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Besteht abseits konkreter Zusicherungen ein Schutz berechtigter Erwartungen von ausländischen Investoren auf eine stabile Gesetzeslage des Gaststaates?
eine Untersuchung unter Bedachtnahme der Entwicklung von der "Argentinienkrise" zur "Spanienkrise"
Markus Haibel
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften Rechtswissenschaften
Betreuer*in
Ursula Kriebaum
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.78755
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-20988.34887.428263-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Für ausländische Investoren stellen Gesetzesänderungen im Gaststaat nach Vornahme von Investitionen ein erhebliches Risiko dar. Der oftmals in bi- und multilateralen Investitionsabkommen geregelte Fair and Equitable Treatment (FET) Standard mit seinen Schutzvorgaben soll ausländischen Investoren Schutz bieten. Eine dieser Schutzvorgaben stellt der Schutz berechtigter Erwartungen ausländischer Investoren dar. Die Verletzung berechtigter Erwartungen ist nach der Schiedspraxis etwa dann gegeben, wenn der Gaststaat die Gesetze entgegen zuvor erteilten Stabilitätszusagen zum Nachteil des ausländischen Investors abändert. In der Schiedspraxis und Lehre uneinheitlich beurteilt wird hierbei die Frage, wann ausländische Investoren berechtigterweise auf die Beständigkeit der zum Zeitpunkt der Investition vorherrschenden gesetzlichen Rahmenbedingungen vertrauen dürfen. Abseits von konkreten Zusicherungen auf gesetzliche Stabilität sowie vertraglich vereinbarten Stabilisierungsklausen steht es dem Gaststaat schließlich grundsätzlich frei, die von ihm erlassenen Gesetze jederzeit zu ändern. Bei folgenden Fallgruppen kann ein Schutz berechtigter Erwartungen bei nachteiligen Gesetzesänderungen auch abseits konkreter Zusicherungen bzw Stabilisierungsklauseln angenommen werden: - Unverhältnismäßige Gesetzesänderungen: Als unverhältnismäßig einzustufen sind ‚echt‘ rückwirkende Gesetzesänderungen sowie die ,totale‘ Beseitigung der zum Zeitpunkt der Investition in Geltung gewesen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Willkürliche sowie in böswilliger Absicht zum Nachteil des Investors vorgenommene Gesetzesänderungen sind ebenfalls als unverhältnismäßig einzustufen. - Gesetze mit konkretem Ziel bzw Zweck: Aufgrund ihres spezifischen, auf bestimmte Investitionen abgestimmten Regelungsinhalt könnten derartige gesetzliche Vorgaben auch abseits konkreter Stabilitätszusicherungen als Vertrauensgrundlage für berechtigte Erwartungen fungieren. - Objektiv zu unterstellende Bindungsintention des Gaststaates: Wenn dem Gaststaat bei bestimmten gesetzlichen Vorgaben aufgrund seines gegenüber ausländischen Investoren gesetzten Verhaltens die objektive Intention unterstellt werden kann, dass dieser sich gegenüber ausländischen Investoren auf Beibehaltung der gesetzlichen Vorgaben binden wollte, können auch diese Vorgaben Grundlage für den Schutz berechtigter Erwartungen bilden.
Abstract
(Englisch)
For foreign investors, changes to the law after making investments in the host country pose a considerable risk. The Fair and Equitable Treatment (FET) standard, which is often regulated in bi- and multilateral investment agreements, is intended to offer protection to foreign investors. One of these safeguards is the protection of foreign investors' legitimate expectations. According to arbitration practice, legitimate expectations are violated, for example, if the host state amends the laws to the detriment of the foreign investor contrary to previously given promises of stability. Arbitration practice and doctrine differ on the question of when foreign investors may legitimately rely on the stability of the legal framework in place at the time of the investment. Apart from specific assurances of legal stability and contractually regulated stabilization clauses, the host state is generally free to change the laws it has enacted at any time. In the following groups of cases, legitimate expectations can be assumed to be protected in the event of disadvantageous changes to the law, even in the absence of specific assurances or stabilization clauses: - Disproportionate legislative changes: retroactive changes to the law and the 'total' elimination of the legal framework that existed at the time of the investment are to be classified as disproportionate. Arbitrary and malicious changes to the law to the detriment of the investor are also to be classified as disproportionate. - Laws with a specific objective or purpose: Due to their specific regulatory content tailored to certain investments, such laws could also act as a basis for legitimate expectations, even apart from concrete assurances of stability. - Objectively imputable binding intention of the host state: If the host state can be objectively presumed to have the intention to bind itself to foreign investors in the sense of maintaining the legal requirements in the case of certain legal requirements based on its behavior towards foreign investors, these requirements can also form the basis for the protection of legitimate expectations.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Schutz berechtigter Erwartungen Abseits konkreter Zusicherungen Gesetzliche Stabilität totale Gesetzesänderung unverhältnismäßige Gesetzesänderung gesetzliche Stabilität erneubare Energien Fair and Equitable Treatment
Schlagwörter
(Englisch)
Protection of legitimate expectations Without specific representations legal stability legal stability renewable energies Fair and Equitable Treatment
Autor*innen
Markus Haibel
Haupttitel (Deutsch)
Besteht abseits konkreter Zusicherungen ein Schutz berechtigter Erwartungen von ausländischen Investoren auf eine stabile Gesetzeslage des Gaststaates?
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Untersuchung unter Bedachtnahme der Entwicklung von der "Argentinienkrise" zur "Spanienkrise"
Paralleltitel (Englisch)
Is there any protection for foreign investors' legitimate expectations of a stable legal situation in the host state apart from concrete assurances?
Publikationsjahr
2025
Umfangsangabe
367 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Irmgard Marboe ,
August Reinisch
Klassifikation
86 Recht > 86.93 Völkerrechtliche Sondergebiete
AC Nummer
AC17589894
Utheses ID
74348
Studienkennzahl
UA | 783 | 101 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1