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Postvernacular Judeo-Spanish in Istanbul
dynamics, attitudes, values
Ioana Aminian Jazi
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium der Philosophie Romanistik
Betreuer*innen
Eva-Maria Remberger ,
Thede Kahl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.77255
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30613.43447.667918-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Dissertation untersucht das Zusammenspiel von Sprachideologien, Einstellungen und Sprachpraktiken in der Gestaltung der Rolle des postvernakulären Judenspanisch unter den Sepharden in Istanbul. Die Dissertation beleuchtet den Einfluss ideologischer Umbrüche seit der Gründung der Türkischen Republik, wie antiminoritäre Rhetorik, Antisemitismus, Antizionismus und den symbolischen Status der Sepharden als repräsentative Minderheit seit den 1990er Jahren. Zwei zentrale ideologische Strömungen – die Rhetorik des Sprachpurismus und die Kultur der Angst – erweisen sich dabei als besonders prägend. Angst wird als generationsübergreifendes Bindeglied identifiziert, das auf das historische Trauma der Vertreibung und die wiederkehrende antisemitische sowie antiminoritäre Stimmung zurückgeht. Diese Kultur der Angst liefert eine aufschlussreiche Perspektive in der Interpretation der Entwicklung des Judenspanischen unten den Sepharden in Istanbul und ermöglicht die Formulierung eines Modells, das Ideologie, Einstellungen und Sprachpraktiken kausal miteinander verknüpft. Die Studie basiert auf einem multidimensionalen methodologischen Ansatz, der die Grounded Theory Methodology (GTM) auf der deskriptiven Ebene mit Ansätzen der Sprach- und Identitätsforschung auf der interpretativen Ebene verknüpft. Im Zeitraum von 2013 bis 2017 wurden qualitative Daten aus 60 Interviews mit drei Generationen unterschiedlicher Sprachprofile in Istanbul erhoben. Mittels eines semiotischen Modells wurde analysiert, wie und warum Praxis, Performance, Indexikalität und Ideologie in der Gestaltung sefardischer Identität durch Sprache interagieren. Die Ergebnisse zeigen den nachhaltigen Einfluss traumatischer Spracherfahrungen auf Einstellungen und Praktiken. Die Generationen nutzen unterschiedliche „Taktiken der Intersubjektivität“, um mit vererbten Traumata und gesellschaftlichem Wandel umzugehen. Mehrsprachigkeit wird als zentraler Element identifiziert, der die Anpassungsfähigkeit der Gemeinschaft und die sich wandelnden Sprachpraktiken im historischen Kontext widerspiegelt. Diese Forschung liefert wertvolle Einblicke in das Verhältnis von Sprachwandel und Identifikationsprozessen im postvernakulären Kontext. Sie zeigt, dass Judenspanisch, obwohl es nicht mehr als Alltagssprache fungiert, weiterhin ein bedeutendes kulturelles Symbol und ein Instrument zur Identitätsaushandlung unterschiedlicher Generationen bleibt. Über rhetorische Erbzonen werden intergenerationale Verbindungen geschaffen, die ein Gefühl der Verwurzelung im Übergang zu neuen sprachlichen Praktiken ermöglichen.
Abstract
(Englisch)
This dissertation examines the interplay of language ideologies, attitudes, and practices in shaping the role of postvernacular Judeo-Spanish. Using a semiotic framework, this study investigates how and why practice, performance, indexicality, and ideology interrelate to shape Sephardic identity through language. The dissertation investigates the impact of ideological shifts following the creation of the Turkish Republic — such as anti-minority rhetoric, antisemitism, anti-Zionism, and the symbolic minority status of Turkey since 1990 — on the evolving status and role of Judeo-Spanish within the community. Two key ideological trends are shown to have been instrumental in this change: the rhetoric of language purism and the culture of fear. Fear is identified as a ‘connecting’ element across generations, rooted in both the historical trauma of expulsion and the periodic resurgence of antisemitic and anti-minority sentiment. The culture of fear provides a compelling lens through which the evolution of Judeo-Spanish can be understood, enabling the development of a causal model that interlinks ideology, attitudes, and practices. The study uses a multi-dimensional methodological framework, combining Grounded Theory Methodology (GTM) on the descriptive level and Language and Identity research on the interpretative level. It draws on qualitative data from 60 interviews with members of three generations of Sephardim with varying language profiles conducted between 2013 and 2017. The findings emphasize the enduring influence of traumatic language experiences on attitudes and practices, demonstrating how different generations use distinct ‘tactics of intersubjectivity’ to navigate inherited traumas and societal shifts. Additionally, they highlight the pivotal role of postvernacular Judeo-Spanish in preserving Sephardic distinctiveness across generations. Multilingualism is identified as a core value, reflecting the community’s adaptability and evolving language practices across different historical contexts. Ultimately, this research contributes to a broader understanding of the relationship between language shift and identification processes in a postvernacular context. It demonstrates that while Judeo-Spanish may no longer be a daily vernacular, it remains a crucial cultural symbol and tool for negotiating identity across generations. Moreover, postvernacular Judeo-Spanish ensures a sense of intergenerational connection through rhetorical legacy zones in which individuals feel rooted in the process of transitioning to new linguistic practices.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Sepharden Judenspanisch Postvernakularität Sprache und Trauma Sprachideologien Spracheinstellungen Sprachpraktiken Sprache und Identität Sprachwandel Ladino
Schlagwörter
(Englisch)
Sephardim Judeo-Spanish Ladino postvernacular language and trauma language ideologies language attitudes language practices language and identity
Autor*innen
Ioana Aminian Jazi
Haupttitel (Englisch)
Postvernacular Judeo-Spanish in Istanbul
Hauptuntertitel (Englisch)
dynamics, attitudes, values
Paralleltitel (Deutsch)
Postvernakuläres Judenspanisch in Istanbul
Paralleluntertitel (Deutsch)
Dynamiken, Einstellungen, Werte
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
xviii, 369 Seiten : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Lenore Grenoble ,
Bryan Kirschen
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.20 Soziolinguistik. Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.22 Sprachlenkung. Sprachpolitik
AC Nummer
AC17388393
Utheses ID
72975
Studienkennzahl
UA | 792 | 236 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1