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Das traumatisierte Subjekt und seine Artikulationsmöglichkeiten in Erzählungen des posttraumatischen Wachstums
Sebastian Seipel
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Psychologie
Betreuer*in
Thomas Slunecko
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.76482
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-28013.19134.988088-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Konzepte der Resilienz und des posttraumatischen Wachstums wurden bereits vielfach aus theoretischer Perspektive kritisiert. Weniger häufig wurden solche Kritiken empirisch eingeholt. Die vorliegende Arbeit fragt danach, wie Individuen sich mit solchen Konzepten identifizieren und inwiefern dabei die Artikulation von traumatischen Erfahrungen möglich wird. Zu diesem Zweck wurde eine biographisch-narrative Selbstdarstellung posttraumatischer Ermächtigung dekonstruiert. Um die Erzählung eines individuell ermächtigten Selbst zu kontrastieren, wurden außerdem damalige Trauma- und Empowermentprozesse mit Blick auf ihre soziale und diskursive Verhaftung rekonstruiert. Zur Kontextualisierung dieses Vorhabens wurden historische Diskurse zu Traumatisierung, PTBS und Resilienz kritisch beleuchtet, während das posttraumatische Wachstum als gesellschaftlich erwünschte, narrative Schablone zur Verarbeitung und Verwertung traumatischer Erfahrungen analysiert wird. Theoretisch wurde eine Verbindung von Diskurstheorie und Biographieforschung angestrebt, die methodisch durch eine intersektionale Positionierungsanalyse umgesetzt wurde. Die Auswertung zeigt, wie Trauma- und Ermächtigungsprozesse komplex verknüpft sind. Die Artikulation des Traumas als etwas zugleich persönlich-partikulares und politisch-soziales wurde als maßgeblich für die Mobilisierung sozialer Unterstützung und darauf aufbauender Ermächtigung identifiziert. In der Gegenwart ermöglicht die Erzählung des posttraumatischen Wachstums die Transformation des kranken und machtlosen Selbst, indem das Trauma zur Quelle der aktuellen Stärke und Resilienz erklärt wird. Das Trauma wird durch den positiven Zusammenhang hörbar und sinnvoll gemacht, während Stigmatisierung (scheinbar) vermieden wird. Kritisch daran zu sehen ist, dass die damalige soziale Verurteilung und Abwertung des handlungsunfähigen, traumatisierten Ichs eigentlich implizit reproduziert wird, während das resiliente/posttraumatisch gewachsene Selbst zum Teil das Produkt einer Anpassung an bestehende und an der Traumatisierung beteiligte Machtstrukturen darstellt.
Abstract
(Englisch)
The concepts of resilience and post-traumatic growth have been frequently criticized from a theoretical perspective. Empirical critiques of these concepts are less common. This study investigates how individuals identify with such concepts and to what extent the articulation of traumatic experiences becomes possible in the process. For this purpose, a biographical, narrative self-representation of post-traumatic empowerment was deconstructed. Additionally, to contrast the narrative of an individually empowered self, past trauma and empowerment processes were reconstructed with a focus on their social and discursive embeddedness. To contextualize this endeavor, historical discourses on trauma, PTSD, and resilience are critically examined, while post-traumatic growth is analyzed as a socially desirable narrative template for processing and utilizing traumatic experiences. Theoretically, a connection between discourse theory and biographical research was sought, which was methodologically implemented through an intersectional positioning analysis. The evaluation shows how trauma and empowerment processes are complexly intertwined. The articulation of trauma as something simultaneously personal, particular, and sociopolitical was identified as crucial for mobilizing social support and subsequent empowerment. In the present, the narrative of post-traumatic growth enables the transformation of the sick and powerless self by framing trauma as the source of current strength and resilience. Trauma is made audible and intelligible through this positive connection, while stigma is (seemingly) avoided. However, it is critical to note that the past social condemnation and devaluation of the powerless, traumatized self are implicitly reproduced, while the resilient/post-traumatically grown self is partially the product of adaptation to existing power structures that were also involved in the original trauma.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Posttraumatisches Wachstum Trauma Resilienz Entmachtung Pathologisierung Stigmatisierung Positive Psychologie Kritisch-reflexive Biographieforschung Diskursanalyse Subjektivierung Michel Foucault Judith Butler Kulturpsychologie Kritische Psychologie
Schlagwörter
(Englisch)
Post-traumatic Growth Trauma Resilience Disempowerment Pathologization Stigmatization Positive Psychology Critical-reflexive biographical research Discourse Analysis Subjectification Michel Foucault Judith Butler Cultural Psychology Critical Psychology
Autor*innen
Sebastian Seipel
Haupttitel (Deutsch)
Das traumatisierte Subjekt und seine Artikulationsmöglichkeiten in Erzählungen des posttraumatischen Wachstums
Paralleltitel (Englisch)
The traumatized subject and its possibilities of articulation in narratives of post-traumatic growth
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
203 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Thomas Slunecko
Klassifikation
77 Psychologie > 77.24 Kritische Psychologie
AC Nummer
AC17277497
Utheses ID
72513
Studienkennzahl
UA | 066 | 840 | |
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