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Deutsche Sprache und österreichisches "nation building" im Kontext des Schulunterrichts 1945-1955
eine zeitgeschichtlich kontextualisierte diskurslinguistische Untersuchung
Marlene Kramreiter
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Lehramt Sek (AB) Unterrichtsfach Deutsch Unterrichtsfach Geschichte und Politische Bildung
Betreuer*in
Manfred Michael Glauninger
DOI
10.25365/thesis.76170
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-23190.89398.805371-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit thematisiert das Spannungsfeld „deutsche Sprache und nation building der Zweiten Österreichischen Republik“ im schulischen Kontext. Dabei wurden ausgewählte Texte mit Schulbezug auf sprachideologische und sprachpolitische Positionierungen hin untersucht. In diesem Zusammenhang wurde der Frage nachgegangen, welche Diskurse respektive Konzepte in Bezug auf die deutsche Sprache bzw. ein „österreichisches Deutsch“ und deren / dessen Rolle beim österreichischen nation building sich in den analysierten Texten widerspiegeln. Schließlich wurde untersucht, inwieweit sich dabei Bezüge zur damaligen österreichischen Parteienlandschaft bzw. zu den alliierten Besatzungsmächten (und deren Behörden) erkennen lassen. Um die aufgeworfenen Forschungsfragen zu beantworten, wurde eine inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz and Rädiker (2022) durchgeführt. Das Untersuchungskorpus enthielt Material dreier verschiedener Textsorten aus der Zeit der Besatzung Österreichs (1945–1955): Schulbücher, Artikel in Zeitschriften für Lehrer:innen und die Verordnungsblätter des Bundesministeriums für Unterricht. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit zeigen, dass man in der Nachkriegszeit über die Sprache in Österreich nicht zuletzt im schulischen Kontext debattierte und dies ein emotional aufgeladenes Thema war. Vor allem die Zeitschriften für Lehrer:innen reflektieren – auf unterschiedlichste Art und Weise – den entsprechenden Diskurs. Einerseits wollte man sich an einer Rechtschreibreform, welche für den gesamten deutschsprachigen Raum gelten sollte, beteiligen, andererseits wurde das eigens für Österreich publizierte Österreichische Wörterbuch diskutiert (und auch kritisiert). In den Schulen sollte zudem ein mundartfreies Sprechen gelehrt werden, gleichzeitig aber sollte den Schüler:innen beigebracht werden, dass die österreichischen Dialekte für die Kultur und den Charakter der Bevölkerung besonders bedeutsam seien. In den Lehrplänen der damaligen Zeit lässt sich ebenfalls diese paradoxe Dialekt-Ideologie erkennen. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich im Licht der herangezogenen Texte zeigt, dass man im damaligen Österreich auf der Suche nach einem adäquaten Konzept für die deutsche Sprache in der (zu bildenden) Nation war, dieses aber noch nicht gefunden hatte. Über den Einfluss der damaligen österreichischen Parteien oder der Bestatzungsmächte auf den untersuchten Diskurs konnte in den untersuchten Texte nur wenig Gesichertes heraus-gefunden werden. Die Sprachen der Alliierten sollten allerdings in den österreichischen Schulen vermehrt gelehrt werden. Dafür wurden auch eigene Sprachmagazine herausgegeben. Zudem forderten einige Autoren in den Zeitschriften eine vereinfachte Rechtschreibung ohne Großschreibung für das Deutsche – dies könnte auch als eine Annäherung an die Sprachen der Alliierten verstanden werden.
Abstract
(Englisch)
The present master's thesis explores the topic of "German language and Austrian nation building" in the educational context. Texts related to education were analysed to dissect their ideological and political positions concerning language. Additionally, the study investigated the concepts and discourses regarding the German language or “Austrian German” and their role in Austrian nation-building within the texts. Furthermore, the author explores the extent to which connections to the Austrian political landscape and the Allied occupying powers (and their authorities) are reflected in these texts. Following Kuckartz and Rädiker (2022) by conducting a structured, high-quality content analysis, the research questions were answered. Three different text types were used for the analysis: schoolbooks, articles in teacher journals, and the official bulletins of the Federal Ministry of Education. The findings provide evidence of emotionally charged debates about language in Austria during the post-war period. Particularly, teacher journals frequently addressed the topic in various scopes. On the one hand, there was a desire to participate in a spelling reform that should have been applied to the entire German-speaking region. On the other hand, the dictionary published specifically for Austrian-German was discussed and criticised. In schools, students were expected to speak in a dialect-free manner. Conversely, the significance of Austrian dialects for local culture and national character was highlighted. The respective curricula of that time represent this dichotomy. In conclusion, the texts examined indicate a desire for a suitable concept for the German language within Austria without finding a homogeneous solution. It is evident that Austrians began to advocate for their country's indigenous words, pronunciation, and sentence structure, attempting to defend it as a correct form of the German language. The examined texts offer only few references to the influence of Austrian political parties or the occupying powers. The various languages of the Allies were increasingly taught in Austrian schools, with dedicated language magazines being published. Additionally, in these journals, some authors advocated for a simplified spelling in German without capitalisation – this may be interpreted as an attempt to align with the languages of the Allies.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Österreichisches Deutsch Sprachideologie Sprachpolitik Besatzungszeit Zweite Österreichische Republik
Autor*innen
Marlene Kramreiter
Haupttitel (Deutsch)
Deutsche Sprache und österreichisches "nation building" im Kontext des Schulunterrichts 1945-1955
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine zeitgeschichtlich kontextualisierte diskurslinguistische Untersuchung
Paralleltitel (Englisch)
German language and Austrian "nation building" in the educational context 1945-1955
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
92 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Manfred Michael Glauninger
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.22 Sprachlenkung. Sprachpolitik
AC Nummer
AC17232580
Utheses ID
71828
Studienkennzahl
UA | 199 | 506 | 511 | 02
