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Dolmetschen und Menschenwürde
Zugeständnisse bei der professionellen Neutralität zugunsten der Würde der Bedolmetschten
Nicole Neumayr
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Zentrum für Translationswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Translation Deutsch Tschechisch
Betreuer*in
Sonja Pöllabauer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.76225
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29274.91663.227693-7
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Bedeutung des Bewusstseins von menschlicher Würde im Dolmetschprozess und speziell in Dolmetschsituationen mit asymetrischen Machtverhältnissen und stellt Dolmetschentscheidungen, die vom Neutralitätsprinzip abweichen, in den Fokus. Eingangs wird die Hypothese aufgestellt, dass Dolmetscher:innen unter bestimmten Umständen vom Neutralitätsprinzip absehen, zugunsten einer Dolmetschung, die dazu beiträgt, die Würde des:der Bedolmetschten zu wahren. Es wird auf das Neutralitätsprinzip in Dolmetschkodizes auf globaler Ebene eingegangen und Konzepte, die jenem der Wahrung von Würde nahestehen präsentiert, wie face-saving und Empowerment. Es wird die Geschichte des Begriff der menschlichen Würde dargestellt und anschließend die zeitgenössische Abhandlung des Würdebegriffs bei Peter Bieri vorgestellt, auf dessen Würdekonzept die Arbeit basiert. Das Material für die Datenanalyse ergibt sich aus sechs leitfadengestützen Interviews mit drei Laiendolmetscher:innen und drei Dolmetscher:innen mit Dolmetschausbildung. In den Interviews werden Fragen betreffend Peter Bieris Würdekategorien formuliert und die Dolmetscher:innen befragt, ob ihre Dolmetschentscheidungen in Dolmetschsituationen mit asymetrischen Machtverhältnissen das Ziel hatten, Würde als Selbstständigkeit, Würde als Begegnung und Würde als Selbstachtung gemäß Peter Bieri zu erreichen. Die Interviews ergeben, dass Dolmetscher:innen ein Bewusstsein für die bedrohte Würde der Bedolmetschten haben und verschiedene Lösungsstrategien anwenden, um die Würde der Betroffenen zu wahren. Es ließ sich eine Tendenz erkennen, dass der Fokus bei den drei befragen Laiendolmetscher:innen auf der Wahrung der Würde im Sinne von Begegnungen liegt, wodurch sie sich zum Zwecke der Wahrung der Würde parteiisch verhalten haben und Aussagen abgeschwächt. Die drei befragten Dolmetscher:innen mit Dolmetschausbildung wiesen eine stärkere Hinwendung zur Kategorie Würde als Selbständigkeit auf, und gaben an, möglichst neutral zu agieren, um dem:der Bedolmetschten die Möglichkeit zu geben, selbstständig auf das Gesagte zu reagieren. Vorliegende Arbeit plädiert für die stärkere Behandlung von intrinsischen Impulsgebern beim Dolmetschen in der Dolmetschwissenschaft und -ausbildung, wie dem Bedürfnis zum Zwecke der Wahrung der Würde in die Dolmetschung einzugreifen, um zusätzliche Konzepte für die Entscheidungsfindung zu formulieren.
Abstract
(Englisch)
This master's thesis examines the importance of awareness of human dignity in the interpreting process and specifically in interpreting situations with asymmetrical power relations and focuses on interpreting decisions that deviate from the neutrality principle. It begins with the hypothesis that, under certain circumstances, interpreters refrain from the neutrality principle in favor of interpreting that helps to preserve the dignity of the interpreted person. It discusses the principle of neutrality in interpreting codes at a global level and presents concepts close to that of preserving dignity, such as face-saving and empowerment. The history of the concept of human dignity is presented and then the contemporary treatment of the concept of dignity by Peter Bieri, on whose concept of dignity the work is based, is introduced. The material for the data analysis is derived from six guided interviews with three lay interpreters and three interpreters with interpreting training. In the interviews, questions regarding Peter Bieri's categories of dignity were formulated and the interpreters were asked whether their interpreting decisions in interpreting situations with asymmetrical power relations had the goal of achieving dignity as independence, dignity as encounter and dignity as self-respect according to Peter Bieri. The interviews revealed that interpreters are aware of the threatened dignity of the interpreted person and use various solution strategies to preserve the dignity of the person concerned. There was a tendency for the three interviewed lay interpreters to focus on preserving dignity in the sense of encounters, whereby they behaved in a biased manner in order to preserve dignity and toned down statements. The three interviewed interpreters with interpreter training showed a stronger orientation towards the category of dignity than independence, and stated that they acted as neutrally as possible in order to give the interpreted person the opportunity to react independently to what was said. This paper argues for greater attention to intrinsic drivers of interpreting in interpreting science and training, such as the need to intervene in interpreting for the purpose of preserving dignity, in order to formulate additional concepts for decision-making.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Dialogdolmetschen Menschliche Würde Machtgefüge Rolle von Dolmetscher:innen
Schlagwörter
(Englisch)
dialogue interpreting human dignity power structures role of the interpreter
Autor*innen
Nicole Neumayr
Haupttitel (Deutsch)
Dolmetschen und Menschenwürde
Hauptuntertitel (Deutsch)
Zugeständnisse bei der professionellen Neutralität zugunsten der Würde der Bedolmetschten
Paralleltitel (Englisch)
Interpreting and human dignity
Paralleluntertitel (Englisch)
concessions to professional neutrality in favor of the dignity of interpreting clients
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
92 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Sonja Pöllabauer
Klassifikation
05 Kommunikationswissenschaft > 05.12 Kommunikationsprozesse
AC Nummer
AC17238277
Utheses ID
71895
Studienkennzahl
UA | 070 | 331 | 369 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1