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Living with the ideals of good scientific practice
of concerns, care, and response-abilities
Florentine Frantz
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium Sozialwissenschaften: Wissenschafts- und Technikforschung
Betreuer*in
Ulrike Felt
DOI
10.25365/thesis.78731
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11673.29215.745816-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Integrität von Forschung steht in den letzten Jahren vermehrt im Zentrum von akademischen und gesellschaftlichen Debatten. Ausgelöst durch Fälle von wissenschaftlichem Fehlverhalten und Berichte über fragwürdige Forschungspraktiken wurden Kontrollmechanismen, Leitlinien, sowie spezielle Integritätskurse eingeführt. Konzeptuell wird gute wissenschaftliche Praxis in solchen Formaten als eindeutige und rationale Entscheidung dargestellt, bei der es scheinbar lediglich darum geht, klare Regeln zu befolgen. Solche Darstellungen verabsäumen es jedoch, die alltäglichen wissenschaftlichen Herausforderungen und Ausverhandlungsprozessen der konkreten Bedeutung von guter wissenschaftlicher Praxis tatsächlich in der Praxis zu kontextualisieren. Akademische Lebenswelten sind heutzutage gekennzeichnet durch widersprüchliche Bewertungen dessen, was „gute“ Forschung ausmacht. Diese Arbeit hinterfragt die vermeintliche Selbstverständlichkeit, Eindeutigkeit und Klarheit von guter Praxis. Dabei geht sie der alltäglichen „Grenzziehungsarbeit“ von Forschenden nach und hinterfragt wann und wie Forschungspraktiken als besorgniserregend eingestuft werden und wer für diese Sorge tragen muss. Das Verständnis von „guter Praxis“ beschränkt daher nicht nur auf die Auswahl der „richtigen“ Handlungen, sondern betrachtet die situierte Sorgfalt (engl. Care) in akademischen Praktiken. Dies erfordert auch ein komplexeres Verständnis von Verantwortung für gute Forschung, das sich nicht auf Rechenschaftspflicht beschränkt, sondern die komplexen, kollektiven Reaktionsmöglichkeiten (engl. Response-abilities) anerkennt. Der empirische Korpus dieser Arbeit besteht aus drei wissenschaftlichen Publikationen. Der erste Artikel verfolgt den Diskurs über besorgniserregende Forschungspraktiken in den Zeitschriften Nature und Science über die letzten vier Jahrzehnte und zeigt auf wie zunehmend institutionelle Akteure für das Management guter Forschung verantwortlich gemacht wurden. Der zweite Artikel stellt die kartenbasierte Engagement-Methode „RESPONSE_ABILITY“ als Instrument für ein kompetenzorientiertes Training zur Forschungsintegrität vor. Der dritte Artikel analysiert Diskussionsgruppen mit Nachwuchsforschenden und veranschaulicht ihr komplexes Verständnis und ihre Sorge um gute Forschung, die sie anhand von vier Bewertungsregistern darstellen. Abschließend reflektiert diese Arbeit die artikelübergreifenden Beobachtungen zur Beantwortung der Forschungsfragen. Dies umfasst eine Reflexion über die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von besorgniserregenden und sorgsamen Praktiken und ein Plädoyer dafür, Integrität nicht als beständige persönliche Eigenschaft zu verstehen, sondern als kontinuierliche Errungenschaft. Diese kommt in den eigenen Handlungen, Beobachtungen über die Spannungen im sozialen akademischen Gefüge und die Entfremdung von Forschern und ihren Institutionen/Universitäten, sowie die Unterscheidung zwischen fürsorglichen und kontrollierenden Antworten auf bedenkliche Forschungspraktiken zum Ausdruck. Schlussfolgernd beschreibt diese Arbeit, dass das Verständnis von besorgniserregenden Forschungspraktiken in der Praxis auch dazu beiträgt, das Vertrauen in die Forschung und innerhalb der Forschung zu stärken. Anstelle von einem dogmatischen Verständnis von Integrität als stabiler Voraussetzung für das Vertrauen in die Wissenschaft auszugehen ist es wichtig zu beleuchten, was Forschende in ihren individuellen und kollektiven Handlungen tun, um Wissenschaft zu einer verlässlichen Wissensquelle zu machen, und damit die Grundlage für das Vertrauen in die Forschung zu charakterisieren.
Abstract
(Englisch)
Studying and governing research integrity have attracted growing interest. Triggered by cases of scientific misconduct and reports about questionable research practices, various means of controlling researchers through new guidelines, forms, or integrity courses have been introduced. These present good scientific practice as a clear rational choice to work along seemingly straightforward rules. However, such accounts fail to contextualize the mundane negotiations about good scientific practice in academic environments, which are characterized by conflicting valuations of what makes research good. This thesis challenges the assumed clarity of good practice and instead follows researchers’ boundary work, questioning when and how research practices become matters of concern, for whom, and how these concerns can be addressed. Conceptualizing good practices not as an issue of choosing “the” right actions but as in need of situated care requires an understanding of responsibility that is not limited to accountability but acknowledges the complex response-abilities at stake. This thesis is an article-based project. The first article follows the discourse about concerning research practices in the journals Nature and Science over the last four decades, showing that more institutional stakeholders have become responsible for managing good research. The second article presents the card-based engagement method “RESPONSE_ABILITY” as a tool for capacity-oriented research integrity training. The third article analyzes discussion groups with early-stage researchers, challenging deficit narratives that characterize early-stage researchers as merely in need of training and illustrating their complex understandings and care for good research, which they portray along four registers of valuing. Bringing these observations together, I reflect on the visibilities and invisibilities of concerning and caring practices. I contend that integrity is not a stable personal quality but an ongoing achievement in practice and ponder the tensions in the social academic fabric and alienation of researchers and their institutions, as well as the differences between caring and controlling modes of responding to concerns. Concluding the thesis, I argue that attuning to concerns about good research practice in practice also contributes to strengthening trust in and within research. Instead of understanding research integrity as a stable prerequisite for public trust in science, what matters is to shed light on what people do to make research a reliable source of knowledge and emphasize collective responses as the basis for trust in research.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Wissenschafts- und Technikforschung Epistemische Lebensräume Forschungsintegrität Care Response-ability Matters of Concern Werteregister Vertrauen in die Forschung
Schlagwörter
(Englisch)
Science and Technology Studies Epistemic Living Spaces Research Integrity Care Response-ability Matters of Concern Registers of Valuing Trust in Research
Haupttitel (Englisch)
Living with the ideals of good scientific practice
Hauptuntertitel (Englisch)
of concerns, care, and response-abilities
Publikationsjahr
2024
Umfangsangabe
ix, 201 Seiten : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Heidrun Åm ,
Ruth Müller
Klassifikation
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.99 Sozialwissenschaften allgemein. Sonstiges
AC Nummer
AC17586434
Utheses ID
74261
Studienkennzahl
UA | 796 | 310 | 121 |
