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Die Rückkehr der Syphilis in Österreich
ein Rückblick auf 100 Jahre Syphilis von 1921 bis 2021 und ein epidemiologischer Report über die aktuelle Syphilis-Lage in Österreich
Julia Kasimir
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Lebenswissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Evolutionäre Anthropologie
Betreuer*in
Sylvia Kirchengast
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.76507
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-28004.23872.369837-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Syphilis ist eine der ältesten anerkannten sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten, welche Europa Jahrhunderte lang plagte. Mit der Entdeckung des Penicillins erreichte Syphilis nach dem Zweiten Weltkrieg einen Tiefstand und verblasste regelrecht neben dem bis dato nicht behandelbaren Erreger HIV und dessen Endstadium AIDS. Aktuelle epidemiologische Entwicklungen zeigten für Europa jedoch einen extremen Anstieg der Fallzahlen. Dieser ist schwer nachvollziehbar, da Syphilis auf Grund kostengünstiger und wirksamer Therapien theoretisch eliminiert werden könnte. In Österreich besteht für Syphilis eine beschränkte Meldepflicht, wodurch die Datenlage unvollständig ist und keine offiziellen Fallzahlen existieren. Dennoch wurden Fälle für Österreich bis 2019 und für Wien bis 2021 dokumentiert. Diese Arbeit präsentiert einen epidemiologischen Bericht über die Syphilis- Situation von 1921-2021 in Österreich und setzt sich mit folgenden Forschungsfragen auseinander: 1. Wie war die Syphilis-Situation in Österreich vor der Erfindung des Penicillins? 2. Wie war die Syphilis-Situation in Österreich, als Penicillin schon verfügbar war? Gab es hier Unterschiede im Gender bei Syphilis-Fällen? 3. Wie war die Syphilis-Situation in Österreich, als HIV und dessen Endstadium AIDS noch nicht behandelbar waren? 4. Wie war und ist die Syphilis-Situation in Österreich, in der HIV und dessen Endstadium AIDS behandelbar sind? 5. Was lässt sich aufgrund der jüngsten Daten über die aktuelle Syphilis-Situation in Wien sagen? Gibt es einen Unterschied im Gender bei Syphilis-Fällen? 6. Lässt sich in Österreich ein ebenso dramatischer Anstieg an Syphilis-Zahlen verzeichnen, wie für Europa berichtet wird? Wenn ja, was könnten Gründe dafür sein und wie könnte man versuchen, die Ausbreitung der Geschlechtskrankheit zu verhindern? Informationen über Syphilis-Fälle von 1921-2019 in Österreich wurden aus unterschiedlichen Ausgaben statistischer Jahrbücher und Berichte entnommen. Es gab uneinheitliche Angaben zu Syphilis-Fällen in Bezug auf Gender, Todesfälle und Bundesländer. Syphilis-Fälle getrennt nach Gender für die Jahre 1998-2021 hat der Gesundheitsdienst der Stadt Wien zur Verfügung gestellt. Die höchsten Inzidenzraten für Syphilis ließen sich in den 20er Jahren verzeichnen. Ab dem Jahr 1953 nahm die Zahl der Syphilis-Fälle kontinuierlich ab, bis sie 1993 einen Tiefpunkt erreichte. Seitdem steigen die Meldungen wieder an, mit Höchstwerten von sieben Fällen pro 100.000 Einwohner*innen in den Jahren 2009 und 2018. Das waren die höchsten Inzidenzraten für Syphilis seit 1975. Damit war eine enorme Zunahme an Syphilis-Fällen in Österreich zu beobachten, so wie es auch für Europa verzeichnet wurde. Dabei wurde für Wien ein Genderunterschied festgestellt, der zeigte: Männer sind bis zu acht-Mal häufiger von Syphilis betroffen als Frauen und tragen damit den größten Anteil zu den hohen Raten bei. Die Literatur suggerierte, dass vor allem Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), für die steigenden Zahlen in der männlichen Population verantwortlich sind, da sich die Risikobereitschaft für ungeschützten Geschlechtsverkehr durch die Einnahme des vor HIV schützenden Medikaments Präexpositionsprophylaxe (PrEP) erhöht. Regelmäßige Syphilis- Screenings und -Behandlungen sind, wenn kombiniert mit konsistentem Kondomgebrauch und Partner*innennotifizierung gekoppelt, besonders effektiv. Um den Syphilis-Trend in der Risikogruppe MSM umzukehren, muss zusätzlich strikt gegen Diskriminierung und Stigmatisierung sexueller Minderheiten vorgegangen werden.
Abstract
(Englisch)
Syphilis is one of the oldest recognized sexually transmitted infectious diseases that plagued Europe for centuries. With the discovery of penicillin, syphilis reached a low point after the Second World War and almost got irrelevant alongside the previously untreatable pathogen HIV and its final stage AIDS. However, recent epidemiological developments have shown an extreme increase in the number of cases in Europe. This is difficult to understand, as syphilis could theoretically be eliminated thanks to inexpensive and effective therapies. In Austria, there is a limited reporting obligation for syphilis, which means that the data situation is incomplete and no official case numbers exist. Nevertheless, cases were documented for Austria until 2019 and for Vienna until 2021. This thesis presents an epidemiological report on the syphilis situation from 1921-2021 in Austria and addresses the following research questions: 1. What was the syphilis situation in Austria before the invention of penicillin? 2. What was the syphilis situation in Austria like when penicillin was already available? Was there a gender difference in syphilis cases? 3. What was the syphilis situation like in Austria when HIV and its final stage AIDS were not yet treatable? 4. What was and is the syphilis situation in Austria when HIV and its final stage AIDS are treatable? 5. What can be said about the current syphilis situation in Vienna based on the latest data? Is there a gender difference in syphilis cases? 6. Is there an equally dramatic increase in the number of syphilis cases in Austria as is reported for Europe? If so, what could be the reasons for this and how could attempts be made to prevent the spread of the sexually transmitted disease? Information on syphilis cases from 1921-2019 in Austria was extracted from various issues of statistical yearbooks and reports. There was inconsistent data on syphilis cases in terms of gender, deaths and provinces. Syphilis cases according to gender for the years 1998-2021 were provided by the Vienna Health Service. The highest incidence rates for syphilis were recorded in the 1920s. From 1953, the number of syphilis cases fell continuously until it reached a low point in 1993. Since then, reports have been rising again, with peaks of seven cases per 100.000 residents in 2009 and 2018. These were the highest incidence rates for syphilis since 1975, which means that an enormous increase in syphilis cases was observed in Austria as was recorded for Europe. A gender difference was found for Vienna, which showed that men are affected by syphilis up to eight times more frequently than women and thus contribute the largest share to the high rates. The literature suggested that men who have sex with men (MSM) are primarily responsible for the rising numbers in the male population, as the risk of unprotected sex is increased by taking the HIV-protective drug pre-exposure prophylaxis (PrEP). Regular syphilis screening and treatment are particularly effective when combined with consistent condom use and partner notification. To reverse the syphilis trend in the MSM risk group, strict action must also be taken against discrimination and stigmatization of sexual minorities.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Syphilis in Österreich Epidemiologischer Bericht MSM PrEP
Schlagwörter
(Englisch)
Syphilis in Austria Epidemiological Report MSM PrEP
Autor*innen
Julia Kasimir
Haupttitel (Deutsch)
Die Rückkehr der Syphilis in Österreich
Hauptuntertitel (Deutsch)
ein Rückblick auf 100 Jahre Syphilis von 1921 bis 2021 und ein epidemiologischer Report über die aktuelle Syphilis-Lage in Österreich
Paralleltitel (Englisch)
The return of syphilis in Austria
Paralleluntertitel (Englisch)
a review of 100 years of syphilis from 1921 to 2021 and an epidemiological report on the current syphilis situation in Austria
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
72 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Sylvia Kirchengast
Klassifikation
44 Medizin > 44.14 Gesundheitsvorsorge
AC Nummer
AC17284920
Utheses ID
72509
Studienkennzahl
UA | 066 | 827 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1