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Das Faktum des Pluralismus in der postsäkularen Gesellschaft
Erich Strießnig
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Herta Nagl-Docekal
DOI
10.25365/thesis.8008
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30371.58497.884362-4
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Lässt sich der Kampf der Kulturen noch vermeiden? Was wäre gegen die Ökonomisierung aller Lebensbereiche noch zu unternehmen? Gibt es unverbrauchte Formen des Lebens, die dem Verfall des normativen Bewusstseins und der gesellschaftlichen Solidarität in Zeiten der 'entgleisenden Modernisierung' noch etwas entgegenzusetzen haben? Diese Fragen stellt sich Jürgen Habermas und fordert, dass in all diesen Debatten der Öffentlichkeit noch nicht das letzte Wort gesprochen sein darf. Denn vor allem gilt es, einen bisher übersehenen player als Gegenüber auf Augenhöhe ernst zu nehmen und in den Diskurs einzubeziehen: Im Zuge seiner Argumentation für eine 'postsäkulare Gesellschaft', die sich an das Nebeneinander von 'säkularen' und 'religiösen Menschen' gewöhnt hat und in jenem 'Faktum des Pluralismus' nicht länger ein hinzunehmendes Übel, sondern ein wünschenswertes Indiz der Modernisierung des öffentlichen Bewusstseins sieht, spricht sich Habermas für eine Neuordnung im Verhältnis des liberalen Verfassungsstaates zu den Religionsgemeinschaften aus. Den großen Weltreligionen käme nicht nur eine Vermittlerrolle in interkulturellen Konflikten zu, in religiösen Sprachen hätte sich auch eine im nachmetaphysischen Denken abhanden gekommene Semantik erhalten, die das Ansprechen gesellschaftlicher Missstände ermöglicht, sofern die Übersetzung religiöser Sinngehalte in die Sprache einer allgemein zugänglichen Vernunft gelänge. Einwände gegen ein solches Vorhaben kommen aus dem politischen Liberalismus John Rawls', dem es sinnvoll erscheint, religiöse Haltungen in den jeweiligen background cultures zu belassen, weil in Bezug auf diese ohnehin keine Einigung zu erzielen sei, aber auch aus der Sprachphilosophie, wo man dem Habermas'schen 'Übersetzungsvorbehalt' eher skeptisch gegenübersteht, sowie dem Kommunitarismus Charles Taylors, der sich für eine grundsätzliche Redefinition des Begriffs der Säkularisierung einsetzt. Die Diplomarbeit sucht diese Debatte kritisch zu rekonstruieren.
Abstract
(Englisch)
Is it still possible to avoid the 'Clash of Civilizations'? What could be done against the economization of all areas of life? Are there any untainted forms of life that can be opposed to the decline of normative conscience and solidarity in times of a 'derailing modernization'? These are the questions of Jürgen Habermas who pleads for a continuation of the public discourse on these issues - all the more so since, in his eyes, one key player, namely religion, has not as yet been taken sufficiently seriously. Habermas argues in favor of a 'post-secular society' which has become accustomed to 'secular' and 'religious citizens' living side by side, and which views this 'fact of plurality' no longer reluctantly as something we just cannot avoid, but rather as a desirable indication of the modernization of public conscience. Thus Habermas suggests to re-think and re-organize the relationship between the liberal constitutional state and religious communities. According to Habermas, world religions can play a key role in mediating intercultural conflicts. Moreover, religious semantics also carry a potential to address social deficiencies - provided that this 'narrative' mode of expression can be translated into the commonly accessible language of reason. Objections against such plans originate, firstly, in John Rawls' political liberalism, according to which religious opinions are supposed to remain within their respective background cultures. Rawls contends that a public debate on religious views could never hope to reach consensus. Another source of scepticism with regard to Habermas' project is language philosophy, as it rejects his view that religion is 'the in-transparent other' of reason and, consequently, his suggestion to 'translate' religious narratives into the language of reason. Finally, there is the communitarian view voiced by Charles Taylor who pleads for a complete re-definition of secularism. The diploma thesis seeks to critically re-construct this debate.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Pluralism religion
Schlagwörter
(Deutsch)
Pluralismus Religion
Autor*innen
Erich Strießnig
Haupttitel (Deutsch)
Das Faktum des Pluralismus in der postsäkularen Gesellschaft
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
121 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Herta Nagl-Docekal
AC Nummer
AC08048358
Utheses ID
7216
Studienkennzahl
UA | 296 | | |