Detailansicht

Immer noch Sturm in Kärnten/Koroška?
eine empirische Untersuchung der Beziehung der Kärntner Slowen*innen zur deutschsprechenden Mehrheit und der Solidarität in Kärnten/Koroška
Paula-Marie Pucker
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Politikwissenschaft
Betreuer*in
Barbara Prainsack
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.75894
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-19705.80539.196087-1
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit hat zum Ziel, das Verhältnis und die Beziehung zwischen slowenischsprechender Minderheit und deutschsprechender Mehrheit im Bundesland Kärnten/Koroška zu untersuchen. Seit dem frühen Mittealter wird das das Bundesland von diesen beiden Volksgruppen bewohnt und geprägt. Ihre Beziehung erwies sich vor allem mit dem Ende des Ersten Weltkriegs als feindselig und gewaltvoll. In der jüngsten Vergangenheit scheint in dieser Beziehung zwischen Minderheit und Mehrheit jedoch ein intensiver Annäherungsprozess stattgefunden zu haben, der sich u.a. an der Ortstafellösung des Jahres 2011 festmachen lässt. Dies gibt den Anlass für diese Studie, deren weitere thematische Ausrichtung folgend zu beschreiben ist: inwiefern erfährt die Minderheit Solidarität und wie hat sich ein solidarisches Miteinander zwischen Minderheit und Mehrheit entwickelt. Das Forschungsvorhaben wird von folgender Forschungsfrage subsumiert: Wie erleben Kärntner Slowen*innen ihre Beziehung zur deutschsprechenden Mehrheitsgesellschaft und welche Rolle spielt Solidarität darin? Die Forschungsfrage wird anhand einer qualitativen Interviewstudie mit Kärntner Slowen*innen beantwortet, die sich selbst als zur slowenischen Volksgruppe zugehörig identifizieren und in einem slowenischen Verein oder einer Organisation aktiv sind. Die Interviewergebnisse werden mit der Constructivist Grounded Theory (CGT) nach Charmaz in einem iterativen Verfahren analysiert und damit auf ein höheres Abstraktionsniveau gehoben, mit dem Ziel, die Episoden, Gefühle, Geschichten und Erlebnisse der Interviewpartner*innen und deren Standpunkte verstehen und einordnen zu können. Die Analyse ergibt, dass sich die Beziehung zwischen der slowenischen Volksgruppe und der deutschsprechenden Mehrheit in Kärnten/Koroška deutlich verbessert hat, jedoch ungebrochen auch eine Verunsicherung bei der Minderheit vorherrscht und ein spürbares Machtgefälle zwischen Minderheit und Mehrheit nachzuweisen ist. Bisher ist noch keine umfassende Selbstverständlichkeit bezüglich des zweisprachigen Erbes und der gesellschaftlichen Stellung der slowenischen Volksgruppe zu beobachten. Der slowenischsprechenden Minderheit wird eine Sonderrolle zugesprochen und damit auch die stattfindende solidarische Beziehung als außerordentlich wahrgenommen. Solidarität im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung oder als politisches Ziel formuliert, zeigt sich am Fallbeispiel als nicht eindeutig ersichtlich. Kärntner Slowen*innen erleben eine deutlich entspannte Beziehung zur Mehrheitsgesellschaft und können durchaus in ihrem Alltag von solidarischen Handlungen von Seiten der Mehrheit berichten, doch als umfänglich und vollends unterstützt und akzeptiert fühlt sich die Minderheit nicht. Dies wird sowohl an Erlebnissen im Alltag sowie auf rechtlicher Ebene ersichtlich. Zudem wird dem amtierenden Landeshauptmann Peter Kaiser und seiner Regierung eine entscheidende Rolle in dieser verbesserten Beziehung zugesprochen. Diese Personalisierung des Wandels zeugt nicht von einer strukturell umfassend stattgefundenen Sicherung der gesellschaftlichen Stellung der Minderheit. Die Personalisierung führt vielmehr zur Verunsicherung bei der Minderheit und verbindet sich mit Zukunftssorgen bei einer Veränderung des politischen Umfeldes. Diese Masterarbeit zeigt auf, wie komplex und vielschichtig die Beziehung zwischen Minderheit und Mehrheit in Kärnten/Koroška von der Minderheit nach wie vor empfunden wird und welche gesellschaftlichen und politischen Veränderungen und Annäherungen es bräuchte, um von einem solidarischen und stabilen Verhältnis zwischen slowenischer Volksgruppe und deutschsprechender Mehrheitsgesellschaft sprechen zu können.
Abstract
(Englisch)
This Master's thesis aims to examine the relationship between the Slovene-speaking minority and the German-speaking majority in the province of Carinthia/Koroška. Since the early Middle Ages, these two ethnic groups have inhabited and shaped the province. Their relationship, particularly since the end of World War I, has been marked by hostility and violence. However, in recent years, there appears to have been an intense process of rapprochement between the minority and the majority, exemplified in part by the so-called Ortstafel solution of the year 2011. This study is prompted by this development and aims to explore the extent to which the minority experiences solidarity and how a sense of solidarity between the minority and the majority has evolved. The research project is framed by the following research question: How do Carinthian Slovenes experience their relationship with the German-speaking majority society, and what role does solidarity play in it? This question will be addressed through a qualitative interview study involving Carinthian Slovenes who self-identify as belonging to the Slovene ethnic group and are active in a Slovene association or organization. The interview results will be analyzed using Constructivist Grounded Theory (CGT) following Charmaz in an iterative process to elevate them to a higher level of abstraction, aiming to understand and contextualize the episodes, feelings, stories, and experiences of the interviewees and their perspectives. The analysis reveals that the relationship between the Slovene ethnic group and the German-speaking majority in Carinthia/Koroška has significantly improved. However, there remains a remaining sense of insecurity among the minority, and a noticeable power imbalance between the minority and the majority persists. A comprehensive sense of acceptance regarding the bilingual heritage and societal status of the Slovene ethnic group has yet to be observed. The Slovene-speaking minority is given a special role, and the existing solidarity is perceived as extraordinary. Solidarity, whether expressed as a societal responsibility or a political goal, is not clearly evident in the case study. Carinthian Slovenes experience an improved relationship with the majority society and can indeed report instances of solidarity in their daily lives, but they do not feel fully supported and accepted. This is evident both in everyday experiences and at a legal level. Additionally, the incumbent Governor Peter Kaiser and his government are credited with playing a crucial role in this improved relationship. However, this personalization of change does not indicate a structurally comprehensive securing of the minority's societal position. Instead, it contributes to the minority's sense of insecurity and is coupled with concerns about the future in the event of changes in the political environment. This Master's thesis illustrates the complexity and nuance of the relationship between the minority and the majority in Carinthia/Koroška, as perceived by the minority. It also highlights the societal and political changes and approaches needed to speak of a solid and stable relationship between the Slovene ethnic group and the German-speaking majority society.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Solidarität Minderheit Qualitative Methoden Grounded Theory Interviewstudie
Schlagwörter
(Englisch)
solidarity minority qualitative methods Grounded Theory interviewstudy
Autor*innen
Paula-Marie Pucker
Haupttitel (Deutsch)
Immer noch Sturm in Kärnten/Koroška?
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine empirische Untersuchung der Beziehung der Kärntner Slowen*innen zur deutschsprechenden Mehrheit und der Solidarität in Kärnten/Koroška
Paralleltitel (Englisch)
Still a storm in Carinthia/Koroška?
Paralleluntertitel (Englisch)
an empirical study of the relationship of Carinthian Slovenes to the German-speaking majority and the solidarity in Carinthia/Koroška
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
132 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Barbara Prainsack
Klassifikation
89 Politologie > 89.00 Politologie. Allgemeines
AC Nummer
AC17193137
Utheses ID
71455
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1