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Die Entstehung des modernen Staates in Preußen
Matthias Spindler
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Johann Wimmer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.7993
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30079.20285.629265-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Am Beginn unserer Forschungen analysierten wir Brandenburg und das Deutschordensland (Preußen). Brandenburg verfügte nicht über die Merkmale eines vormodernen Staates. Dem Markgrafen von Brandenburg fehlten ein stehendes Heer und regelmäßige Steuereinnahmen, um den laufenden Amtsbetrieb der Verwaltung zu finanzieren. Das Deutschordensland im Gegensatz hatte ein stehendes Heer und Einkünfte aus dem Land, um seinen Verwaltungs-/Ordensbetrieb aufrecht zu erhalten. Hier bestand eindeutig eine vormoderne Staatlichkeit. Der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm I., schuf die Grundvoraussetzungen für das Entstehen des modernen Staates in Brandenburg-Preußen. In dieser Grundsteinlegung stützte er sich auf die hugenottischen Glaubensflüchtlinge aus Frankreich. Sie waren in seinem Staat eine Oberschicht in Beamtentum und Militär. Weiters war ein starker Kontakt zu seinen jüdischen Untertanen vorhanden, welche Friedrich Wilhelm mit Geld-, Edelmetall- und Heereslieferungen versorgten. Der Große Kurfürst schuf eine moderne, dreigliedrige Armee. Durch die Einrichtung des Generalkriegskommissariats als Armee- und Steuerbehörde, konnte das brandenburgisch-preußische Heer erhalten werden. Mit der Akzise als regelmäßig eingehobene Verbrauchssteuer in den Städten finanzierte der Große Kurfürst Armee und Verwaltung. Durch die Armee und die Hugenotten, welche unter seinem Schutz standen, bildete sich in Berlin eine Zentralinstanz heraus. Sie konnte sich gegen den landgesessenen Adel durchsetzen. Friedrich Wilhelm begann bereits mit der Schleifung von Festungen im Landesinneren und der Befestigung der Außengrenzen. Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, baute den Staat seines Vaters – Friedrich I. – und seines Großvaters – des Großen Kurfürsten – weiter aus. Er stütze sich auf die lutheranische Glaubensgruppe der Pietisten. Sie wurden in der Armee, in der Verwaltung, für die Armenfürsorge und die Organisation der Schulbildung der brandenburgisch-preußischen Untertanen eingesetzt. Der Soldatenkönig verdoppelte die Armee. Mit dem Generaldirektorium als oberste Verwaltung versuchte er die Steuererhebung zu steigern. Mit der Einführung des Kantonsreglements, der damit einhergehenden Enrollierung und fortgesetzte Auslandswerbung wurde die Effizienz der Truppeneinziehung gesteigert. Der Adel wurde enger an den Staat gebunden und zum Dienst als Offizier verpflichtet. In der Verwaltung führte Friedrich Wilhelm I. die Ministerkollegialität ein. Mit der Oberrechenkammer schuf der Soldatenkönig ein Mittel zur Budgetkontrolle. Friedrich II. bediente sich zur Herrschaftsausübung und Machtsteigerung der sozialen Gruppe der Freimaurer. Zur Kriegsfinanzierung und Heeresbelieferung beschäftigte er jüdische Hoffaktoren. Friedrich protegierte seine jüdischen Hoffaktoren durch das Judenpatent aus dem Jahr 1750. Er schuf damit die Grundlage für eine jüdische Financiers- und Kaufmannsoberschicht. Die Effizienz seiner Armee steigerte er durch die Einführung von Manövern und die Einrichtung eines Kriegsdepartements für die Truppenversorgung. Im Bereich des Finanzwesens hob er die Staatseinnahmen durch Gründung der Regie und die Wirtschaft belebte er durch ein Manufakturdepartement. Im Bereich der Verwaltung verfügte er die Gliederung nach Fachressorts, welche für das gesamte Königreich zuständig waren. Diese traten, wie das gesamte Generaldirektorium, aber immer weiter in den Hintergrund, da Friedrich hauptsächlich mit seinem Kabinett regierte. Unter des Großen Friedrichs Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., begann die Erosion der modernen Staatlichkeit. Friedrich Wilhelm II. protegierte die Gold- und Rosenkreuzer als staatstragende soziale Gruppe in Armee und Verwaltung. Weiters verfügte er über einen bedeutenden Hoffaktor – Isaac Daniel Itzig –, welcher seiner Tätigkeit der Edelmetallbesorgung und Geldbeschaffung, so gut nachkam, dass er ihn mit christlichen Kaufleuten gesetzlich gleich stellte. Mit dem Oberkriegskollegium sollte eine Art Generalstab geschaffen werden, welches sich aber nur als zusätzliche Verwaltung herausstellte. Die Revolutionskriege gegen Frankreich zehrten an den monetären Reserven des Staates und das System der Steuereinhebung erwies sich als nicht mehr ausreichend. In der Departementgliederung griff Friedrich Wilhelm II. auf Elemente der Verwaltung aus Zeiten des Soldatenkönigs zurück. Die Kabinettsregierung offenbarte die Schwäche des Systems. Der neue König investierte nicht mehr genügend Zeit in diese Art der Regierungsweise. Ein erster Minister war längst überfällig, um die anfallenden Probleme zu bewältigen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Staatsentwicklung preußisches Heer Verwaltung gesellschaftliche Entwicklung preußische Könige
Autor*innen
Matthias Spindler
Haupttitel (Deutsch)
Die Entstehung des modernen Staates in Preußen
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
146 S. : Ill., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Johann Wimmer
Klassifikation
89 Politologie > 89.31 Staatslehre
AC Nummer
AC07987939
Utheses ID
7202
Studienkennzahl
UA | 300 | | |
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