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Die mittelalterliche Wüstung Breitenfeld
Bastian Kammerer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Urgeschichte und Historische Archäologie
Betreuer*in
Claudia Theune
DOI
10.25365/thesis.77590
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11332.15340.459871-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Südöstlich von Gänserndorf wurden vom 06.02.2017 bis zum 08.02.2017 im Zuge geplanter Bautätigkeiten zur Errichtung einer Spar-Filiale archäologische Voruntersuchungen durchgeführt. Bei diesen konnten mittelalterliche Befunde erkannt werden. Die eigentliche Grabung wurde vom 01.03.2017 bis zum 11.04.2017 durch die Firma Novetus durchgeführt. Bei den Untersuchungen kamen mittelalterliche Keramikobjekte sowie einige Metallfragmente zutage, unter denen vor allem zwei Reitersporen zu erwähnen sind. Im nordwestlichen Teil der Fläche wurde ein Objekt ausgegraben, das als Erdstall angesehen werden kann. Der erste Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit einem Überblick, warum Dörfer veröden, den Dorfformen im Mittelalter und einer Luftbildanalyse der Fläche, auf welcher die Wüstung gegraben wurde. Auf den Luftbildern lässt sich sehr gut erkennen, dass der von der Firma Novetus gegrabene Abschnitt nur ein sehr kleiner Teil der ehemaligen Siedlung Breitenfeld ist. Die behandelte archäologische Fläche liegt außerhalb der Konzentration der Häuser und des vermutlichen Sitzes der Breitenfelder. Die in dieser Masterarbeit behandelte Fläche dürfte wohl eher ein wirtschaftlich genutzter Platz gewesen sein. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit dem Fundmaterial und den Befunden. So wird hier auf den oben genannten Erdstall genauer eingegangen und es werden die Probleme der Erdstallforschung diskutiert. Die Frage, in welchen Zeitraum die Wüstung datiert werden kann, konnte beantwortet werden. Die Analyse des Materials von Breitenfeld zeigt, dass die gefundenen Gegenstände, die in dem Teil der Wüstung gegraben wurden, in das Hochmittelalter und frühe Spätmittelalter datieren. Diese gefundenen Objekte wurden mit verschiedenen mittelalterlichen Fundstellen verglichen und daher in das Hochmittelalter und das frühe Spätmittelalter eingeordnet. Jedoch ist zu erwähnen, dass die Objekte in der Literatur teilweise Nutzungszeitspannen von 100-200 Jahren besitzen. Die meisten Funde von Breitenfeld ordnen sich in die Zeit zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert ein. Die Krempenränder, Kragenränder, Flachdeckel und Knäufe unterstützen eine Datierung in das Ende des Hochmittelalters/Anfang des Spätmittelaltes. Auch der Glimmer in der Magerung unterstützt eine Datierung in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die glimmerhaltige Keramik ist im bayerischen Donauraum im 10. bis 12. Jahrhundert die vorherrschende Form, welche im östlichen Niederösterreich ab dem 12. Jahrhundert die Grafitkeramik ablöst. Die schriftlichen Überlieferungen decken sich auch gut mit der Datierung des Fundmaterials. Als 1309 Konrad von Breitenfeld im Zuge eines weiteren Aufstandes gegen Herzog Friedrich III beteiligt war, verlor dieser all seine Besitztümer. Der Besitz ging an Friedrich III. Der Herzog belehnte in den nachfolgenden Jahren Adelige und Klöster mit Teilen dieses Besitzes. Somit hatten die Wiener Schottenabtei, die Stifte Melk und Klosterneuburg sowie einige Adelige in Breitenfeld ihre „Holden“ (=Untertanen). 1372, somit 63 Jahre nach dem Aufstand gegen Herzog Friedrich III., wurde zum ersten Mal erwähnt, dass Breitenfeld verödet ist. Diese Phase der Verödung zog sich einige Jahre hin. Im Jahr 1376 wurde der Ort teilweise verödet und ab 1456 als wieder öd beschrieben. Die meisten Funde von Breitenfeld ordnen sich in die Zeit zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert ein. Zum Abschluss sei noch einmal darauf hingewiesen, dass es in den gesamten Funden von Breitenfeld keinen einzigen Spinnwirtel gibt, was allerdings bei den meisten mittelalterlichen Wüstungen der Fall ist. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass die untersuchte Fläche keine Zone der ehemaligen Siedlung war, in der dieses Handwerk ausgeübt wurde und Spinnwirtel wahrscheinlich in anderen Teilen der noch unter der Erde liegenden Siedlung zu verorten sind. Auch die gefundene einzelne Kachel wirft einige Fragen auf, die sich vielleicht beantworten lassen, wenn die gesamte Siedlung gegraben werden würde. Als letztes wird in dieser Arbeit auf den „Erdstall“ von Breitenfeld eingegangen. Bei dem genaueren Vergleich mit anderen Erdställen fällt auf, dass dieser sogenannte „Erdstall“ nicht in das Schema der kategorisierten Erdställe fällt. Es wäre wichtig die Typisierung der Erdställe auszuweiten, damit auch kleinere Erdställe berücksichtigt werden. Die Funktion des Erdstalls in Breitenfeld lässt sich nicht genau bestimmen. Kulturtheorien, wie die der Leergräber können archäologisch nicht bewiesen werden. Die Funde geben keinerlei Hinweis auf religiöse Handlungen. Der Erdstall von Breitenfeld verfügt zwar über Belüftungslöcher, die die Versorgung von Sauerstoff gewährleistet hätten, jedoch scheint es mir eher unwahrscheinlich, dass er als ein Versteck errichtet wurde, da er aufgrund seiner Größe (340 cm Länge) für mehrere Leute kaum ausreichend Platz bot. Ferner stellt sich die Frage, ob die zwei kleinen Belüftungslöcher, bei voller Besetzung des Verstecks, eine ausreichende Zufuhr an Sauerstoff geliefert hätten. Gegen die Verstecktheorie spricht auch, dass es keinerlei Entsorgungsmöglichkeiten für Fäkalien gab, was bei einem längeren Aufenthalt von Nöten gewesen wäre. Das beschriebene Experiment zeigte jedoch, dass es für weniger Personen durchaus möglich wäre, zumindest 48 Stunden in einem Erdstall zu verbringen. Auf der ausgegrabenen Fläche gibt es keine Hinweise auf Kampfhandlungen, was auf keine aktive Nutzung als Versteck hindeutet. Als Versteck könnte es rein theoretisch trotzdem errichtet worden sein. Vielleicht sollte der Erdstall auch einmal viel größer werden, wurde jedoch nie weiter ausgebaut. Auch diese Überlegung scheint mir wichtig. Zum Abschluss ist noch erneut darauf hinzuweisen, dass nur ein sehr kleiner Teil der ehemaligen Siedlung Breitenfeld gegraben wurde. Eine Grabung der anderen Teile der Wüstung würde sicherlich neue und wichtige Informationen zu dieser mittelalterlichen Siedlung liefern.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Wüstung Mittelalter Breitenfeld Archäologie Gänserndorf
Autor*innen
Bastian Kammerer
Haupttitel (Deutsch)
Die mittelalterliche Wüstung Breitenfeld
Paralleltitel (Englisch)
The medieval deserted village of Breitenfeld
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
384 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Claudia Theune
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.15 Archäologie ,
15 Geschichte > 15.18 Mittelalterliche Archäologie. neuzeitliche Archäologie
AC Nummer
AC17417846
Utheses ID
74024
Studienkennzahl
UA | 066 | 801 | |
