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Sind sie sicher, dass sie nicht einfach nur schwul sind?
die Erfahrungen von trans Personen im Rahmen der Begutachtungspraxis der staatlich-medizinischen Regulation von Trans in Österreich
Raphael Maier
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Psychologie
Betreuer*in
Thomas Slunecko
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.75393
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-24737.04060.775410-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Für den Zugang zu rechtlicher Anerkennung und transitionsspezifischer Gesundheitsversorgung müssen trans Personen in Österreich psychiatrische, klinisch-psychologische und psychotherapeutische Begutachtungen durchlaufen. Diese Studie nimmt die Erfahrungen von erwachsenen trans Personen im Rahmen dieser Begutachtungspraxis, den Umgang mit diesen Erfahrungen und die Rolle der Begutachtung in der staatlich-medizinischen Regulation von Transgeschlechtlichkeit in den Blick. Hierfür wurden in dieser Arbeit die in vier Gruppendiskussionen erhobenen Erfahrungsberichte von trans Personen im Rahmen der reflexiven Grounded Theory Methodologie analysiert. Auf Basis der Datenanalyse konnte gezeigt werden, dass das regulatorische Regime der erzwungenen Begutachtung mit der starken Machtasymmetrie, der unklaren Informationslage, der unregulierten Regulation und dem großen Handlungsspielraum der Psy* Gewalt, Willkür und Machtmissbrauch ermöglicht oder begünstigt und dass dieses als Disziplinar- und Normalisierungsapparat im Dienste der heteronormativen Hegemonie bezeichnet werden kann. Die rechtliche und medizinische Affirmation von trans Leben in Österreich funktioniert über eine heterosexuelle und binärgeschlechtliche Normierung. Die Teilnehmenden berichteten von Transnormalisierung ihrer biographischen Erzählungen und ihres Ausdrucks, von diskursiven Gratwanderungen der Wahrheitsfähigkeit in Bezug auf psychische Gesundheit, Sexualität und Erscheinungsbild, von stark eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten in einem steilen Machtverhältnis, von Abhängigkeit, Machtmissbrauch und Grenzüberschreitungen wie intrusives Fragen, cissexistisches und transnormatives Gaslighting und sexualisierter Gewalt. Als psychische Folgen dieser Erfahrungen beschrieben die Teilnehmenden starke Ängste, Stress, Selbstzweifel, Depression, Unsicherheit, Entfremdung, Erschöpfung und Suizidgedanken. Das aktuelle Regime kann sozialen Rückzug, die Beeinträchtigung der Lebenschancen von trans Personen und ein größeres Risiko für zwischenmenschliche Gewalt und verfrühten Tod zur Folge haben. Im Rahmen einer explorativen Kontextanalyse wurden Ärzt*innen, Standesbeamt*innen und Krankenkassen als die eigentlichen Gatekeeper identifiziert und mögliche Handlungsspielräume dieser aufgezeigt.
Abstract
(Englisch)
In Austria, trans people must undergo psychiatric, clinical-psychological and psychotherapeutic assessments in order to gain access to legal recognition and transition-specific healthcare. This study focusses on the experiences of adult trans people within these assessment practices, on how they handle these experiences and on the role of assessment in the legal-medical regulation of transgender. To do so, this study analysed the experiences of trans people collected in four group discussions using the reflexive grounded theory methodology. Based on the data analysis, it was shown that the regulatory regime of forced assessment with its strong power asymmetry, ambiguous information situation, unregulated regulation and the psy*'s wide scope for action enables or encourages violence, arbitrariness and abuse of power and that it can be described as a disciplinary and normalisation apparatus in the service of heteronormative hegemony. The legal and medical affirmation of trans life in Austria functions via heterosexual and binary normalisation. The participants reported transnormalisation of their biographical narratives and expression, of discursive tightrope walks of their ability to tell the truth in relation to mental health, sexuality and appearance, of severely restricted options for action in a steep power structure, of dependency, abuse of power and transgressions such as intrusive questioning, cissexist and transnormative gaslighting and sexualised violence. As psychological consequences of these experiences, the participants described severe anxiety, stress, self-doubt, depression, insecurity, alienation, exhaustion and suicidal thoughts. The current regime can result in social withdrawal, impaired life chances for trans people and a greater risk of interpersonal violence and premature death. As part of an exploratory context analysis, doctors, registrars and health insurance companies were identified as the actual gatekeepers and their range of action was highlighted.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
trans transgender Transgeschlechtlichkeit nicht-binär Disziplinarmacht Performativität heterosexuelle Matrix heteronormative Hegemonie Grounded Theory Gruppendiskussion Transnormativität Machtmissbrauch Begutachtung cissexistisches Gaslighting Regulation von Trans in Österreich
Schlagwörter
(Englisch)
trans transgender transsexuality non-binary disciplinary power performativity heterosexual matrix heteronormative hegemony grounded theory group discussion transnormativity power abuse expert assessment cissexist gaslighting regulation of trans in Austria
Autor*innen
Raphael Maier
Haupttitel (Deutsch)
Sind sie sicher, dass sie nicht einfach nur schwul sind?
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Erfahrungen von trans Personen im Rahmen der Begutachtungspraxis der staatlich-medizinischen Regulation von Trans in Österreich
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
275 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Thomas Slunecko
Klassifikationen
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein. Allgemeines ,
77 Psychologie > 77.01 Geschichte der Psychologie ,
77 Psychologie > 77.69 Sozialpsychologie. Sonstiges ,
77 Psychologie > 77.70 Klinische Psychologie
AC Nummer
AC17105142
Utheses ID
70414
Studienkennzahl
UA | 066 | 840 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1