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"Wie ein Stücklein Papier, darauf eine hohe Hand eine Zeile geschrieben hat"
Adalbert Stifters "Witiko" als Propädeutik des ethisch-politischen Subjekts im Zeichen der Sittlichkeit
Maximilian Scheffold
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Deutsche Philologie
Betreuer*in
Burkhardt Johannes Wolf
DOI
10.25365/thesis.76648
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-19077.10920.492431-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Moment des Politischen im Werk Adalbert Stifters, indem sie sich dessen Roman Witiko (1865-1867) zum Gegenstand nimmt. Sie lässt sich dabei von der Fragestellung leiten, wie Witiko als Propädeutik des ethisch-politischen Subjekts gelesen werden kann. Anknüpfend an die von Kai Kaufmann vorgebrachte These, dass Witiko als Darstellung verschiedener und teils einander negierender Verfahren der Legitimation politischer Wirkkraft und Macht betrachtet werden kann, schlägt die vorliegende Arbeit vor, in der Figur Witikos das Idealbild einer ethisch verfertigten politischen Subjektivierungsweise zu lesen: Stifter stellt das Subjekt zwar im Rahmen der in seinen Schriften zu Politik, Bildung und Kunst ausgedrückten politischen Ethik in dessen politischer Handlungsfähigkeit zurück zugunsten eines Moralcodes, der allen Subjekten einen unverrückbaren Platz zuweist. Dahingegen, so die These dieser Arbeit, rückt Stifter in Witiko das eigenständig politisch handelnde Subjekt in der Figur Witikos nun in den Fokus, indem sie ein ethisches Selbstverhältnis in Tat und Haltung anzeigt. Stifters zentrales Vorgehen ist es dabei, politische Handlungsmacht wesentlich an das Anzeigen eines ethischen Selbstverhältnisses zu binden. Um ihrem Anliegen nachzukommen, in Witiko einen politischen Text im Sinne einer Darstellung von Weisen politischer Handlungsfähigkeit offenzulegen, etabliert diese Arbeit zunächst eine Konzeption der politischen Ethik Stifters. Hierfür werden Michel Foucaults Konzepte von Subjekt, Macht, Gouvernementalität und Ethik als Theorieperspektiven herangezogen und mit Oliver Marcharts Begriff des Politischen erweitert. Indem diese der Arbeit im weiteren Verlauf als Analyseraster dienen, wird es möglich, die politische Signifikanz der taktischen Handlungsmacht von Subjekten in Stifters Witiko erkennbar zu machen: Denn während sich in Bezug auf die politische Ethik Stifters im ersten Teil zeigt, dass Stifter dort das Subjekt in seinen Handlungen immer als notwendig so handelnd versteht, werden in Witiko die Handlungen der Figuren als taktische Entscheidungen, die von diesen selbst ausgehen, gestaltet. Die Modifikationen, die Stifter an seinem politischen Ethik-Konzept von seinen Schriften hin zu seinem Roman vornimmt, werden als Perspektivenwechsel lesbar. Betrachtete Stifter zuvor Subjekte in ihren Handlungen als von einem Gesetz der Sittlichkeit konstitutiv bestimmt, zeigen sich in Witiko die Figuren als durch taktische Entscheidungen dieses Gesetz der Sittlichkeit hervorbringend. Die vorliegende Arbeit bietet sich damit als eine Deutung an, die sich im literaturwissenschaftlichen Diskurs um Witiko als Gegenstimme zur Disposition stellt, indem sie entgegen der traditionellen Lektüreweise nicht ein depolitisierendes Moment des Witiko behauptet, sondern diesen als eine Propädeutik des ethisch-politischen Subjekts zu verstehen gibt.
Abstract
(Englisch)
This thesis is dedicated to the moment of the political in Adalbert Stifter's work by taking his novel Witiko (1865-1867) as its subject. It is guided by the question of how Witiko can be read as a propaedeutic of the ethical-political subject. Following on from Kai Kaufmann's thesis that Witiko can be seen as a representation of different and partly mutually negating procedures of legitimizing political effectiveness and power, the present work proposes to read in the figure of Witiko the ideal image of an ethically produced political mode of subjectivation: Within the framework of the political ethics expressed in his writings on politics, education and art, Stifter relegates the subject's political agency in favor of a moral code that assigns all subjects an immovable place. In contrast, according to the thesis of this work, in Witiko Stifter now focuses on the independently politically acting subject in the figure of Witiko by indicating an ethical self-relation in deed and attitude. Stifter's central approach here is to tie political agency essentially to the display of an ethical self-relation. In order to fulfill its aim of revealing a political text in Witiko in the sense of a representation of ways of political agency, this work first establishes a conception of Stifter's political ethics. To this end, Michel Foucault's concepts of subject, power, governmentality and ethics are used as theoretical perspectives and expanded with Oliver Marchart's concept of the political. By using these as an analytical framework in the further course of this thesis, it is possible to recognize the political significance of the agency of subjects in Stifter's Witiko: For while in relation to Stifter's political ethics in the first part of this thesis it becomes apparent that Stifter there always understands the subject in his actions as necessarily acting in this way, in Witiko the characters' actions are framed as tactical decisions emanating from the characters themselves. The modifications that Stifter makes to his concept of political ethics from his writings to his novel can be read as a change of perspective. Whereas Stifter previously regarded subjects in their actions as constitutively determined by a law of morality, in Witiko the characters are shown to generate this law of morality through tactical decisions. The present work thus offers itself as an interpretation that presents itself as a dissenting voice in the literary discourse on Witiko by not asserting a depoliticizing moment of Witiko, contrary to the traditional way of reading it, but rather by understanding it as a propaedeutic of the ethical-political subject.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Adalbert Stifter Witiko Michel Foucault Subjekt Ethik Macht Gouvernementalität Ästhetik Sybille Krämer Bote Medientheorie Jacques Rancière Politische Ontologie Politik das Politische Oliver Marchart Moral Sittlichkeit Aisthesis Metapher
Autor*innen
Maximilian Scheffold
Haupttitel (Deutsch)
"Wie ein Stücklein Papier, darauf eine hohe Hand eine Zeile geschrieben hat"
Hauptuntertitel (Deutsch)
Adalbert Stifters "Witiko" als Propädeutik des ethisch-politischen Subjekts im Zeichen der Sittlichkeit
Paralleltitel (Englisch)
"Like a piece of paper on which a high hand has written a line"
Paralleluntertitel (Englisch)
Adalbert Stifter's "Witiko" as a propaedeutic of the ethical-political subject under the sign of morality
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
133 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Burkhardt Johannes Wolf
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.70 Literaturwissenschaft. Allgemeines
AC Nummer
AC17255211
Utheses ID
72069
Studienkennzahl
UA | 066 | 817 | |
