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Reinigung auf Abruf
Arbeitsbedingungen von Frauen in der plattformvermittelten Reinigungsarbeit in Wien
Laura Wagner
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Soziologie
Betreuer*in
Jörg Flecker
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.77296
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-18714.51328.562292-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Studie untersucht die Arbeitsbedingungen von Frauen, die über digitale Plattformen Reinigungsdienste in privaten Haushalten anbieten. Basierend auf der Labour Process Theory nach Braverman und der Total Social Organisation of Labour nach Glucksmann wird analysiert, wie Plattformarbeit die bestehende Informalität im Reinigungssektor verstärkt und zu prekären Arbeitsverhältnissen sowie struktureller Ausbeutung von (insbesondere migrantischen) Frauen führt. Diese Analyse stützt sich auf zehn problemzentrierte Interviews mit Plattformarbeiterinnen sowie vier Expert:inneninterviews. Dabei werden die Dynamiken untersucht, die zu multipler Prekarität in diesem Niedriglohnsegment führen. Die Arbeitsrealität der befragten Hausarbeiterinnen zeichnet sich durch eingeschränkte Autonomie, unregelmäßige Arbeitszeiten, mangelnde vertragliche Absicherung, Lohndumping sowie physische und psychische Belastungen aus. Ein zentrales Merkmal ist die Kontrolle durch das Bewertungssystem der Kund:innen, die anstelle der in der Gig Economy üblichen algorithmischen Überwachung tritt und die Selbstbestimmung der Arbeiterinnen stark einschränkt. Die interviewten Plattformarbeiterinnen erleben eine ambivalente Autonomie: Zwar schätzen sie die theoretisch gebotene Flexibilität, doch in der Praxis führt die faktische Vorgabe der Arbeitszeiten durch die Kund:innen zu einer Illusion von Selbstbestimmung. Machtasymmetrien zugunsten der Kund:innen sowie fehlende soziale Absicherung und Schutzmechanismen verstärken die Prekarisierung. Frauen, insbesondere Migrantinnen, sind zudem von Mehrfachdiskriminierung und sexuellen Übergriffen betroffen. Im Rahmen dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, dass Plattformarbeit bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern sowie Geschlechter-, Rassen- und Klassenhierarchien potenziell verschärft. Dabei werden Migrantinnen als flexible und austauschbare Arbeitskräfte instrumentalisiert, wodurch ihre Marginalisierung weiter verstärkt wird. Plattformunternehmen nutzen dabei die Krise der sozialen Reproduktion, um neue Marktchancen in einem weitgehend unregulierten Umfeld zu erschließen, was vor allem Migrantinnen benachteiligt.
Abstract
(Englisch)
This study analyses the working conditions of women who offer cleaning services in private households via digital platforms. Based on Braverman's Labour Process Theory and Glucksmann's Total Social Organisation of Labour, it analyses how platform work reinforces the existing informality in the cleaning sector and leads to precarious working conditions and structural exploitation of (especially migrant) women. This analysis is based on ten problem-centered interviews with female platform workers and four expert interviews. It analyses the dynamics that lead to multiple precariousness in this low-wage segment. The working reality of domestic workers is characterised by limited autonomy, irregular working hours, a lack of contractual security, wage dumping and physical and psychological stress. A central feature is the control exercised by the customer rating system, which replaces the usual algorithmic management in the gig economy and severely restricts workers' self-determination. The platform workers interviewed experience an ambivalent autonomy: although they appreciate the flexibility offered in theory, in practice, the customer leads to an illusion of self-determination. Power asymmetries in favour of customers and a lack of social security and protection mechanisms reinforce precarisation. Women, especially migrant women, are also affected by multiple discrimination and sexual assault. This thesis aims to show that platform work potentially exacerbates existing gender inequalities as well as gender, racial and class hierarchies. Migrant women are instrumentalised as flexible and interchangeable workers, which further reinforces their marginalisation. Platform companies are using the crisis of social reproduction to open new market opportunities in a largely unregulated environment, which puts migrant women at a disadvantage.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Plattformarbeit Plattformökonomie Gig Work Reinigungsarbeit algorithmisches Management migrantische Arbeit segmentierte Arbeitsmärkte soziale Ungleichheit multiple Prekarität Feminisierung und Migrantisierung des Arbeitsmarktes Managementkontrolle Digitalisierung Arbeitsorganisation Informelle Beschäftigung Digitaler Taylorismus Mehrfachdiskriminierung Soziale Reproduktion
Schlagwörter
(Englisch)
platform work cleaning sector multiple precarity digital Taylorism digital control algorithmic management Managementcontrol labourmarket segmentation gig economy social reproduction
Autor*innen
Laura Wagner
Haupttitel (Deutsch)
Reinigung auf Abruf
Hauptuntertitel (Deutsch)
Arbeitsbedingungen von Frauen in der plattformvermittelten Reinigungsarbeit in Wien
Paralleltitel (Englisch)
Cleaning on demand
Paralleluntertitel (Englisch)
working conditions of women in platform-based cleaning work in Vienna
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
137 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Jörg Flecker
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
71 Soziologie > 71.43 Technologische Faktoren ,
71 Soziologie > 71.61 Diskriminierung
AC Nummer
AC17393253
Utheses ID
73178
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1