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"Selbst"-Repräsentationen in den Prologtexten des "Liber Scivias" und des "Hortus Deliciarum"
zum Verhältnis von Selbst, Gemeinschaft und Geschlecht in hochmittelalterlichen "Wissens"-Texten
Maria Mair
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Christina Lutter
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.8022
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29682.95500.440564-7
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Mitte der 1990er Jahre kritisierte Caroline Walker Bynum zum wiederholten Mal eine reduktionistische Darstellung mittelalterlicher Denkweisen und Vorstellungswelten, die sich ausschließlich auf dualistische, körperfeindliche und misogyne Diskurse beschränkt. Zwischenzeitlich sind zunehmend Bücher erschienen, die das Eingebundensein und die Partizipation von Frauen in der mittelalterlichen Kultur sichtbar machen. Dass ihre Stimmen lange „überhört“ wurden, hat, wie im Laufe der Arbeit immer wieder angesprochen wird, zum einen mit einer Forschungsperspektive zu tun, die sich auf den normativ-theoretischen Inhalt von Quellen konzentrierte, dabei aber die „Aneignung“ dieser Normen außer acht ließ. Zum anderen aber auch mit „modernen“ Vorstellungen, die für die Annäherung an mittelalterliche Quellen bestimmend werden konnten, wie es am Beispiel der Debatten um die „Entdeckung des Individuums“ im 12. Jahrhundert und im Zusammenhang mit der Frage um moderne und mittelalterliche Autorschaftskonzeptionen in den hier vorliegenden Ausführungen angesprochen wird. Vor allem für den monastischen Raum, für den lange Zeit eine frauenfeindliche Haltung in der Forschung konstatiert wurde, haben jüngere Forschungsarbeiten, wie die von Alison Beach, Fiona Griffiths, Christina Lutter und Constant Mews, die aktive Teilhabe von Frauen an den Reformbewegungen des 12. Jahrhunderts zeigen können: monastische Frauen schreiben und lesen, beten und pilgern, offenbaren und unterweisen. Hildegard von Bingen und Herrad von Hohenburg, deren „Selbst“-Repräsentationen sich diese Arbeit versucht anzunähern, sind insofern keine „Ausnahmeerscheinungen“. In einer vergleichenden Analyse zweier Fallbeispiele - zwei Prologtexte aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Hohenburg und der Prologtext des Liber Scivias der Hildegard von Bingen - versuche ich im Rahmen dieser Arbeit in einer textnahen Analyse möglichen „Selbst“-Repräsentationen der beiden Frauen nachzugehen, wobei ein besonderes Augenmerk auf das „Spannungsverhältnis“ zwischen „Selbst“ und „Gemeinschaft“ liegen wird. In einem zweiten Schritt frage ich dann nach den diskursiven Bedingungen ihrer Materialisierungen hinsichtlich der Analyse- und Ordnungskategorie „Geschlecht“. Wie die textnahe Analyse zeigt, repräsentieren sich die beiden Frauen in erster Linie als wissende, beziehungsweise göttliche Weisheit erkennende/wahrnehmende religiöse „Expertinnen“, die sich durch eine starke Gottesnähe auszeichnen. Hingegen erfährt das „Selbst“ in den Prologtexten nirgends eine explizit geschlechtliche Markierung. „Geschlecht“ scheint in den Quellen also auf den ersten Blick keine Rolle zu spielen. Wenn aber davon ausgegangen wird, dass „Subjekte“ nicht außerhalb von Diskursen stehen, sondern, wie von Michel Foucault und Judith Butler vorgeschlagen, als Bedingungen für deren Produktion und Intelligibilität gedacht werden, könnte sich die Frage nach den diskursiven Bedingungen der Selbstrepräsentationen der beiden Frauen hinsichtlich der Kategorie Geschlecht lohnen: Mich interessiert, ob und wo mögliche Zusammenhänge zwischen Repräsentationspraxis und Geschlechterordnungen rekonstruiert werden können.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Repräsentationen diskursive Bedingungen Selbst Gemeinschaft Geschlecht Wissen monastische Reformbewegungen Entdeckung des Individuums
Autor*innen
Maria Mair
Haupttitel (Deutsch)
"Selbst"-Repräsentationen in den Prologtexten des "Liber Scivias" und des "Hortus Deliciarum"
Hauptuntertitel (Deutsch)
zum Verhältnis von Selbst, Gemeinschaft und Geschlecht in hochmittelalterlichen "Wissens"-Texten
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
91 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Christina Lutter
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.03 Theorie und Methoden der Geschichtswissenschaft ,
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
15 Geschichte > 15.33 Hoch- und Spätmittelalter
AC Nummer
AC08107255
Utheses ID
7230
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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