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Performing a nuclear power plant that never was one
a study of the guided tours through nuclear power plant Zwentendorf
Elisabeth Valerie Kathrin Tauscher
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Science-Technology-Society
Betreuer*in
Ulrike Felt
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.75950
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11209.70494.660734-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Österreichs einziges Atomkraftwerk (AKW), Zwentendorf, ist ein faszinierender Ort. Das liegt daran, dass es nie ein AKW war. Obwohl der Bau des Kraftwerks im Jahr 1978 abgeschlossen war, wurde es nach einer Volksabstimmung, die ganz knapp gegen das AKW ausfiel, nicht in Betrieb genommen. Heute wird das Gelände auf vielfältige Weisen genutzt, beispielsweise als Trainingszentrum für Kernkraftwerksmitarbeitende aus anderen Ländern, Filmkulisse oder Eventlocation. AKW Zwentendorf ist außerdem ein kulturell sehr bedeutender Ort für Österreich: Die knappe Abstimmung gegen die Inbetriebnahme wird gemeinhin als der Anfang des landesweiten Anti-Atom-Konsens gedeutet, welcher zu einem zentralen Bestandteil der österreichischen nationalen Identität geworden ist. Diese Masterarbeit erforscht die öffentlichen Führungen durch das AKW Zwentendorf, im Rahmen derer jedes Jahr tausende Menschen das Kraftwerk besuchen. Ziel der Führungen ist es, den Besuchenden zu erklären, wie Atomkraft funktioniert, was sie zu einem Beispiel von Wissenschafts- und Technikkommunikation macht. Gleichzeitig wird auf den Führungen die Geschichte der Atomkraft in Österreich und ihre Verflechtung mit der nationalen Identität (neu-)verhandelt. Diese Aspekte verbinden die Führungen durch das AKW mit der Frage, wie Wissenschaft, Technik und Gesellschaft miteinander verwoben sind und werden, die in den Science and Technology Studies (STS) gestellt wird. In Anlehnung an neuere STS-Ansätze zur Erforschung der Wissenschafts- und Technikkommunikation versteht die vorliegende Arbeit die öffentlichen Führungen durch das AKW als performativ. Damit ist gemeint, dass die Führungen aktiv bestimmte Versionen von Wissenschaft und Technik sowie andere beteiligte Entitäten, wie beispielweise Vorstellungen der kollektiven Vergangenheit und Zukunft, hervorbringen. Arbeiten, die einen solchen konstruktivistischen Blickwinkel aufweisen, haben sich bisher vor allem mit Beispielen von Wissenschafts- und Technikkommunikation auseinandergesetzt, die Wissenschafts- und Technikpolitik direkt beeinflussen wollen. Außerdem haben frühere Studien häufig den Fokus darauf gelegt, wie diese Aktivitäten bestimmte Öffentlichkeiten produzieren, während andere zentrale Aspekte der Wissenschafts- und Technikkommunikation, wie Raum oder Emotionen, wenig berücksichtigt wurden. Die vorliegende Masterarbeit leistet einen Beitrag zu dieser Literatur, indem sie am Beispiel der Führungen durch das AKW, die keine direkten Verbindungen zur Politik aufweisen, illustriert, dass alle Arten von Wissenschafts- und Technikkommunikation das Potenzial haben, die Beziehungen zwischen Wissenschaft, Technik und Gesellschaft zu gestalten. Das wird insbesondere an den Interaktionen der Führungen mit gängigen Vorstellungen der Geschichte der Kernenergie in Österreich sowie einer atomfreien österreichischen Zukunft deutlich. Darüber hinaus untersucht diese Masterarbeit vielfältige Dimensionen der Führungen, darunter räumliche Aspekte, und rückt so ihre Heterogenität in den Vordergrund. Um die Performativität der Führungen zu erfassen, nutzt die vorliegende Masterarbeit Co-Production als theoretischen Hintergrund. Darüber hinaus greift sie auf den Kulturbegriff der Cultural Studies zurück, welcher Kultur als Produktion und das in Umlauf bringen von kollektiven Bedeutungen begreift. Das erlaubt es zu verstehen, wie die Führungen mit ihrem kulturellen Kontext interagieren. Methodisch wurde ein ethnographischer Ansatz gewählt. Durch das Begleiten mehrerer Führungen und anschließende Interviews mit Besuchenden konnte offen untersucht werden, was die Führungen hervorbringen.
Abstract
(Englisch)
Austria’s only nuclear power plant (NPP), Zwentendorf, is a fascinating place. This is because it never actually was an NPP. Even though it had been turnkey in 1978, the plant was not turned on after a national referendum voted extremely narrowly against putting it into operation. Today, the site is used in a variety of ways, from training facility for the staff of NPPs in other countries to film set and event location. It is furthermore a highly significant place within Austrian culture: The tight referendum against NPP Zwentendorf is commonly considered the starting point of the country’s consensual rejection of nuclear power, which has become a central aspect of its national identity. This master’s thesis is about the public guided tours through NPP Zwentendorf, which show thousands of visitors around the plant each year. The guided tours aim to explain to visitors how nuclear power works, which makes them an instance of the public communication of science and technology (PCST). They are furthermore a site where the dominant ways of interpreting Austria’s nuclear history and tying it to the national identity are (re-)negotiated. These aspects link the tours to Science and Technology Studies’ (STS) concerns with how technoscience and society are done together. In line with recent STS approaches to PCST, this study conceives of the guided tours as performative. This means that they are seen as actively producing specific versions of science and technology as well as other entities involved, such as a collective past and future. Previous works which have employed such a constructivist angle have mostly focused on instances of PCST seeking to directly influence policymaking. They have also tended to examine how these activities produce publics while other central aspects of PCST, such as the spatial and the emotional, remain understudied. Investigating the work done by the guided tours through NPP Zwentendorf, which do not have any ties to policy, this thesis adds to the literature by illustrating the potential of all kinds of PCST to actively shape the wider relations between science, technology, and society. This becomes especially clear from this study’s examination of how the guided tours interact with the dominant ways in which Austria’s nuclear history and nuclear-free future are usually constructed and connected. By investigating diverse dimensions including the emerging space of the plant, this study furthermore highlights the heterogeneity of the guided tours. In this way, it extends the existing literature by bringing into view aspects of PCST that have so far been largely disregarded. To conceive of the guided tours as performative, this thesis uses co-production as one main theoretical framework. On top of that, the cultural studies’ definition of culture as being about the production and circulation of shared meanings is drawn on to understand how the tours interact with the wider cultural context. Methodologically, an ethnographic approach has been taken. Accompanying several guided tours and interviewing visitors afterwards has allowed for an open-ended examination of what the tours bring into being.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Wissenschaftskommunikation Technikkommunikation Atomkraft Zwentendorf Kultur Nationale Identität Raum Raumsoziologie
Schlagwörter
(Englisch)
Science Communication Communication of Science and Technology Nuclear Power Zwentendorf Culture National Identity Space Sociology of Space
Autor*innen
Elisabeth Valerie Kathrin Tauscher
Haupttitel (Englisch)
Performing a nuclear power plant that never was one
Hauptuntertitel (Englisch)
a study of the guided tours through nuclear power plant Zwentendorf
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
140 Seiten : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Ulrike Felt
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.10 Wissenschaft und Gesellschaft ,
50 Technik allgemein > 50.01 Technikgeschichte
AC Nummer
AC17198384
Utheses ID
71376
Studienkennzahl
UA | 066 | 906 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1