gefördert und sich in der digitalen Sphäre über Social-Media-Plattformen rasch und wirkungsmächtig verbreiten würden. In diesem Zusammenhang lässt sich festhalten, dass das Internet einerseits die Teilhabe marginalisierter Stimmen an der öffentlichen Debatte ermöglicht, andererseits deren Sichtbarkeit und damit die Gefahr von Drohungen und Angriffen erhöht. Diese Arbeit setzt sich mit den laufenden Debatten rund um die Rechte von transgeschlechtlichen Personen, deren Ausverhandlung und der Frage, ob "Cancel Culture" Vorwürfe in jenen inhärent sind. In dieser Arbeit wird argumentiert, dass die Verurteilung und Anerkennung der Existenz von Cancel Culture einen populistischen Diskurs darstellt und eine moralische Panik widerspiegelt, die durch die Beschwörung von Zerstörungsängsten, wie z. B. dem Verlust eines vermeintlichen Status quo, der durch patriarchale Geschlechternormen oder das Recht auf freie Meinungsäußerung geprägt ist. Darüber hinaus wird der Begriff Cancel Culture im Hinblick auf Performativitätsprozesse und wie jene Gefühle von Wut, Scham oder Schuld hervorrufen untersucht. Die Darstellung von Trans-Rechts-Aktivistinnen als aggressive, gewalttätige und infolgedessen hasserfüllte Subjekte rechtfertigt ihre Ablehnung als Teil der feministischen Bewegung und verstärkt den Affekt, der zur Gruppenbildung beiträgt und wiederholt Ängste vor Zerstörung hervorruft. Das Ziel dieser Arbeit ist es Darstellungen von Cancel Culture in diskriminierungskritischen Kontexten zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurde eine kritische Diskursanalyse von acht feministischen Essays beziehungswiese Interviews, die sich mit Online-Rechenschaftspraktiken und Trans-Rechts-Debatten befassen, durchgeführt. Die Analyse ergibt, dass Feministinnen im Gegensatz zum dominanten, medialen Cancel Culture Diskurs, der bereits in bestehenden Studien untersucht wurde, dazu neigen, ein differenziertes Bild von online Call-outs zu zeichnen, sowohl deren Vor- als auch Nachteile zu betrachten und sie mit Offline-Herausforderungen sowie realen Ängsten zu verknüpfen. Der zukünftigen Zusammenarbeit unter Feministinnen und der Notwendigkeit, sich auf Werte wie Respekt, Wohlwollen und „Care“ in der Kommunikation zu konzentrieren, wird große Bedeutung beigemessen. Darüber ließ sich feststellen, dass das Verständnis und die Definition des Begriffs Cancelling je nach der vorherrschenden politischen Stimmungslage im untersuchten gesellschaftlichen Kontext variieren. Die Identifizierung feministischer Cancel Culture Framings ist unabdingbar, um sicherzustellen, dass Feminist:innen populistischer Argumente welche die feministische Bewegung schwächen und marginalisierte Gruppen an den Rand der öffentlichen Debatte drängen enttarnen anstatt sie zu reproduzieren.
Abstract
(Englisch)
The digital age gave rise to accountability practices online that take the form of hashtag activism or callouts that were initially employed by people of colour and used to serve as (humorous) in-group control mechanisms. Conservative political movements transformed the original meaning of these strategies and pushed the narrative of a political correctness crisis in the 1990s. These talking points are currently recycled in Cancel Culture discussions that paint the image of a homogenous political left that aims to restrict people’s right to free speech. Yet again, these attempts allegedly originate and are fostered at university campuses and spread through the digital sphere via social media platforms. Even though the Internet enables the participation of marginalized voices in public debate, it increases their visibility and thus exposure to threats and attacks. This thesis takes a closer look at ongoing debates about trans rights, how these are negotiated and whether Cancel Culture accusations are inherent in these. This paper argues that the condemnation and acknowledgement of the existence of Cancel Culture represents a populist discourse and is reflective of a moral panic that is shaped by the invoking of fears of destruction such as losing an alleged status quo that is characterised by patriarchal gender norms or the right to free speech. It further examines Cancel Culture in the realm of performativity processes and how these evoke feelings of anger, shame or guilt. The portrayal of trans rights activists as aggressive, violent and hence hateful subjects justifies their rejection as part of the feminist movement and increases affect which contributes to the formation of groups and continuously gives rise to fears of destruction. As there is little research on how Cancel Culture is framed in discrimination critical contexts, this thesis entails a Critical Discourse Analysis of eight feminist essays or interviews dealing with online accountability practices and trans rights debates. The analysis revealed that, as opposed to the dominant Cancel Culture Media discourse already examined in existing studies, feminists tend to draw a differentiated picture of online call-outs, consider both their perks and downfalls and link them to offline challenges as well as real fears. Importance is attached to future collaboration among feminists and the need to focus on values including kindness, respect, care in terms of communication. It was further demonstrated that feminists’ understanding of cancelling differs depending on the dominant political affiliations in the societal context under examination. The identification of feminist Cancel Culture framings is important to ensure that feminists are not complicit in reproducing populist talking points that weaken the feminist movement and push marginalized groups to the margins of public debate.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Cancel culture Verantwortung Freie Meinungsäußerung Hassrede Transfeindlichkeit Performativität gender Diskriminierungskritisch Onlinediskurs Kulturkamp
Schlagwörter
(Englisch)
Cancel culture accountability free speech hate speech trans wars performativity gender discrimination critical online discourse culture wars
Autor*innen
Julia Rita Elisabeth Mayer
Haupttitel (Englisch)
To cancel or not to cancel
Hauptuntertitel (Englisch)
framings of cancel culture in discrimination-critical contexts
Publikationsjahr
2023
Umfangsangabe
152 Seiten : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Silke Felber
Klassifikation
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.99 Sozialwissenschaften allgemein. Sonstiges
AC Nummer
AC17093255
Utheses ID
69803
Studienkennzahl
UA | 066 | 808 | |
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