Detailansicht
Entzauberung durch die Erwachsenenwelt
Gabriel Toso
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Lehramt Sek (AB) Unterrichtsfach Deutsch Unterrichtsfach Psychologie und Philosophie
Betreuer*in
Daniela Strigl
DOI
10.25365/thesis.76473
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30930.95016.499823-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Über ihr vielseitiges Schaffen hinweg stellte sich Marlen Haushofer stets einem Thema: Der Kindheit im Spannungsverhältnis von Erinnern und Vergessen. Die Bewältigung der Vergangenheit ist bei Haushofer vielseitig. Ihr Vorgehen ist dezidiert subjektiv. Ihre Schreibweise unter der einfach anmutenden Oberfläche vielschichtig. So schildert Haushofer eine idyllisch anmutende Kinderwelt im Übergang zu einer düsteren Erwachsenenwelt. Um der Darstellung von Einsamkeit, Isolation und Nachkriegszeit in Haushofers Schaffen gerecht zu werden, wurden häufig Theorien der Entfremdung herangezogen. Die vorliegende Arbeit erweitert diese um den von Max Weber geprägten Begriff der Entzauberung und setzt Haushofers Kinder- und Jugendwerke mit ihrer Allgemeinliteratur in Verbindung. Die angewandte Methode ist die eines hermeneutischen Vergleichs, der neben den geschichtlichen vor allem werkimmanente Aspekte berücksichtigen soll. Einhergehend damit ist eine Auseinandersetzung mit Haushofers Rolle in der literarischen Moderne und ein Versuch der Verbindung zur modernekritischen Theorie der Entzauberung von Max Weber. Die Arbeit kam zu folgenden Funden: Haushofers Zauber ist ein subjektiver, eine im Erleben der Figuren angesetzte Lebensintensität, ein Blick, mit dem die Welt in Bewegung versetzt wird. Die Entzauberung im Erleben ihrer Figuren ist hingegen gleichbedeutend mit existenziellem Sinnverlust, schwindender Sinnlichkeit und Orientierungslosigkeit. Besonders deutlich zeigt sich dies in Haushofers autobiografischem Kindheitsroman Himmel, der nirgendwo endet. Evident ist in diesem auch die literarische Darstellung und Verarbeitung gewaltvoller Transgressionserfahrungen als Brüche mit dem bisherigen literarischen Verfahren. Haushofer durchbricht die selbst geschaffene Idylle der Kindheit durch Szenen des vermeintlich normalen bäuerlichen Alltags wie Schlachtungen und Jagdszenen, übersetzt diese im nächsten Schritt in das persönliche Erleben ihrer fast ausschließlich weiblichen, meist namenlosen Figuren. Als Überlebensstrategie zentral wird dann das Lesen, Verstehen und Interpretieren von Bildern – ein Sehen-Können der Magie der Welt, die Haushofer mehrmals explizit als Zauber bezeichnet, wenngleich sie in ihrem Erstlingswerk Eine Handvoll Leben auch selbst von Entzauberung als Sinnverlust spricht. In der vorliegenden Arbeit zeigt die bewusst zugespitzte Wahl der Theorie Max Webers zudem den Versuch einer Problematisierung der häufigen Zweckrationalisierungen von Autor:innen, um diese der Interpretation gefügig zu machen. Haushofers Werk, so subjektiv stark es eben ist, entzieht sich einer einheitlichen Interpretation.
Abstract
(Englisch)
Throughout her multifaceted oeuvre, Marlen Haushofer has always been focused on conveying the theme of childhood in conflict between remembering and forgetting. Haushofer's literary coping with the past is multifaceted. Her approach is decidedly subjective. Her writing is multi-layered. Beneath an idyllic surface, that especially resides in her children’s books, we see a world in transition to the gloomy adult world of her novels. To do justice to the depiction of loneliness, isolation and the post-war period in Haushofer's work, theories of alienation have often been used alongside feminist and even psychoanalytical theories. The present master’s thesis expands on these theories with the concept of disenchantment coined by Max Weber and links Haushofer's children’s books with her novelist works. The present method is that of a hermeneutic comparison which, in addition to the historical aspects, is primarily intended to consider aspects immanent to the work. This is accompanied by an examination of Haushofer's role in literary modernism and an attempt to make a connection to the theories critical to modernity made famous by Max Weber. In the end, the thesis came to the following conclusion: Haushofer's play with enchantment and disenchantment is a subjective one. To speak of magic is to speak of the intensity of life set in the experience of her characters, a gaze with which they can set the world in motion. The disenchantment in the experience of her characters is then synonymous with an existential loss of meaning, dwindling sensuality and disorientation. This is particularly evident in Haushofer's autobiographical childhood novel Himmel, der nirgendwo endet. The literary depiction and processing of violence results is one of transgression and impotence in the eyes of the children. To remedy that, the understanding and interpreting of images and symbols becomes a central trait of Haushofer’s protagonists. It is the ability to see the magic of the world, which Haushofer explicitly describes as “Zauber”, while also speaking of disenchantment as “Entzauberung”. Nevertheless, the deliberate choice of Max Weber's ideas in this thesis shows an attempt to problematise the use of theory to make authors compliant with interpretation. As it stands, Haushofer defies an easy interpretation.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Marlen Haushofer Entzauberung Moderne Kindheit Entfremdung
Schlagwörter
(Englisch)
Marlen Haushofer Disenchantement Modernism Childhood Alienation
Autor*innen
Gabriel Toso
Haupttitel (Deutsch)
Entzauberung durch die Erwachsenenwelt
Paralleltitel (Englisch)
Disenchantement by the adult world
Paralleluntertitel (Englisch)
about the end of magic in the works of Marlen Haushofer
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
117 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Daniela Strigl
AC Nummer
AC17277302
Utheses ID
71950
Studienkennzahl
UA | 199 | 506 | 525 | 02
