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Zur kollektiven Konstruktion des Erklärens im Fremdsprachenunterricht
eine interaktionale Diskursanalyse aus ethnografischer Perspektive
Laura Levstock
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Angewandte Linguistik
Betreuer*in
Martin Reisigl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.76814
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-10011.55516.916344-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der Fokus dieser Masterarbeit liegt auf der kollektiven Konstruktion von Erklärungen im Fremdsprachenunterricht in einer Wiener Mittelschulklasse. Erklären ist eine Praxis, die für den Unterrichtsalltag von zentraler Relevanz ist. Grundsätzlich dient Erklären dem Zweck, Wissensasymmetrien aufzulösen oder Wissen zu demonstrieren. Im Unterricht dient Erklären aber auch der Überprüfung von Wissen (vgl. Morek, Heller & Quasthoff 2017). Erklärungen konzipiere ich als diskursive Praktiken. Diskursive Praktiken sehe ich angelehnt an Quasthoff, Heller & Morek (2021c) als kollektiv entwickelte Standardlösungen für gewisse kommunikative Bedarfe oder Herausforderungen. Aus der Perspektive der interaktionalen Diskursanalyse werden diskursive Praktiken interaktiv hervorgebracht und von verschiedenen Diskursgemeinschaften unterschiedlich realisiert. Das heißt, dass Erklärungen in der einen Klasse von Erklärungen in einer anderen Klasse abweichen können. Diskursive Praktiken können also an die spezifischen Bedürfnisse und Ressourcen einer Diskursgemeinschaft angepasst werden. Ziel dieser Masterarbeit ist das Erarbeiten der diskursiven Praktiken einer Mittelschulklasse, die eigene Formen des Erklärens kollektiv konstruiert. Um zu analysieren, wie eine Mittelschulklasse ihre Erklärungen im Fremdsprachenunterricht realisiert, führe ich eine interaktionale Diskursanalyse durch und nehme eine ethnografische Perspektive ein. Die interaktionale Diskursanalyse ist eine Spielart der Gesprächsanalyse, durch die globale Gesprächseinheiten untersucht werden können (vgl. Quasthoff, Heller & Morek 2021a). Das Material, das ich analysiere, besteht aus 14 Erklärsequenzen aus dem Englischunterricht der Klasse. Ich durfte die Klasse für einige Wochen begleiten und dabei den Englischunterricht aufzeichnen. Aus meiner Zeit in der Schule habe ich Audioaufnahmen, Feldnotizen, Reflexionen, Unterrichtsmaterial und Fotos mitgenommen. Die Analyse zeigt, dass die Klasse ihre eigenen Praktiken in Bezug auf ihre Erklärmuster etabliert hat. Diese Praktiken hängen mit den spezifischen Ressourcen der Klasse stark zusammen. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Muster der Erklärungen trotz ihrer Variabilität nur bedingt flexibel sind. Das liegt daran, dass es sich bei Unterrichtskommunikation um eine Form von institutioneller Kommunikation handelt. Unterrichtskommunikation unterliegt einem eigenen Sprachregime, das in diesem Fall stark von einem monolingualen Habitus geprägt ist, der die Erklärmuster der Klasse bestimmt. Die Erkenntnisse dieser Arbeit demonstrieren das Spannungsfeld zwischen institutioneller Festigkeit und individueller Anpassung, womit die Komplexität und Vielschichtigkeit von Unterrichtskommunikation deutlich wird.
Abstract
(Englisch)
The focus of this master’s thesis is on the collective construction of explanations in a Viennese middle school foreign language class. Explaining is a practice that is of central relevance in teaching situations. In general, explaining serves the purpose of resolving knowledge asymmetries or demonstrating knowledge. In the classroom, explaining also serves to verify knowledge (cf. Morek, Heller & Quasthoff 2017). I conceptualise explanations as discursive practices. Based on Quasthoff, Heller & Morek (2021c), I see discursive practices as collectively developed standard solutions for certain communicative needs and challenges. From an interactional discourse analysis perspective, discourse practices are based on the interactive production of recurring patterns, which are realized differently in different discourse communities. This means that explanations in one class may differ from explanations in another class. Discursive practices can therefore be adapted to the specific needs and resources of a discourse community. The aim of this master’s thesis is to analyse the discursive practices of a middle school class that collectively constructs its own forms of explanation. In order to analyse how a middle school class realises its explanations adapted to its specific resources and needs in the foreign language classroom, I conduct an interactional discourse analysis, adopting an ethnographic perspective. Interactional discourse analysis is a type of conversation analysis that can be used to analyse global units of conversation (cf. Quasthoff, Heller & Morek 2021a). The material I am analysing consists of 14 explanation sequences from the class’s English lessons. I was allowed to accompany the class for a few weeks and record the entire English lesson. During my time at the school, I collected data in the form of audio recordings, field notes, reflections, teaching materials and photos. The analysis shows that the class has established its own practices in terms of its explanatory patterns. These practices are strongly related to the specific resources of the class. At the same time, it becomes clear that despite their variability, the patterns of explanations are only flexible to a limited extent. This is due to the fact that classroom communication is a form of institutional communication. Classroom communication is subject to its own language regime, which in this case is strongly characterised by a monolingual habitus that determines the explanatory patterns of the class. The findings of this study demonstrate the tension between institutional rigour and individual adaptation, thus highlighting the complexity and multi-layered nature of classroom communication.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Diskursive Praktiken Erklären Fremdsprachenunterricht Ethnografie interaktionale Diskursanalyse Diskursgemeinschaft institutionelle Kommunikation Unterrichtskommunikation Gesprächsanalyse kommunikative Gattungen Angewandte Sprachwissenschaft Soziolinguistik
Schlagwörter
(Englisch)
discursive practices ethnography conversation analysis classroom interaction discourse community interactional discourse analysis foreign language learning foreign language teaching explanations linguistic ethnography applied linguistics
Autor*innen
Laura Levstock
Haupttitel (Deutsch)
Zur kollektiven Konstruktion des Erklärens im Fremdsprachenunterricht
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine interaktionale Diskursanalyse aus ethnografischer Perspektive
Paralleltitel (Englisch)
On the collective construction of explanations in foreign language teaching
Paralleluntertitel (Englisch)
an interactional discourse analysis from an ethnographic perspective
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
193 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Martin Reisigl
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.20 Soziolinguistik. Allgemeines
AC Nummer
AC17341828
Utheses ID
72997
Studienkennzahl
UA | 066 | 899 | |
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