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Digital Detox als kontrollierte Mediennutzung
eigenverantwortliche Entnetzung als Subjektivierungsprozess zwischen Reflexion und Optimierung
Jakob Bierbaumer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Betreuer*in
Thomas Waitz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.76031
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-13650.85970.809459-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Arbeit untersucht das Phänomen Digital Detox aus medienkulturwissenschaftlicher Sicht und besteht aus der Analyse von drei Gegenstandsbeispielen. Digital Detox meint die Idee, für einen bestimmten und vorher definierten Zeitraum auf alle digitalen Medien zu verzichten. Neben der bewussten Nicht-Nutzung bezeichnet Digital Detox aber auch zahlreiche Praktiken und kleinteilige Alltagshandlungen, die auf eine bewusstere und achtsamere Mediennutzungsweise abzielen. Dies ist in der Logik des Diskurses notwendig, da das Digitale negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit haben kann, als Ablenkungsinstanz fungiert und die zwischenmenschliche Kommunikation behindert. Der erste Teil der Arbeit untersucht das Genre der Digital Detox-Ratgeberliteratur und analysiert davon ausgehend die Subjektivierungsprozesse von Digital Detox. Die empfohlenen Praktiken erscheinen mit Bezug zu Michel Foucault als Technologien des Selbst, die angeschlossen an eine neoliberale Regierungsrationalität bestimmte Selbstverhältnisse ermöglichen und eigenverantwortliche Subjekte konstituieren. Das zweite Kapitel widmet sich den zahlreichen verfügbaren Digital Detox-Apps und der paradox erscheinenden Idee, über die Nutzung einer digitalen Medientechnologie eine geringere und besser Nutzung digitaler Medien zu erreichen. Unter Rückgriff auf das Konzept der Entnetzung zeigt das Kapitel, dass Digital Detox nicht als Fluchtmöglichkeit aus digitalen Netzten zu denken ist, sondern selbst eine Form der Mediennutzung ist. Die dritte Gegenstandsanalyse beschäftigt sich mit Digital Detox-Retreats und geht der Frage nach, wie der als digitalfrei und damit analog imaginierte Raum hergestellt wird. Dabei wird herausgearbeitet, wie bestimmte Grenzen zwischen Natur und Technik konstituiert und mit der Vorstellung echter Erfahrungen und analoger Erlebnisse verbunden werden. Die Arbeit zeigt auf Basis der drei Analyseteile, dass Digital Detox nicht nur als das Gegenteil heutiger vorherrschender Mediennutzungsweisen zu lesen ist, sondern selbst eine Form der Mediennutzung ist, die auf ambivalente Weise für sich und das eigene Verhältnis zum Digitalen verantwortliche Subjekte konstituiert. Die Arbeit fragt nicht nach der Möglichkeit eines Rückzugs aus digitalen Netzen, sondern zeigt, wie der Diskurs bestimmte Annahmen über die Funktionsweise digitaler Medien generiert und wie die Idee einer individuellen Entnetzung mit spezifischen Formen der Selbstsorge, Kontrolle und der Arbeit am Selbst verbunden ist. Dabei betont die Arbeit vor allem die Digital Detox inhärenten Ambivalenzen und behält sowohl die Momente der neoliberalen Selbstoptimierung als auch die Potentiale einer Reflexion der Strukturen digitaler Vernetzung im Blick.
Abstract
(Englisch)
The paper examines the phenomenon of Digital Detox from a media and cultural studies perspective and consists of the analysis of three practices. Digital Detox refers to the idea of abstaining from all digital media for a specific, predetermined period. Besides the deliberate non-use, Digital Detox also encompasses numerous practices and small everyday actions aimed at a more conscious and mindful use of media. This is deemed necessary in the logic of the discourse, as the digital is seen to have negative effects on physical and mental health, serves as a distraction, and hinders interpersonal communication. The first part of the paper explores the genre of Digital Detox self-help literature and analyzes the subjectivation processes of Digital Detox. The recommended practices are viewed, in reference to Michel Foucault, as technologies of the self, connected to a form of neoliberal gouvernementality that enable certain self-relations and constitute responsible subjects. The second chapter focuses on the numerous available Digital Detox apps and the paradoxical idea of achieving less and better digital media use through the use of a digital media technology. Drawing on the concept of ‘Entnetzung’, this chapter demonstrates that Digital Detox should not be analysed in terms of an escape from digital networks but as a form of media usage itself. The third analysis deals with Digital Detox retreats and explores how the imagined digital-free and therefore analog space is created. It highlights how certain boundaries between nature and technology are constituted and associated with the notion of real experiences and analog encounters. The study demonstrates, based on the three analytical parts, that Digital Detox should not be interpreted as the opposite of current media usage patterns, but rather as a form of media use, which ambivalently constitutes subjects responsible for themselves and their relationship to digital media. The study does not inquire into the possibility of withdrawing from digital networks. Instead, it shows how the discourse generates certain assumptions about the functioning of digital media and analyses how the idea of individual disconnection is linked to specific forms of self-care, control, and self-improvement. The study emphasizes the inherent ambivalences of Digital Detox, considering both the elements of neoliberal self-optimization and the potential for a reflection on the structures of digital connection.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Entnetzung Digital Detox Subjektivierung Nicht-Nutzung Gouvernementalität Selbstoptimierung Digitale Arbeit
Autor*innen
Jakob Bierbaumer
Haupttitel (Deutsch)
Digital Detox als kontrollierte Mediennutzung
Hauptuntertitel (Deutsch)
eigenverantwortliche Entnetzung als Subjektivierungsprozess zwischen Reflexion und Optimierung
Paralleltitel (Englisch)
Digital Detox as controlled media use
Paralleluntertitel (Englisch)
self-responsible disconnection as a subjectivation process between reflection and optimization
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
94 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Thomas Waitz
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.00 Wissenschaft und Kultur allgemein. Allgemeines ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein. Allgemeines
AC Nummer
AC17212062
Utheses ID
71689
Studienkennzahl
UA | 066 | 583 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1