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Die Geschichte der Hutterer
von den Anfängen der Täuferbewegung bis zur Gegenwart
Wilhelm Thoma
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Lothar Höbelt
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.980
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30020.58085.228966-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Täuferbewegung entstand 1525 in Zürich im Zug der Reformation. Eine Gruppe von Männern, denen Zwinglis Reformbemühungen nicht weit genug gingen, spaltete sich von ihm ab und führte die erste Glaubenstaufe an Erwachsenen durch. Die Kindertaufe lehnten sie ab, da die Taufe ein Bund mit Gott sei, den nur ein mündiger Mensch aus freiem Willen eingehen konnte. Die Täufer, die von ihren Gegnern oft als Wiedertäufer bezeichnet wurden, sind eine Splittergruppe der Reformation und da es zahlreiche Missstände in Klerus und Kirche gab, fiel ihre Lehre vor allem im deutschsprachigen Mitteleuropa auf fruchtbaren Boden. Sie gerieten bald in Konflikt mit der weltlichen und kirchlichen Obrigkeit, da sie Eidesleistung, Kriegsdienst und Steuerzahlungen für Kriegszwecke ablehnten. Die bald einsetzende brutale Verfolgung in katholischen, als auch reformierten Gebieten zwang viele zur Flucht, wodurch täuferisches Gedankengut im gesamten süddeutschen und österreichischen Raum verbreitet wurde. In den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts war Mähren, das sich lange dem katholischen Kaiserhaus in Wien widersetzen konnte, wohl das Land mit der größtmöglichen Religionsfreiheit, weshalb viele verfolgte Täufer hier Zuflucht fanden. Hier entwickelte sich auch die erste Täufergruppe, die in Gütergemeinschaft lebte und Privatbesitz ablehnte, zu der später Jakob Hutter stieß, dessen Anhänger sich noch heute nach ihm als Hutterer oder Hutterische Brüder bezeichnen. Er war die wohl bedeutendste Führungspersönlichkeit der Täuferbewegung in Mähren, endete aber wie so viele andere seiner Glaubensbrüder auf dem Scheiterhaufen. 1622 gelang es dem katholischen Kaiserhaus in Wien nach langen Bemühungen den Widerstand der protestantischen Stände zu brechen und es brachen schwere Zeiten für die gesamte nicht-katholische Bevölkerung herein. Sämtliche Täufer, darunter auch die Hutterer, mussten Mähren verlassen; die meisten gingen nach Oberungarn oder nach Siebenbürgen. Der 30-jährige Krieg und gegenreformatorische Maßnahmen durch die Jesuiten brachten die Gemeinden an den Rande des Zusammenbruchs. Durch eine glückliche Fügung erhielt die stark dezimierte Gemeinde in Siebenbürgen 1755 Verstärkung durch Kärntner Protestanten, die von Maria Theresia aus ihrer Heimat vertrieben worden waren und sich den letzten verbliebenen Hutterern in Alwinz anschlossen. Aufgrund eines neuerlichen russisch-türkischen Krieges war auch ein Verbleib in Siebenbürgen nicht mehr möglich und die Gemeinde floh in die Walachei. Hier war ihnen nur ein kurzer Aufenthalt beschieden, sodass die Flucht drei Jahre später schließlich nach Wischinka nördlich von Kiev führte. Hier besiedelten und bewirtschafteten die Hutterer das Land von Graf Peter Rumjanzow, der ihnen Privilegien und Religionsfreiheit gewährte. Nach dessen Tod konnte mit seinen Nachfolgern keine Einigung erzielt werden und die Gruppe musste nach Radiceva übersiedeln. Hier kam es zu zahlreichen internen Streitigkeiten bezüglich der Einhaltung der Gütergemeinschaft, die schließlich auch zu Spaltungen führten. Schließlich landeten einige Gruppen in Südrussland im Molotschna Gebiet, wo die Siedlung Huttertal gegründet wurde. Durch Russifizierungsmaßnahmen und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht aufgeschreckt wanderten 1874–1877 schließlich 18 000 Mennoniten und etwa 1 600 Hutterer in die USA und nach Kanada aus. Bereits in Russland entwickelten sich drei Zweige innerhalb der Hutterer, die nach den Namen bzw. Berufen ihrer Gründer Dariusleut, Lehrerleut und Schmiedeleut genannt werden. Diese Dreiteilung der Gemeinde setzte sich auch in Nordamerika bis zum heutigen Tage fort. Während des 1. Weltkrieges hatten die Hutterer in den USA unter schweren anti-deutschen Ausschreitungen zu leiden, da sie den Kriegsdienst verweigerten und als Verräter und Spione angesehen wurden. 1917 verließen die allermeisten Hutterer die USA und wanderten nach Kanada aus. Hier entstanden im Laufe der Zeit zahlreiche Bruderhöfe, auf denen die Brüder und Schwestern abgeschottet von der Außenwelt in Gütergemeinschaft lebten und sich zahlreich vermehrten. Ab den 30er Jahren wurden auch in den USA, vor allem in South Dakota und Montana, wieder Höfe gekauft und besiedelt. Da die Hutterer jegliche Verhütungsmaßnahmen ablehnen, ist ihre Geburtenrate dementsprechend hoch, sodass die Zahl ihrer Mitglieder und ihrer Höfe in den letzten hundert Jahren sprunghaft angestiegen ist. Heute gibt es in Nordamerika über 400 Bruderhöfe mit mehr als 40 000 Bewohnern, wovon etwa 70% in Kanada und 30% in den USA leben. Sie leben bis heute nach den Regeln und Ordnungen ihrer Gründerväter aus dem 16. Jahrhundert in Gemeineigentum, leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und handwerklichen Tätigkeiten. In erster Linie versuchen sie sich selbst zu versorgen und von ihrer nicht-hutterischen Umwelt unabhängig zu sein.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Hutterites
Schlagwörter
(Deutsch)
Hutterer Täuferbewegung Reformation
Autor*innen
Wilhelm Thoma
Haupttitel (Deutsch)
Die Geschichte der Hutterer
Hauptuntertitel (Deutsch)
von den Anfängen der Täuferbewegung bis zur Gegenwart
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
III, 133 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Lothar Höbelt
Klassifikationen
11 Theologie > 11.55 Protestantismus ,
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich
AC Nummer
AC06990327
Utheses ID
748
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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