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Die internationalen Organisationsstrukturen im Spitzensport und die Regelwerke der Sportverbände
Andreas Mätzler
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Josef Aicher
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.7863
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29560.36634.765959-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der Aufbau der Verbandspyramide von Sportfachverbänden und der olympischen Bewegung folgt dem Ein-Platz-Prinzip. Dadurch entsteht in jeder Sportart eine Kette von Monopolverbänden, wobei jeder Verband einen anderen räumlichen Zuständigkeitsbereich hat. An der Spitze der Hierarchie steht der Weltverband, von dem abwärts die Verbände in der Kette bis hinunter zum regionalen Sportverein über die ordentliche Mitgliedschaft miteinander verbunden sind. Geregelt ist dieser Aufbau in den Satzungen. Der vorrangige Zweck, der damit verfolgt wird, ist, einem einheitlichen Regelwerk für die betreffende Sportart zur Geltung zu verhelfen und so eine zentrale Regelungsmacht des Weltverbandes zu begründen. Durchgesetzt werden dieser hierarchische Aufbau und das Regelwerk mit Hilfe der mannigfaltigen Sanktionsmöglichkeiten. Entscheidende Bedeutung hat dabei die Sanktion des Ausschlusses, die zumindest faktisch dazu führt, dass die übergeordnete Stellung des internationalen Verbandes und das einheitliche Regelwerk, die Sanktionen und sonstigen Entscheidungen Beachtung finden. So wird die Möglichkeit geschaffen, ein Regelwerk zentral festzusetzen und dieses bis auf die unterste Ebene der Verbandspyramide durchzusetzen, was die Entstehung eines globale Geltung beanspruchenden universellen Rechts bewirkt. Vom Ein-Platz-Prinzip gibt es einige Ausnahmen, aber auch bei diesen ist immer wieder eine Tendenz nach einer Einheitlichkeit des Sports erkennbar. Einzig die unterste Ebene, die der Sportler ist nicht über eine ordentliche Mitgliedschaft in die Verbandspyramide miteingebunden. Sie sind höchstens Mitglieder von Vereinen, nicht aber von Verbänden. Bei ihnen stellt sich deshalb die Frage, wie auch sie an das Verbandsregelwerk gebunden werden können. Satzungen können grundsätzlich nur unmittelbare Mitglieder binden. Aus diesem Grund ist zunächst einmal nur die unmittelbar nachfolgende Ebene an das Regelwerk jenes Verbandes gebunden, zu dem eine unmittelbare Mitgliedschaft besteht. In der Verbandspyramide wird aber eine Geltung von Satzungen vom jeweiligen Weltverband bis zum einzelnen Sportler und damit über den Kreis der unmittelbaren Mitglieder hinaus angestrebt. Eine Bindung über das Institut der mittelbaren Mitgliedschaft ist nicht möglich, weil es an einer Willenserklärung des potenziell Gebundenen fehlt. Eine solche Lösung findet außerdem dort ihre Grenzen, wo Sportler keine Mitglieder eines Vereins und damit auch keine mittelbaren Mitglieder eines Verbandes sind. Außerdem basiert die olympische Bewegung nicht auf Mitgliedschaften. Dieselben Probleme treten bei der Annahme einer Doppelmitgliedschaft oder einer konkludenten Mitgliedschaft auf. Satzungsketten stellen zwar eine prinzipielle Möglichkeit der Bindung über die Verbandsstufen hinweg dar, ungeklärt ist dabei aber insbesondere noch das Problem der dynamischen Verweisungen. Daneben bestehen für Sportverbände aber erhebliche Probleme deshalb, weil Satzungsketten nur schwer kontrollierbar sind. Es bedarf einer Willenserklärung des Verweisenden, meist in seiner Satzung, die aber nicht gegenüber dem Verband abgegeben wird, auf dessen Satzung verwiesen wird, sondern gegenüber einem unteren, zu dem eine unmittelbare Mitgliedschaft besteht und der deshalb die Satzung kontrolliert. Es wundert deshalb nicht, dass Umsetzungsdefizite sehr häufig sind. Satzungsketten sind somit ein unpraktikables Mittel für einen Verband, um die Bindung an sein Regelwerk auf Nichtmitglieder zu erstrecken. Es verbleibt eine individualrechtliche Lösung, die eine direkte Verbindung zwischen dem Verband und dem Nichtmitglied, das gebunden werden soll, herstellt. In der Praxis finden drei verschiedene Formen der Bindung eines Sportlers Anwendung. Die erste ist der gesondert ausgehandelte Vertrag, der jedoch sehr selten ist. Gebräuchlicher sind die zweite und die dritte Variante, die Meldung zu einem konkreten Wettkampf, mit der die Regelwerke akzeptiert werden, und die generelle Spiel- oder Starterlaubnis, aufgrund derer ein Sportler, der die Bindung anerkennt, über einen gewissen Zeitraum spielberechtigt ist. Dogmatisch ist dieser Vertrag schuldrechtlich einzuordnen. Sowohl eine arbeitsrechtliche als auch eine gesellschaftsrechtliche Qualifikation scheiden aus. Kollisionsrechtlich hat dies zur Folge, dass das Rechtsverhältnis zwischen Verband und Sportler nach dem Vertragsstatut anzuknüpfen ist. Es kann deshalb eine Rechtswahl getroffen werden. Liegt eine solche nicht vor, unterliegt der Vertrag dem Recht jenes Staates, zu dem die engste Verbindung besteht, der Vermutung nach also dem Recht jenes Staates, in dem der Vertragspartner, der die charakteristische Leistung erbringt, seinen gewöhnlichen Aufenthalt oder Sitz hat. Die charakteristische Leistung erbringt der Verband, der das Regelwerk aufstellt, weshalb der Vertrag gemäß seinem Sitz anzuknüpfen ist.
Abstract
(Englisch)
The hierarchy of sport federations and of the Olympic movement is dictated by the principle that for each region only one sport federation may exist. The effect of this is, that sport federations are monopolists. The world federation is standing at the top of this hierarchy. Members of the world federation are continental federations and national federations are subordinated to these international federations. Down to the normal sports club, all levels of the sport’s hierarchy are connected by to the one above by an ordinary membership. The result is a chain of sport federations and on the bottom of the hierarchy sport clubs, which are connected by a ordinary membership with each other. This construction is laid down in the statutes of the federations. The purpose of this is to built up a centralistic power of the world federation to bring uniform valid regulations into force. These regulations and the hierarchy of the sports federations are enforced by multiple sanctions. Suspensions are the sanction with greatest importance. The effect of suspensions is nearly ever the enforcement of the regulation of the international federation, because due to the monopolistic structure it is impossible to perform high level sport outside the hierarchy. That’s why by using sanctions the international federation has the possibility to secure its position on the top of the hierarchy and to lay down the relevant regulations for everybody in sport. There are some exceptions from the principle that there can only be one sport federation for a special region. Nevertheless also these exceptions tend to a uniformity of sport. Only the very bottom of the sports hierarchy, the athlete himself, is not connected to this system by an ordinary membership to a federation. He may be an ordinary member of a sports club, but he is never an ordinary member of a sport federation. Therefore it is questionable why he is bound by regulations of international sport federations. Statutes are only binding for ordinary members. For that reason only the next lower level of the sport hierarchy is bound by the regulation of a federation. Nevertheless regulations in sport aim for a validity from the international federation to the single athlete. Such validity cannot be argued by an indirect membership of an athlete in sports federations. This would require some kind of expression of a declaration of intent, which does not existent. Besides that, there is no membership in a sport club in high level sport, on which such an indirect membership to a federation could be based on. Finally, the Olympic movement does not consist of ordinary memberships like the international federations. For the same reasons a double-membership in the sport club and in the federation or an implied membership are not feasible. Principally, chains of statutes with a reference on all other regulations, which should be observed, are a possibility for the validity of statutes for non-members. A chain of statutes with references is by no means practicable for sport federations. First, it is not clear if dynamic references are possible. Second, these chains are very hard to control and third, implementation deficits are very likely. Because of that, the only way for binding athletes are individual contracts. These contracts can be entered into in course of individual negotiations, by attending a special competition or by a licence for a longer period of time, of which the latter two are most practicable. In any way these contracts are subject to normal obligation law. Employment law or corporate law are not applicable. In international context this qualification leads to the application of the conflict of law rules for contracts. Therefore a choice of law is possible. If there is no choice of law, the law of the country where the party required to effect the characteristic performance of the contract has his habitual residence is applicable. By all means a national law must be applicable. An autonomous validity of a sports-law, consisting of the regulations made by the sport federations and maybe by the judgment of sports arbitration courts, does not exist. Arbitration courts can not apply such rules without regarding national law.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
sportslaw International Federations structure of the federations statutes of the Federations lex sportiva binding by contract arbitrations
Schlagwörter
(Deutsch)
Sportrecht Internationale Sportverbände Verbandspyramide Verbandsautonomie Regelwerke der Sportverbände lex Sportiva vertragsrechtliche Bindung Vereinsschiedsgerichte Schiedsgerichtsbarkeit
Autor*innen
Andreas Mätzler
Haupttitel (Deutsch)
Die internationalen Organisationsstrukturen im Spitzensport und die Regelwerke der Sportverbände
Paralleltitel (Englisch)
The Structure of International Sportsfederation and the nature of statutes of the Federations
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
252 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Josef Aicher ,
Helmut Ofner
Klassifikation
86 Recht > 86.27 Gesellschaftsrecht
AC Nummer
AC08035382
Utheses ID
7092
Studienkennzahl
UA | 083 | 101 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1