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The unity of the diplomatic system
laws, practices, and paradoxes
Andreas Pacher
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doctor of Philosophy-Doktoratsstudium Interdisciplinary Legal Studies Rechtswissenschaften
Betreuer*innen
Markus Kornprobst ,
Milos Vec
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.77056
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-25909.75910.293093-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Literatur der internationalen Beziehungen unterscheidet üblicherweise politisch bedeutsame von trivialen Angelegenheiten. Während das vermeintlich Bedeutsame in den Blickfeld der Analysen gelangt, wird das Triviale ausgeblendet – und dazu gehört auch ein Großteil der Diplomatie. So sind etwa feierliche Staatsbesuche oder die Verleihung ehrenvoller Verdienstorden in der Diplomatie allgegenwärtig, erfolgen jedoch häufig ohne klare politische Strategie. Basierend auf Niklas Luhmanns Systemtheorie legt das gegenwärtige Werk nahe, dass die Diplomatie unabhängig von der Politik operiert und die Unterscheidung zwischen scheinbar Bedeutsamem und Trivialem transzendiert, da die Unterscheidung zwischen Bedeutsamem und Trivialem durch eine politische (und somit externe) Sichtweise auferlegt wird. Stattdessen wird in der Diplomatie das scheinbar Triviale mit dem gleichen Gewicht behandelt wie das vermeintlich Bedeutsame, da beide zur Erreichung des Friedens funktional äquivalent sind. Drei empirische Untersuchungen unterstreichen diese Beobachtung: Erstens zeigt eine Analyse eines typischen Gesetzes über staatliche Ehrenzeichen, dass diese von denselben Staaten, die sie verwenden, mit Misstrauen behandelt werden, was darauf hindeutet, dass einem scheinbar trivialen Instrument eine grundsätzliche Bedeutsamkeit innewohnt. Zweitens zeigt eine Inhaltsanalyse verschiedener Arbeiten aus dem Bereich „New Diplomatic History“ sowie zur digitalen Diplomatie, wie zwei unterschiedliche Gruppen scheinbar trivialer Werkzeuge (wie frühneuzeitliche Geschenke oder offiziell genutzte Tweets) mit dem gleichen Misstrauen aufgenommen werden, wobei dieses Misstrauen innerhalb einer diplomatischen Situtation häufig durch positive Emotionen überwunden wird. Damit wird die unwahrscheinliche Paradoxie überlappender Souveränitäten erreicht. Die abschließende Studie identifiziert verschiedenste Themengebiete des zwischenstaatlichen Lebens auf Basis einer semantischen Analyse des Begriffs „foreign“ in den Verfassungen dieser Welt, und betrachtet völkerrechtliche Verträge zu all diesen höchst heterogenen Sachgebieten, um eine gemeinsame Struktur eines Friedens-und-Macht-Paradoxons herauszuarbeiten, wonach jede diplomatische Interaktion sowohl eine freundschaftliche Selbstbeherrschung (Frieden) als auch einen Souveränitätsvorbehalt (Macht) signalisiert. Diese Erkenntnisse werfen Licht auf das Bedeutsame des scheinbar Trivialen in der Diplomatie, die damit als deren Einheit erscheint, und unterstreichen damit die oft übersehene Differenz zwischen Politik und Diplomatie.
Abstract
(Englisch)
The literature of International Relations usually implies a distinction between politically significant and trivial matters. While the allegedly significant enters the purview of analyses, the trivial is blinded out – and this includes much of diplomacy. Ceremonious state visits or bestowals of honourific orders of merits, for instance, are ubiquitous in diplomacy, but they often occur without a clear political strategy. Drawing from Niklas Luhmann’s modern systems theory, this thesis suggests that diplomacy operates autonomously from politics, transcending that distinction of the seemingly significant and the trivial because the significant/trivial-distinction is imposed by a political lens. Instead, in diplomacy, what is seemingly trivial is treated with the same weight as the so-called significant, as they are both functionally equivalent in attaining peace. Three empirical investigations underline this observation: first, an analysis of a modal law on honourific state awards demonstrates that the meritorious orders are treated with suspicion by the very states that use them, indicating that a seemingly trivial tool inheres fundamental significance. Second, a content analysis of various works from the scholarship of the New Diplomatic History as well as that of digital diplomacy finds how two distinct sets of mundane tools (like early modern gifts or officially used Tweets) are received with one and the same mistrust, a mistrust that is usually overcome through the eliciting of positive emotions. It is thus that diplomacy attains, semiotically speaking, the improbable paradox of overlapping sovereignties. The final study identifies various issue areas of inter-polity life based on a semantic analysis of the ‘foreign’ in the world’s constitutions, and then looks at various treaties of international law from these highly heterogeneous subject matters so as to extract a common structure of a peace-and-power-paradox behind them. With this universal paradoxical structure, every instance of diplomatic interaction signals an amical self-restraint (peace) while at the same time asserting a state’s ultimate reservation of sovereignty (power). Overall, the theoretical outline and the empirical findings shed light on the significance of the seemingly trivial in diplomacy, implying that diplomacy is the unity of both, thereby foregrounding the often-overlooked distinction between politics and diplomacy.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Diplomatie Systemtheorie internationale Beziehungen Macht Frieden
Schlagwörter
(Englisch)
diplomacy systems theory international relations power peace
Autor*innen
Andreas Pacher
Haupttitel (Englisch)
The unity of the diplomatic system
Hauptuntertitel (Englisch)
laws, practices, and paradoxes
Paralleltitel (Deutsch)
Die Einheit des diplomatischen Systems
Paralleluntertitel (Deutsch)
das Recht, die Praxis und die Paradoxie
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
ix, 203 Seiten : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Mathias Albert ,
Lena Foljanty
Klassifikationen
86 Recht > 86.96 Völkerrecht. Sonstiges ,
89 Politologie > 89.70 Internationale Beziehungen. Allgemeines
AC Nummer
AC17366723
Utheses ID
71544
Studienkennzahl
UA | 794 | 242 | 101 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1