Detailansicht

Proletarisches Fernsehen in Wien
historische Transformationsprozesse in den ORF-Serien "Ein echter Wiener geht nicht unter" und "Kaisermühlen Blues"
Florian Wagner
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Interdisziplinäres Masterstudium Zeitgeschichte und Medien
Betreuer*in
Renée Winter
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.77361
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-21342.56687.482261-0
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Gegenstand der vorliegenden Masterarbeit sind die ORF-Serien Ein echter Wiener geht nicht unter (1975–1979), Kaisermühlen Blues (1992–2000) sowie die Kinofilme Echte Wiener – Die Sackbauer-Saga (2008) sowie Echte Wiener 2 – Die Deppat’n und die Gspritzt’n (2010). Ideologiekritisch wird gefragt, wie sich historische Transformationsprozesse im Untersuchungsmaterial niederschlagen. Als formaler Bezugsrahmen und inhaltliches Referenzmaterial werden drei Filme des Proletarischen Kinos der Zwischenkriegszeit herangezogen: Das Notizbuch des Mr. Pim (1930), Niemandsland (1931) und Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt? (1932). Untersucht wird zunächst die ökonomische Transformation mit besonderem Augenmerk auf die Veränderung der Arbeitswelt sowie der Verhandlung von Wohnungsnot und Wohnformen. Gefragt wird auch danach, wie die Serienfiguren Krisen wahrnehmen und zwar sowohl in ökonomischer Hinsicht als auch in einem weiteren Sinn als Repräsentations- sowie individuelle psychische Krisen. Eine These der Arbeit lautet, dass in den Serien und Kinofilmen trotz aller Krisenhaftigkeit teils unrealistische Aufstiegsversprechen gegeben werden – etwa in Form unerwarteter Erbschaften. Die Transformation der Geschlechterverhältnisse wird u. a. anhand der Darstellung von Haushaltsorganisation sowie der Diskussionen um Frauenerwerbsarbeit untersucht. Ambivalent ist die Darstellung geschlechtsspezifischer Gewalt, die in Ein echter Wiener geht nicht unter von Anfang an präsent und im Kaisermühlen Blues verstärkt kritisch verhandelt wird. Das Thema Abtreibung wird in mehreren Folgen von Ein echter Wiener geht nicht unter im Kontext der damals gerade erst beschlossenen Fristenlösung aufgegriffen. Zwei Hauptfiguren des Kaisermühlen Blues entscheiden sich für einen Schwangerschaftsabbruch: Claudia Gneisser aufgrund der Lebensumstände und Ines Schimek nachdem sie vergewaltigt wurde. Untersucht wird auch, inwiefern einzelne Serienfiguren Feminismus als politische Identität aktiv aufgreifen oder ihr Handeln als feministische Praxis gedeutet werden kann. Ein weiteres Kapitel untersucht, inwiefern sich die migrantische Repräsentation im Untersuchungsmaterial zwischen 1975 und 2010 verändert hat. Quantitativ ist eine Zunahme migrantischer und nicht-weißer Serienfiguren festzustellen, die aber zumeist nur in kleinen Nebenrollen auftreten. In beiden Serien ist eine starke Funktionalisierung beobachtbar. Ihre Präsenz dient oft lediglich dazu, die Handlung der mehrheitsösterreichischen Figuren voranzutreiben oder diesen eine Gelegenheit zu geben, sich rassistisch oder rassismuskritisch zu äußern. Insbesondere im Kaisermühlen Blues fällt auf, dass das Ende von Liebesbeziehungen zwischen Österreicher*innen und Migrant*innen mehrfach dazu genutzt wurde, die migrantische Figur aus der Serie herauszuschreiben. Untersucht werden die antirassistischen Strategien der Serien sowie Kinofilme u. a. dahingehend, ob es sich um moralischen oder politischen Antirassismus handelt. Tatsächlich lassen sich auch Beispiele für politischen Antirassismus finden, der Rassismus nicht nur bei der FPÖ, sondern auch bei Mandatsträger*innen anderer Parteien sowie staatlichen Organisation, insbesondere der Polizei, thematisiert. Nur punktuell kommt der Nationalsozialismus in Ein echter Wiener geht nicht unter zur Sprache. Sowohl Mundl Sackbauer als auch Franz Werner kämpften in unterschiedlichen Wehrformationen auf Seiten der Nazis. In der Romanvorlage Salz der Erde wird Schani Sackbauers Vergangenheit als NS-Kriegsverbrecher behandelt, in der Serie kommt sie nicht vor. Im Kaisermühlen Blues schlägt sich die zeitgenössische Abkehr von der Opferthese nieder und punktuell werden NS-Kontinuitäten thematisiert. Nur in Gastrollen treten Überlebende nationalsozialistischer Verfolgung auf. Im Laufe der Handlung kommt zur Sprache, dass Lena und Franzi Mayerhofer Nachkommen eines in der NS-Euthanasieanstalt Hartheim ermordeten Mannes sind. Teils wird im Kontext dieses Handlungsstranges jedoch der nationalsozialistische Erbgesundheitsdiskurs reproduziert.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Proletarisches Kino Fernsehen Ernst Hinterberger Arbeit Geschlecht Mundl Wienerisch Postnazismus Migration Tourismus Krise Alltagsgeschichten Serien Österreich Erika Deutinger Karl Merkatz Ingrid Burkhard Marianne Mendt Frank Oladeinde Abtreibung Sozialdemokratie Kommunismus Fernsehwissenschaft
Autor*innen
Florian Wagner
Haupttitel (Deutsch)
Proletarisches Fernsehen in Wien
Hauptuntertitel (Deutsch)
historische Transformationsprozesse in den ORF-Serien "Ein echter Wiener geht nicht unter" und "Kaisermühlen Blues"
Paralleltitel (Englisch)
Proletarian television in Vienna
Paralleluntertitel (Englisch)
historical transformation processes in the ORF series "Ein echter Wiener geht nicht unter" and "Kaisermühlen Blues"
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
145 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Renée Winter
Klassifikation
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte
AC Nummer
AC17396842
Utheses ID
73217
Studienkennzahl
UA | 066 | 665 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1