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Aspekte der Begünstigung aus einer Lebensversicherung bei der Ermittlung des Pflichtteils
Sigrid Rudolph-Urbanek
Art der Arbeit
Master-Thesis (ULG)
Universität
Universität Wien
Fakultät
Postgraduate Center
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Universitätslehrgang Familienunternehmen und Vermögensplanung
Betreuer*in
Martin Schauer
DOI
10.25365/thesis.75647
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-27683.87582.365389-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Mit dem Abschluss einer Lebensversicherung verfolgt der Versicherungsnehmer zumeist den Zweck, die Versicherungssumme in seinem Ablebensfall einem Dritten als Begünstigten zuzuwenden. § 166 Abs 1 VersVG 1958 räumt dem Versicherungsnehmer einer Kapitalversicherung die Befugnis ein, einen Dritten als Bezugsberechtigten zu bezeichnen. Nach hA fällt die Versicherungssumme im Ablebensfall nicht in die Verlassenschaft des Versicherungsnehmers, wenn er über die Versicherung zugunsten eines Dritten verfügt hat. Der Begünstigte erwirbt vielmehr einen eigenen Anspruch auf Zahlung der Versicherungssumme unmittelbar aus dem Versicherungsvertrag. Einigkeit besteht in der Rechtsprechung und Lehre darüber, dass die Zuwendung einer Bezugsberechtigung aus einer Lebensversicherung des Erblassers bei der Ermittlung des Pflichtteils als unentgeltliche Zuwendung grundsätzlich zu berücksichtigen sein kann. In der Praxis sind bei der Ermittlung des Pflichtteilsanspruches der Angehörigen damit jedoch zahlreiche Fragen verbunden: Nach welchen Kriterien liegt in der konkreten Bezugsberechtigung eine unentgeltliche Zuwendung gemäß § 781 ABGB an den Begünstigten? Was gilt, wenn die Leistung der periodischen Versicherungsprämien durch den Verstorbenen aus seinen Einkünften ohne Schmälerung seines Stammvermögens oder gar in Entsprechung einer sittlichen Pflicht gemäß § 784 ABGB erfolgt? Mit welchem Betrag hat eine allenfalls gebotene Hinzu- und Anrechnung zu erfolgen? Macht es einen Unterschied, ob die Begünstigung widerruflich oder unwiderruflich erfolgt, ob es sich um eine auf bestimmte Zeit abgeschlossene Risikolebensversicherung mit geringen Jahresprämien und hoher Versicherungssumme oder eine kapitalbildende Er- und Ablebensversicherung zur Pensionsvorsorge des Erblassers mit höherer Jahresprämie und geringer Versicherungsleistung im Ablebensfall handelt? Die Masterarbeit widmet sich zunächst den unterschiedlichen Erscheinungsformen der Lebensversicherung und der Behandlung der im Ablebensfall ausbezahlten Versicherungssumme in der Verlassenschaft des Versicherungsnehmers, um in weiterer Folge zu den oben aufgeworfenen Fragen anhand von konkreten Lebensversicherungsverträgen unter Analyse einschlägiger OGH-Entscheidungen, Stellungnahmen in der Literatur und der ratio des § 781 ABGB zur Hinzu- und Anrechnung von Schenkungen zu Lebzeiten Lösungsansätze anhand relevanter Kriterien aufzuzeigen. Ebenso werden die Ausnahmebestimmungen des § 784 ABGB auf ihre praktische Relevanz geprüft. Dabei zeigt ein Vergleich mit den einschlägigen Regelungen vor dem ErbRÄG 2015, dass mit dem neuen § 781 ABGB manche Fragen gut gelöst werden können, während andere Aspekte keine gesetzliche Neuregelung erfahren haben und weiterhin einer Auslegung bedürfen.
Abstract
(Englisch)
By taking out a life insurance policy, the policyholder usually pursues the purpose of assigning the sum insured to a third party as beneficiary in the event of his death. § 166 (1) VersVG 1958 grants the policyholder of a capital insurance policy the right to designate a third party as beneficiary. According to the prevailing view, the sum insured does not become part of the policyholder's estate in the event of death if the policyholder has disposed of the insurance in favor of a third party. Rather, the beneficiary acquires his own claim to payment of the sum insured directly from the insurance contract. There is a consensus in jurisdiction and case law on the fact that the allocation of an entitlement from a life insurance policy of the testator can in principle be taken into account as a gratuitous allocation when determining the compulsory portion. In practice, however, this raises numerous questions in connection with the determination of the relatives' entitlement to a compulsory portion: According to which criteria does the specific entitlement to a benefit constitute a gratuitous gift to the beneficiary pursuant to § 781 ABGB? What applies if the insurance premiums are paid by the deceased from his income without reducing his original assets or even in accordance with a moral obligation pursuant to § 784 ABGB? What amount should be added and credited if necessary? Does it make a difference whether the beneficiary is revocable or irrevocable, whether it is a term life insurance policy taken out for a fixed term with low annual premiums and a high sum insured or a death and endowment insurance policy for the deceased's pension provision with a higher annual premium and a lower insurance benefit in the event of death? The master's thesis is initially dedicated to the different forms of life insurance and the treatment of the insurance sum paid out in the event of death in the estate of the policyholder, in order to subsequently show possible solutions to the questions raised above on the basis of five specific life insurance contracts by analyzing important Supreme Court decisions, statements in the literature and the ratio of § 781 ABGB on the addition and crediting of gifts during lifetime on the basis of relevant criteria. The practical relevance of the exceptional provisions of § 784 ABGB is also examined. A comparison with the relevant provisions prior to the ErbRÄG 2015 shows that some issues can be resolved well with the new § 781 ABGB, while other aspects remain legally unchanged and therefore still require interpretation.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Lebensversicherung Pflichtteil Schenkungsanrechnung
Schlagwörter
(Englisch)
Life insurance compulsory portion gift offset
Autor*innen
Sigrid Rudolph-Urbanek
Haupttitel (Deutsch)
Aspekte der Begünstigung aus einer Lebensversicherung bei der Ermittlung des Pflichtteils
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
94 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Martin Schauer
Klassifikation
86 Recht > 86.23 Erbrecht
AC Nummer
AC17151501
Utheses ID
70136
Studienkennzahl
UA | 992 | 044 | |