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Vom Schönen zum Guten
Untersuchungen anhand Kants Kritik der Urteilskraft
Reiner Reitinger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Herta Nagl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.8004
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29862.55027.468162-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Arbeit „Vom Schönen zum Guten“ setzt sich mit möglichen Verbindungswegen, die vom Schönen zum Guten führen, auseinander. Dabei geht es in erster Linie um den Nachweis, dass die Beschäftigung mit dem Schönen bzw. dem ästhetischen Urteilen implizit eine bestimmte Bedeutung für die Moralität des Menschen hat. Basistext dieser Arbeit ist die „Kritik der Urteilskraft“ von Immanuel Kant, in der ausdrück-lich auf Zusammenhänge zwischen dem Schönen und dem Guten hingewiesen wird. Im We-sentlichen geht es dabei um vier Momente, die unter Einbindung ausgewählter Sekundärlite-ratur diskutiert werden: 1.) Das Prinzip der Zweckmäßigkeit: Kant bestimmt jenen Gegenstand als schön, der seiner Form nach zweckmäßig für unser Erkenntnisvermögen ist. Durch die Existenz des Schönen in der Natur wird der Mensch darauf hingewiesen, dass er die Natur so auffassen kann, als wäre sie zweckmäßig eingerichtet. Das bedeutet in Folge, dass sie für die Realisierung menschli-cher Zwecke, insbesondere für jene der Sittlichkeit, offen steht, was aufgrund der Trennlinie zwischen theoretischer und praktischer Philosophie nicht selbstverständlich ist. 2.) Der „sensus communis“: Bezüglich des Beurteilungsvermögens hinsichtlich des Schönen spricht Kant von einem Gemeinsinn, insofern das für das Erleben des Schönen charakteristi-sche, freie Wechselspiel von Einbildungskraft und Verstand und das daraus resultierende Ge-fühl der Lust prinzipiell jedem Menschen zukommen kann. Zudem bedarf es für ein ästheti-sches Urteil einer „erweiterten Denkungsart“ (Kant), die das eigene Urteil durch Absehen von privaten Bedingungen auf das Denken der anderen Menschen bezieht, um ihm eine bestimmte Allgemeingültigkeit zu sichern. Beide Aspekte können als gemeinschaftsbildend gelten und haben insofern auch moralische Relevanz. 3.) Das Schöne als Symbol des sittlich Guten: Im Denken über das Schöne weist Kant analoge Strukturen zu jenem bezüglich des Guten auf, insofern für beide Autonomie, Allgemeingül-tigkeit, Uneigennützigkeit, Unmittelbarkeit sowie Freiheit bei gleichzeitiger Regelgebunden-heit von entscheidender Bedeutung sind. Weil in der Auseinandersetzung mit dem anschau-lich gegebenen Schönen Denkprozesse zum Tragen kommen, die in vergleichbarer Weise hinsichtlich der nicht zu veranschaulichenden Vernunftidee der Sittlichkeit eine grundlegende Rolle spielen, vermag das Schöne nicht nur das Gute zu symbolisieren, sondern auch auf die-ses einzustimmen. 4.) Das Erhabene: Angesichts sinnlich wahrgenommener, überdimensionierter oder übermächtig erscheinender Phänomene empfindet der Mensch zunächst aufgrund des Scheiterns der Einbildungskraft bezüglich dieser Phänomene Unlust, die sich dadurch in Lust wendet, dass sich das Subjekt der eigenen Befähigung als vernunftbegabtes Wesen, das sich über alle Sinnlichkeit erheben kann, bewusst wird. Nach Kant weist uns die ästhetische Erfahrung des Erhabenen auf die Erhabenheit des eigenen Geistes hin, was primär sittliche Bedeutung hat, insofern die Kernkompetenz der Vernunft den Zusammenhang von Moralität und Freiheit betrifft. Diese vier Momente der ästhetischen Urteilskraft belegen, dass das Erleben des Schönen für den Bezug zur Moralität Relevanz haben kann, womit aber weder inhaltliche Übereinstim-mungen noch ein wechselseitiges Bedingungsverhältnis ausgesagt sind. Ästhetischen Ge-schmack zu haben impliziert eine Konstellation der Vernunft und eine Geisteshaltung, die jener bezüglich des sittlich Guten verwandt ist. Dadurch ist ein Weg vom Schönen zum Guten möglich, was nicht zuletzt zu einem Überdenken der Positionierung des Schönen innerhalb einer Gesellschaft auffordert.
Abstract
(Englisch)
"From the beauty to the good" deals with possible connections between beauty and the good. It is primarily to demonstrate that employment with the beauty or the aesthetic judgments has implicitly a certain importance for the morality of man. Basic text of this work is the “Critique of Judgment” of Immanuel Kant, which refers explicitly to the relationship between the beauty and the good. In essence, it covers four moments that will be discussed with the involvement of selected secondary literature: 1.) The principle of expediency: Kant defines an object as beautiful, if its form is appropriate to our cognitive faculties. Because of the existence of beauty in nature man is pointed out that he can grasp the nature as if it were properly designed. This means in effect that nature is ready for the realization of human purposes, especially for those of morality, which due to the dividing line between theoretical and practical philosophy is not self-evident. 2.) The "common sense": Regarding the assessment of beauty Kant speaks of a sensus communis. The characteristic of the experience of beauty, free interplay of forces of knowledge and the resulting feeling of pleasure in principle belongs to every human being. An aesthetic judgment also requires an "enlarged mentality" (Kant): By refraining from private conditions the own judgment is compared with the thinking of other people, to make sure a certain generality. Both aspects can strengthen the cohesion of a community and therefore have moral relevance. 3.) The beauty as a symbol of the moral good: In thinking about beauty Kant discovers similar structures to that on morality. For both autonomy, universality, altruism, immediacy and freedom are crucial. In dealing with beauty thought processes are involved, which in a similar way play a fundamental role concerning the rational idea of morality. Therefore beauty can not only symbolize the good, but can also prepare for this. 4.) The sublime: Facing overwhelming phenomena man first feels pain because of the failure of the forces of knowledge. This pain turns into pleasure because the individual becomes aware of his own qualifications as a rational being who can rise above all the sensuous. According to Kant the aesthetic experience of the sublime draws attention to the grandeur of the own spirit, which has primary moral significance. These four moments of the aesthetic judgment validate that the experience of beauty may have relevance for the reference to morality. But that does not mean a mutual dependency. Having aesthetic taste implies a constellation of reason and an attitude that is near to the thinking about morality. This creates a path from the beauty to the good, not at least of which prompts a rethinking of the positioning of beauty within a society.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
aesthetics ethics Kant
Schlagwörter
(Deutsch)
Ästhetik Ethik Kant
Autor*innen
Reiner Reitinger
Haupttitel (Deutsch)
Vom Schönen zum Guten
Hauptuntertitel (Deutsch)
Untersuchungen anhand Kants Kritik der Urteilskraft
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
137 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Herta Nagl
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.38 Ethik ,
08 Philosophie > 08.41 Ästhetik
AC Nummer
AC08033593
Utheses ID
7212
Studienkennzahl
UA | 296 | | |
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