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Images of science in Austrian secondary education
the short-lived experiment of the pre-scientific work "Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA)"
Julius Grießler
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Science-Technology-Society
Betreuer*in
Maximilian Fochler
DOI
10.25365/thesis.77323
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-20656.85694.666839-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Wissenschaft und Technologie prägen unsere Gesellschaft und stellen viele der Errungenschaften bereit, die im 21. Jahrhundert unverzichtbar erscheinen. Deshalb haben Regierungen in der jüngeren Vergangenheit weltweit zunehmend den Schwerpunkt auf die Förderung wissenschaftlicher Bildung der Bevölkerung gelegt. Dahinter steht das Ziel, das Interesse junger Menschen für Wissenschaft und Technologie zu wecken, da der Wohlstand einer Nation auch von den Fähigkeiten der Bevölkerung abhängt, Wissenschaft und Technik zu nutzen und zu entwickeln. Daher konzentrierten sich Bildungsreformen in der jüngeren Vergangenheit zunehmend auf die Vermittlung wissenschaftlicher Kompetenzen, um Schülern wesentliche wissenschaftliche Kenntnissen und Fähigkeiten zu vermitteln. Aus der Sicht des Forschungsfeldes STS ist es wichtig, diese Lehrinhalte daraufhin zu untersuchen, welche Vorstellungen von Wissenschaft an die nächste Generation weitergegeben werden. Schließlich ist die Sicht der Gesellschaft auf Wissenschaft und Technik keineswegs statisch, sondern hat sich über die Jahrhunderte hinweg kontinuierlich gewandelt. Die „Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA)“ ist ein Beispiel dafür, wie eine Regierung versucht, die wissenschaftliche Kompetenz („science literacy“) der Bevölkerung zu stärken. Die VWA – eine Pflichtarbeit von max. 60.000 Zeichen im Rahmen der Abschlussprüfung der Sekundarbildung – sollte österreichische Maturant*innen für die Universität qualifizieren. Sie wurde in den Jahren 2014/2015 erstmals durchgeführt, aber bereits im Frühjahr 2024 wieder als Pflichtteil der Matura abgeschafft. Als Grund dafür wurde die Entwicklung von KI-Chatbots angeführt, die eine Überprüfung der von Schüler*innen erbrachten Leistungen verunmöglicht hätten. Auch die mangelnde Unterstützung der Lehrer für die VWA spielte für diese Entscheidung eine wichtige Rolle. Diese Arbeit untersucht das kurzlebige Experiment der VWA und die Bemühungen österreichischer Beamt*innen, die österreichische Sekundarschulbildung so umzugestalten, dass sie die wissenschaftlichen Kompetenzen der Schüler*innen stärkt. Konzeptionell stützt sich die Arbeit auf Akrichs Konzept des „Skripts“, um die Ziele des VWA-Skripts und die Rolle, die Wissenschaft darin spielt, zu verstehen. Außerdem werden die Vorstellungen, die Entscheidungsträger*innen im zuständigen Ministerium von Wissenschaft hatten, sowie die Gründe, aus denen sie Wissenschaft im VWA-Skript eine so herausragende Rolle zugewiesen haben, näher erforscht. Schließlich untersucht die Arbeit, wie Entscheidungsträger*innen im zuständigen Ministerium ihre Vorstellungen von Wissenschaft mit dem Begriff „Vorwissenschaft“ operationalisierten. Methodisch verwendet die Arbeit einen qualitativen Ansatz: Interviews mit Entscheidungsträger*innen im zuständigen Ministerium werden durch die Dokumentenanalyse eines ministeriellen Strategiepapiers ergänzt. Die Analyse zeigt vier Ziele der VWA. Während zu Beginn der Reform die Vorbereitung auf die Universität (1) der zentrale Grund für die Einführung der VWA war, gewannen die Aspekte Informationskompetenz (2), Selbstkompetenz (3) und Aufklärung (4) im Laufe der Zeit zunehmend an Bedeutung. Alle vier Ziele sind stark von einer spezifischen Vorstellung von Wissenschaft beeinflusst. Diese Ziele sind von wissenschaftlichen Praktiken inspiriert, die die Entscheidungsträger*innen im zuständigen Ministerium in der VWA nachahmen. Sie verstehen Wissenschaft in erster Linie als soziale Praxis. Zentrale Aspekte dabei sind Wissenschaft als organisierte Befragung der Welt, Wissenschaft als Methode und Wissenschaft als Diskurs. Für die befragten Entscheidungsträger*innen ist Wissenschaft ein sozialer Prozess, der untrennbar mit Gesellschaft verbunden und von ihr geprägt ist. Die Entscheidungsträger*innen im zuständigen Ministerium haben den Begriff „Vorwissenschaft“ geprägt, um wissenschaftliche Praktiken im Kontext eines bestehenden Schulsystems zu operationalisieren, das sich historisch nicht als wissenschaftlich versteht. Durch die interpretative Offenheit und Flexibilität des Begriffes „Vorwissenschaft“, haben die Entscheidungsträger*innen versucht, einen Kompromiss zwischen ihren Zielen und denen anderer Akteur*innen zu etablieren, der die Möglichkeiten und Grenzen des bestehenden Schulsystems berücksichtigt.
Abstract
(Englisch)
Science and technology uniquely shape contemporary societies, providing many of the facilities that have become indispensable in the 21st century. Because of this importance, governments have historically emphasized science education to encourage young people's interest in science and technology, since a nation's prosperity also depends on its population's ability to use and develop the technological sciences. Perceptions of science and technology are changing. In recent years, educational reforms have increasingly focused on teaching scientific literacy to equip students with the essential scientific knowledge and skills to use scientific innovation in their personal, political and professional pursuits. It is therefore important to examine these programmes in order to determine what ideas about science are being passed on to future generations. The pre-scientific work "Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA)”, an essay of max. 60,000 characters that Austrian secondary school students had to write as part of their Matura exams from 2015 to 2024 in order to graduate from high school and qualify for university, is one such case of a government aiming to strengthen scientific literacy. This thesis examines the short-lived experiment of the VWA and the efforts of Austrian policymakers to reshape Austrian secondary education to produce scientifically literate students. It draws on Akrich's concept of “script” to understand the aims of the VWA script and the role of science within it. It also examines policymakers' conceptions of science and why science was given such a prominent role in the VWA script. Finally, the thesis examines how policymakers operationalized these conceptions of science through the notion of 'pre-science' in a field that traditionally does understand itself as ‘science’. This thesis is based on complementary qualitative methods: in-depth interviews with policymakers in the Austrian Ministry of Education and document analysis of an internal ministerial policy paper. The research shows that the VWA has four aims. While university preparation (1) was the central reason for the conception of the VWA, information literacy (2), self-competence (3) and enlightenment (4) gained in importance over time. For instance, the experience with the COVID-19 pandemic strengthened the importance of information literacy in the eyes of policymakers. All four goals of the VWA are strongly influenced by science, as they are inspired by and seek to imitate scientific practices. Policymakers understand science primarily as a social practice. Central aspects of science include science as organized questioning of the world, science as method and science as discourse. For policymakers, science is a social process, inseparable from and shaped by society. Policymakers have coined the term 'pre-science' to operationalize scientific practices in the context of an existing school system, which historically has not seen itself as scientific. In its flexibility, the term attempts to strike a compromise between the aims and aspirations of policy makers and what can be achieved within the existing school system. In spring 2024, the VWA was abolished as a mandatory part of the Matura. The advancement of AI chatbots was cited as the reason for this change. In addition, a lack of teacher support for the VWA also played a significant role in making the VWA voluntary.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
VWA Wissenschaftsbildung Vorwissenschaftliche Arbeit Matura
Autor*innen
Julius Grießler
Haupttitel (Englisch)
Images of science in Austrian secondary education
Hauptuntertitel (Englisch)
the short-lived experiment of the pre-scientific work "Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA)"
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
149 Seiten : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Maximilian Fochler
Klassifikation
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein. Allgemeines
AC Nummer
AC17394345
Utheses ID
73875
Studienkennzahl
UA | 066 | 906 | |
